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Himmelskraft

Titel: Himmelskraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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wider alle Instruktionen. Er stand auf und ging in sein Arbeitszimmer nebenan, um mit sich zu Rate zu gehen.
    Unschlüssig blickte er umher, sah auf seinem Schreibtisch ein Telegramm liegen, griff danach und riß es auf. Eine neue dringende Mahnung von Headstone, die Station in Ordnung zu bringen.
    Cowper lehnte es ab, mit in den Maschinenraum zu kommen.
    »Der Junge ist mit seinen Nerven fertig«, flüsterte Fosdijk dem Doktor zu.
    Zu zweit gingen sie in den Maschinenraum, und mit schnellem Blick musterte Dr. Frank die Anlage. Fosdijk ließ den Unterbrecher angehen. Mit einem zweiten Griff beseitigte er den Kurzschluß der Funkenstrecke. Im Augenblick begann der Spannungszeiger zu klettern, erreichte eine Million, stieg weiter auf 1,6 Millionen Volt. Dumpf brummte der Transformator auf, als er die Spannung bekam. Schweigend standen Fosdijk und Dr. Frank. Beider Blicke hingen an dem Spannungszeiger. Dieser pendelte langsam hin und her, fiel bald nach unten, stieg bald wieder nach oben. In langsamem Rhythmus schwankte die Spannung des atmosphärischen Stromes um mehrere hunderttausend Volt. »Sehr ungünstige Verhältnisse haben Sie hier, Mister Fosdijk«, sagte Dr. Frank, als der Zeiger die zweite Million Volt erreichte. »In Mitteleuropa sind die Schwankungen.« Der Rest seiner Worte ging in einem krachenden Donner verloren. Die Überspannung war durch die Funkenstrecke außerhalb des Gebäudes als mächtiger Blitz in die Erde gefahren.
    Fast unnatürlich erschien die Stille danach. Noch betäubt von dem Donnergrollen, vernahmen die Ohren kaum das tiefe Brummen des Transformators. Nur langsam gewöhnten sie sich an die Ruhe, als der Zeiger schon wieder zu klettern begann, langsam aber sicher der zweiten Million zustrebte - und dann ein zweiter, nicht minder kräftiger Donnerschlag. Die Tür wurde aufgerissen. Cowper stand auf der Schwelle und gestikulierte wie ein Wahnsinniger »Ausschalten, Fosdijk - Ausschalten! Heute ist Feiertag!« brüllte er.
    Auf einen Wink des Doktors schloß Fosdijk die Funkenstrecke wieder kurz.
    »Die Verhältnisse sind ungünstiger als in Europa«, vollendete Frank seinen Satz. »Trotzdem - es könnte gehen.«
    Er zog sein Notizbuch, ließ sich von Fosdijk verschiedene elektrische und magnetische Werte des Transformators geben und machte eine kurze Rechnung auf.
    »Wir können den Kondensator anschalten.« Er sah sich in dem Raum um. »Ich müßte mit meinem Wagen hier hereinfahren. Ist das möglich?«
    Fosdijk drückte auf einen Hebel. Ein Elektromotor lief an. Eine breite eiserne Schiebetür öffnete sich und gab eine Einfahrt frei.
    Zwei Minuten später fuhr Dr. Frank mit seinem Auto in den Maschinenraum. Eine Blechhaube am hinteren Teil des Wagens wurde geöffnet. Ein Kasten aus einem dunkel glänzenden Metall stand darin, kaum größer als ein mittlerer Handkoffer.
    »Bringen Sie den Kran heran, Mister Fosdijk!« sagte Dr. Frank. Fosdijk tat es kopfschüttelnd. Es ging ihm nicht in den Sinn, warum man für solch einen kleinen Kasten einen Zehntonnenkran in Bewegung setzen sollte. Langsam kam der Kranhaken herunter; Dr. Frank steckte ihn in eine kräftige Tragöse des Kastens. »Anheben!« kommandierte der Doktor. Ächzend lief die Krankette über ihre Rollen. Ohne etwas zu sagen, führte Fosdijk die weiteren Befehle des Doktors aus, bis der merkwürdige Kasten an der gewünschten Stelle stand.
    Fosdijk brachte den Kran an seinen alten Platz zurück, und Dr. Frank fuhr seinen Wagen wieder heraus.
    Geduldig wartete Fosdijk, bis Dr. Frank zurückkam. Rollend fuhren die eisernen Schiebetüren wieder zusammen. Zwei lange Drähte gingen von dem geheimnisvollen Kasten aus. Mit wenigen Griffen befestigte Dr. Frank den einen Draht an der blanken Erdleitung, befahl dann eine Leiter, um den andern Draht oberhalb des mammutförmigen Isolators anzubringen, in dem der Transformator nach oben endete.
    »Helfen Sie mir, Mister Fosdijk!« bat er, als er, den Draht hinter sich herziehend, die ersten Leitersprossen erklommen hatte. Fosdijk griff zu und wunderte sich. Der dünne Draht hatte das Gewicht eines schweren Bleikabels. Er mußte wuchten und ziehen, um ihn in die Höhe zu bringen.
    Dann war auch das geschafft. Fosdijk brachte die Leiter beiseite und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Machen Sie den Kurzschluß auf!« befahl Dr. Frank. Fosdijk sah ihn scheu an und zögerte. Und dann war es geschehen. Dr. Frank hatte selbst den Hebel bewegt, den Kurzschluß aufgehoben. Schon gingen die

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