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Himmelskinder

Himmelskinder

Titel: Himmelskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Feldhausen
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Spiel, den sie schon ad acta gelegt hatten:
    »Lasst uns noch mal überdenken, ob er nicht doch dafür gesorgt haben kann, bei seinen Aktivitäten keine Spuren zu hinterlassen. Ihr wisst schon, dieses Latexzeugs. Die Frage ist dann nur, von wem die siebenundsechzig Prozent sind. Die berechtigten Personen scheiden aus, von wem also dann?«
    Alvermann schloss für einen Moment die Augen. Er überlegte, sich jetzt hier gleich vom Stuhl fallen zu lassen und nie wieder aufzustehen. Er blieb einen Moment bei diesem verlockenden Bild.
    »An die Zwei-Täter-Theorie glaube ich nicht. In den Zeugenaussagen der Mädchen damals gab es keine entsprechenden Hinweise. Klar könnte er seine Vorlieben verändert haben, aber für mich ist er eher der selbstherrliche Täter, der die absolute Dominanz mit niemandem teilen will. Die siebenundsechzig Prozent sind von ihm, das sagen mir meine Erfahrung und natürlich der bisherige Verlauf unserer Ermittlungen.«
    Alvermanns Sicht auf den Täter, die er schon an anderer Stelle vertreten hatte, überzeugte die anderen nach wie vor, sie verabschiedeten die Theorie fürs Erste.
    »Vielleicht kommt Masur da oben einen Schritt voran. Der ist doch für jede Überraschung gut. Wir geben jetzt auf keinen Fall auf, damit das klar ist!«, hörte er die Stimme von König erneut.
    Sie erhob sich.
    »Fünf Minuten Pause, und dann geht es weiter.«
    Alvermann stand auf und ging zur Herrentoilette. Er hielt seinen Kopf unter den Wasserhahn. Was sind das, dachte er, für ungeheure kriminelle Kräftebündelungen in Justiz und Polizei? Und womöglich spielt auch die Politik eine Rolle. Und dann dachte er noch, dass er kurz davorstand, aufzugeben.
    Nach der Pause hatte sich die Stimmung der Gruppe kaum geändert. Wo war das Material vertauscht worden? Alvermann konnte inzwischen wieder klar denken.
    »Ich will mir nicht vorstellen, dass da jemand vom lka mitgespielt hat. Irgendwo vorher ist die Sauerei passiert. Wo genau werden wir nicht herausfinden, wie so vieles nicht in diesem Fall.«
    Meiners wollte nicht locker lassen.
    »Wer kommt dafür infrage? Überlegt doch mal.«
    Sie gingen gemeinsam Station für Station durch, die die Proben auf dem Weg zum lka passieren mussten. Bulleken winkte bald ab.
    »Stimmt, wir stochern im Nebel, ohne einen Schritt voranzukommen. Wir können davon ausgehen, dass Aufträge unserer Arbeitsgruppe an das lka , überhaupt unsere gesamten Aktivitäten überprüft werden, seitdem wir uns die 99er-Akten besorgt haben. Also, wie weiter?«
    Meiners, der die Nacht vor Bartholdys Haus verbracht hatte, schlug vor, die Wohnraumüberwachung einzustellen.
    »Es hat bisher nichts gebracht und kostet zu viel Kraft. Und Bartholdy wird den Ball flach halten, selbst wenn er nicht davon ausgeht, dass wir illegal überwachen.«
    Alvermann schüttelte den Kopf.
    »Wir hören jetzt nicht auf, selbst wenn du recht hast. Wir lassen die Überwachung weiterlaufen. Wenigstens noch diese Woche. Gut, was können wir noch tun außer darauf zu hoffen, dass Masur in Aldenburg das gelingt, was wir hier nicht schaffen?«
    Meiners beugte sich vor.
    »Wie wäre es, wenn Frederik Bartholdy anruft. Ich denke an eine fingierte Erpressung. Dann sind die Wanzen im Telefon wenigstens zu etwas gut. Ja, ja, ich weiß, guckt nicht so skeptisch. Er braucht nur anzurufen und zu sagen, dass er der Junge ist, der alles gesehen hat, vor allem seine Autonummer, und dass er Geld von ihm haben will, das ist alles. Und dann lassen wir uns überraschen, wie der Herr Richter reagiert. Auf jeden Fall scheuchen wir ihn auf. Dann muss einfach etwas in Bewegung kommen.«
    Die Gruppe diskutierte hin und her, kam aber zu keinem Ende.
    »Der ist zu clever, der wird am Telefon nichts von sich geben, was gegen ihn verwendet werden kann, da bin ich sicher«, meinte König. »Aber versuchen können wir es.«
    »Wenn wir das tun, braucht der Junge mehr Schutz. Er ist jetzt schon gefährdet nach den Presseberichten. Wohin mit ihm? Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, Frederik zu benutzen.«
    Alvermann dachte an seinen Freund und Kollegen, der gerade im Zug saß und gen Norden fuhr. Vielleicht brachte Masur in Aldenburg tatsächlich die Mauern zum Einstürzen, oder es fiel wenigstens der eine oder andere Stein.

50
    Masur hatte den Nachtzug genommen und musste zweimal umsteigen. Er mochte die Landschaft immer weniger. Im Morgengrauen sah er öde kleine Dörfer und endlose Landschaften, grau in grau, eine echte Herausforderung, hier zu leben

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