Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Himmelskraft

Titel: Himmelskraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
Vom Netzwerk:
auch noch mehr gelingen mußte. Mit schnellem Schritt ging Headstone zur Wand und legte einen Schalter um. In magischem Licht schimmerte die große Röhre, in allen Farben leuchtete der Stein unter ihr. Dumpf und gleichmäßig erfüllte das tiefe Brummen der Transformatoren den Raum. In sich versunken stand Headstone vor der funkelnden Röhre, als die ersten Ingenieure und Werkleute zurückkamen. Headstone erteilte seine Befehle mehr mit Gesten als mit Worten. Metallitzen, die schon bereitlagen, wurden herbeigeschafft und auf den leuchtenden Stein gelegt, wo die aus der Röhre rasenden Elektroden sie mit voller Wucht streifen mußten. Headstones Blick wanderte hin und her zwischen den feinen Metalldrähten und dem Zeiger der Uhr.
    »In die Zerreißmaschine!« befahl er knapp und scharf. Schon schnitten seine Ingenieure das bestrahlte Stück aus der Litze heraus und spannten es in die Maschine. Mit hydraulischer Macht fuhren die Backen der Zerreißmaschine auseinander und strafften die Litze. Mit angehaltenem Atem verfolgte Headstone den Zeiger des Kraftmessers, sah ihn steigen und immer weiter steigen. 50 Prozent. 70 Prozent. 80 Prozent von der Festigkeit der europäischen Halteseile waren erreicht - da riß die Litze.
    80 Prozent! Viel mehr, als die Leute von der Aluminium Corporation jemals erreicht hatten. In tausend Variationen würden die Ingenieure diesen Versuch wiederholen, bis der bestehende Rekord vielleicht überboten wurde.
    Etwas anderes kam ihm in die Erinnerung: jenes eigenartige Blättchen mit dem rätselhaften Gewicht, das der Professor Livonius ihm gegeben hatte. Er erteilte Auftrag, es zu holen, ließ es wie ein Fensterchen in eine mächtige Platte aus Isolierstoff einfügen, die 10 Millionen Volt sicher aushielt, gab danach Befehl, 10 Millionen Volt auf das hauchdünne Blättchen loszulassen. Wie blaues Elmsfeuer lief die Millionenspannung über das Blättchen hin - aber zu durchschlagen vermochte sie es nicht. Über die große Isolierplatte züngelte sie weiter dahin, bis sie den Rand erreichte und unter Blitz und Donner ihren Ausgang durch die Luft fand. »Ein neues Wunder!« stammelte Headstone, als die Anlage stillgesetzt war. Er ließ das Blättchen wieder herausnehmen. Mit Staunen betrachteten es seine Ingenieure.
    Dieser Hexenstoff mußte chemisch untersucht werden. Das war das Nächstliegende. Headstone ließ das Blättchen auf einen Amboß legen. Mit Meißel und Hammer sollte ein dünner Streifen für das chemische Laboratorium abgetrennt werden. Aber dem Blättchen war nicht beizukommen.
    »Man müßte versuchen, es zu schmelzen«, sagte jemand. Eine Platinschale wurde gebracht; Knallgasbrenner wurden entzündet. Nur auf das Blättchen waren jetzt die heißen Flammen gerichtet. Würde es auch einer Glut von 4000 Grad widerstehen?

Leicht begann es sich zu krümmen und zu kräuseln. Zu gewaltig wurde die Wärmebewegung der Moleküle. Einen Augenblick wogte und kochte es in der Schale. Verschwunden war das Blättchen. Ein wenig Dampf und Rauch war alles, was übrigblieb. Es gab keine Möglichkeit mehr, den zauberischen Schwerstoff zu untersuchen. wenn es nicht gelang, neue Proben zu beschaffen. Klar stand dieser Gedanke in Headstones Kopf, als er sich anschickte, den Raum zu verlassen. Neue Befehle und Instruktionen, von Headstone selbst verschlüsselt, gingen am gleichen Tage an Turner ab.
    Johannes Zacharias arbeitete in seinem Garten, als der Briefträger kam.
    »Ein Brief aus Afrika für Sie, Herr Zacharias.« Eilig griff der Alte nach dem Brief und warf dabei einen Blick in die Tasche des Postboten.
    »Da haben Sie ja noch einen andern Brief aus Afrika.«
    »Ist für den Ausländer im Heidekrug«, erwiderte der Beamte.
    »Soso! Der ist immer noch hier.«, meinte Zacharias nebenhin.
    »Scheint hier ansässig werden zu wollen«, sagte der Postmann lachend und empfahl sich. Zacharias setzte sich auf eine Gartenbank und las seinen Brief. »Headstone ist störrisch wie ein Maulesel«, schrieb Dr. Frank. »Es ist bei ihm zu einer fixen Idee geworden, unsere Erfindungen noch einmal von sich aus zu machen. Brooker ist umgänglicher. Er ist Kaufmann und hat Verständnis dafür, daß es vorteilhafter sein kann, eine Erfindung fertig zu kaufen, als sie selbst zu machen. Vorläufig ist er jedoch noch stark im Schlepptau von Headstone. Wir müssen den Ausgang der Patentangelegenheit abwarten, bevor wir weitere Schritte tun können.«
    Ungeduldig las Zacharias weiter. Er brannte darauf, etwas über

Weitere Kostenlose Bücher