Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmelskinder

Himmelskinder

Titel: Himmelskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Feldhausen
Vom Netzwerk:
Bedienung der Abhöranlage ein.
    »Was ist in dem anderen Koffer?«, wollte der Kollege wissen.
    »Ein Peilsender, da träumt unser Schlechtriem von.«
    Meiners hatte weniger Berührungsängste als sein Chef:
    »Wo ist der her? Die Story mit dem BKA kannst du dir schenken.«
    »Sagen wir es mal so: Ich käme mit einer Verwarnung davon …«
    Meiners warf ihm einen skeptischen Blick zu, bohrte aber nicht weiter. Stattdessen fragte er, wie es in Berlin gelaufen sei, und Bulleken berichtete von der missglückten Aktion. Die Justizbeamten in Tegel hatte er gefressen.
    »Die waren derartig unkooperativ, nicht zu glauben. Es war doch wohl klar, dass ich stinksauer war. Hatte ja gestern noch angerufen und den Besuch angekündigt, da kam kein Wort von einer Verlegung. Da müsse ich mich irren und weiterer Schwachsinn. Jemand von der Leitung war nicht zu sprechen, und ich konnte wieder abziehen. Übrigens ein übler Bau, schon ein Grund für mich, nie straffällig zu werden.«
    Meiners gähnte herzhaft, und Bulleken bot ihm an, ein paar Stunden zu bleiben. Meiners nahm das Angebot nur zu gern an und verdrückte sich auf den Rücksitz. Er war im Nu eingeschlafen; sein Schnarchen war nicht von schlechten Eltern. Bulleken verließ den Wagen, um sich die Beine zu vertreten. Er ging die Straße hinunter bis zu einem kleinen Wäldchen und atmete die milde Juniluft ein. Was könnte man in so einer Nacht alles anfangen, dachte er, statt einen Sausack zu beschatten. Er setzte sich auf einen Randstein und guckte in den Himmel. Irgendwann fuhr ein Auto an ihm vorbei und hielt vor dem Haus des Richters.
    Es geht los, dachte er und hielt sich im Schatten der Bäume, als er zum Auto zurücklief. Er schlüpfte auf den Beifahrersitz und weckte Meiners.
    Die Geräusche aus dem Haus waren von einer unglaublichen Präzision. Erst Schritte, dann Türen, die auf- und zugingen, eine Flasche, die entkorkt wurde, sogar Schlucke. Und schließlich Klaviermusik, hin und wieder unterbrochen von Gemurmel und Wiederholungen.
    »Ich glaube, Beethoven«, flüsterte Meiners.
    »Du brauchst nicht zu flüstern«, lachte Bulleken.
    Die beiden hörten der Musik zu, der Richter war ein guter Spieler. Dann kehrte irgendwann Ruhe ein, nur noch ein paar Schlucke aus dem Glas, Pinkeln und Wasserspülung und zuletzt leise Geräusche, die darauf schließen ließen, dass er zu Bett ging.
    »Der putzt sich nicht die Zähne, der Kerl. Hoffentlich fallen sie ihm bald aus. Tja, das war es für heute. Ich verschwinde noch mal kurz und bringe den Peilsender unter.«
    Als Bulleken sich endgültig verabschieden wollte, hatte Meiners noch eine kleine Bitte:
    »Hör mal, ich brauche dringend etwas zu essen. Wenn ich müde bin, muss ich wenigstens was für zwischen die Zähne haben. Kannst du nicht eben zur Frittenbude am Ring fahren? Bring einmal alles, was die haben, ja? Dann darfst du nach Hause.«
    Bulleken kam bepackt wie ein Maulesel zurück. Er legte die Päckchen neben Meiners und verdrückte sich gähnend.
    »Viel Spaß, Meiners, ich haue ab. Bring noch die Proben auf den Weg. Bin auch todmüde. Wenn was ist und du mich brauchst, rufe mich an. Jederzeit.«
    Netter Kerl, dachte Meiners und machte sich auf ein paar höchst langweilige Stunden gefasst.
    Als Masur endlich am Morgen erschien, fühlte Meiners sich gerädert und um Jahrzehnte gealtert. Er stieg aus dem Wagen aus und lief ein paar Schritte, während Masur Kaffee und Brötchen auspackte. Sie frühstückten, und Meiners berichtete von der vergangenen Nacht. Bevor er ging, erklärte er Masur die Anlage.
    »Mittlere Lautstärke reicht absolut, sonst fallen dir die Ohren ab.«
    »Hoffentlich spielt der auch morgens Klavier. Hätte ich nichts gegen einzuwenden. Aber wie ich mein Glück kenne, geht der nur aufs Klo.«
    »Ja, ja, kann alles sein, ich muss jetzt pennen. Dämlicher Job, aber wollten wir ja so. Gute Nacht, mein Freund.«

47
    Nikos Restaurant war fast leer, als Bulleken einen Tisch suchte, an dem sie alle Platz hatten. Er ging in den hinteren Raum und setzte sich an einen Tisch, der durch große Pflanzen verdeckt wurde. Falls jemand vom Präsidium erschiene, würden sie behaupten, Königs Geburtstag nachfeiern zu wollen.
    Er bestellte einen Vorspeisenteller. Wie schnell war alles in Bewegung gekommen. Sie hatten einen Verdächtigen in der Stettner-Sache, und sie würden ihn überführen – die Frage war nur, wann. Masur kam als Nächster und schlang gierig ein paar der Köstlichkeiten von Bullekens Teller

Weitere Kostenlose Bücher