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Himmelskrieg: Roman (German Edition)

Himmelskrieg: Roman (German Edition)

Titel: Himmelskrieg: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David S. Goyer
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sie rutschten auf den Boden hinunter.
    Es tat nicht weh, vermutlich weil ihre Kleidung verhinderte, dass sie sich die Haut abschürften, aber es war ein beängstigender Vorgang.
    Zum Glück dauerte er nur wenige Sekunden. Pav kam als Erster wieder auf die Beine und half zuerst Rachel, dann Zhao beim Aufstehen. »Dass das hier unheimlich war, kann wohl keiner abstreiten«, stellte der junge Bursche klar.
    Rachel wandte sich an Zhao. »Was könnte das gewesen sein?«
    Auf einmal konnte Zhao Rachel und Pav sehen. Der neue Schacht war in ein blaues, aktinisches Licht getaucht, das jedoch die Umrisse verzerrte. »Seht euch das an!«, rief Pav.
    Entgeistert schauten sie zu, wie sich der vor ihnen liegende Schacht verformte und dabei eine Wellenbewegung vollführte, als rausche ein stummer Tsunami hindurch.
    »Als Antwort auf deine letzte oder auch deine nächste Frage kann ich nur sagen: Ich habe keinen blassen Schimmer«, stellte Zhao fest.
    »Was immer das auch war, beim ersten Mal fühlte es sich an, als ginge es den Schacht hinunter, in die Richtung, aus der wir gekommen waren«, sagte Rachel. »Dieses Mal kam es zurück.«
    »Dann machte es kehrt und zischte durch diesen neuen Tunnel«, ergänzte Pav.
    »Es sah aus wie – großer Gott, das hört sich blöd an«, sagte Rachel.
    Zhao war neugierig. »Wie sah es aus, Rachel?«
    »Nun, es sah aus, als würde ein kleiner Ball – nicht größer als eine Murmel – durch die Wände des Schachts gesogen.«
    »Das ist mir gar nicht aufgefallen«, gab Pav zu.
    »Aber ich hab’s gesehen.«
    Rachel lachte. »Findest du das witzig?«, fragte Pav.
    »Nein, aber … als ich klein war, habe ich mit Murmeln gespielt. Es gab welche aus Stahl und welche aus Achat. Meine Lieblingsmurmel war ein Katzenauge, weil es viele verschiedene Farben hatte.«
    Zhao konnte sich nicht mit der Vorstellung anfreunden, dass irgendein winzigkleiner Partikel irgendwie die Schwerkraft verzerrte – aber bei genauerem Nachdenken, warum nicht? Wenn man seine Masse und Dichte zugrunde legte, hätte Keanus Gravitation lediglich den Bruchteil des Wertes betragen müssen, der tatsächlich vorhanden war. Ein Ingenieur aus Bangalore hatte errechnet, dass sie ungefähr die Hälfte des Normalwertes betrug, den man auf der Erde vorfand. »Irgendetwas erhöht oder verändert die Gravitation«, sagte er. »Vielleicht dieses Ding, das wir gerade sahen. Dein ›Katzenauge‹.«
    »Auf jeden Fall konnten wir es fühlen «, sagte Pav.
    »Der arme Cowboy«, sagte Rachel. »Selbst wenn er nicht zerquetscht wurde, es muss ihn tüchtig durchgerüttelt haben …«
    Rachels Stimme ebbte ab. Einen Moment lang verlor Zhao völlig die Orientierung, als sei er emporgehoben, herumgewirbelt und wieder auf dem Boden abgesetzt worden, und das alles in weniger als einer Sekunde.
    Schon wieder passierte etwas, aber es war nicht nur eine Schwerkraftmurmel, die vorbeiflog.
    Ein Strom aus Hitze traf seinen Nacken.
    »Was ist denn jetzt schon wieder los?«, platzte Pav heraus.
    Zhao schwenkte herum. Eine Wand aus gelbem Goo kam ihnen entgegen, eine gelatineartige Masse von der Größe eines U-Bahn-Zugs. Zum Flüchten war gar kein Platz mehr.

2
    DALE
    Ohne diesen kokonartigen Schutzanzug, ohne den Zwang, mit Zack Stewart und der verrückten Makali zusammenzuarbeiten, ohne seine Ex im Schlepptau und ohne die Gesell schaft eines uralten SF -Autors, und wenn er gewusst hätte, welches Ziel er eigentlich ansteuerte und wie lange sein Selbsterhaltungssystem funktionieren würde …
    Dale Scott hätte den Marsch zum Mt. St. Helens, in dessen Krater sich der nächste Schlot befand, sogar genießen können, wäre er nur unter anderen Voraussetzungen erfolgt. Mt. St. Helens – auch eine dieser von der Erde entlehnten Bezeichnungen, die schlaue, aber fantasielose Astronomen einem keanu-spezifischen Phänomen verpasst hatten.
    Zum Glück war der Weg glatt und eben, besser als sämtliche Straßen oder Bürgersteige, die Dale je gesehen hatte, auch wenn man berücksichtigte, dass er in letzter Zeit den Verkehrswegen in Russland und Indien ausgesetzt gewesen war, die erheblich schlechter waren als die, die man zum Beispiel in Beverly Hills vorfand.
    Er entschied, dass man dieses weiße Material, aus dem sich Keanus Oberfläche zusammensetzte, noch am ehesten mit einem Basketballfeld vergleichen konnte, vor allen Dingen mit dem Bodenbelag im alten Boston Garden. Als er acht Jahre alt war, hatte sein Vater ihn dorthin mitgenommen. Er hatte nie

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