Himmelskrieg: Roman (German Edition)
Millionen Male den hier herrschenden drastischen Temperaturunterschieden ausgesetzt gewesen wäre. Wenn es so etwas wie eine Leiter gab, dann ist sie längst zerbröselt und wurde weggeweht wie Staub.«
»Das alles ist sicher faszinierend«, meldete sich nun Valya zu Wort. »Aber wenn wir nicht an Bord gelangen können, sollten wir schleunigst zum Schlot weitergehen, denn meiner Meinung nach bietet sich uns dort die einzige Chance zum Überleben. Oder sehe ich die Dinge vielleicht zu schwarz?« Für jemand, dessen Muttersprache nicht Englisch war, traf Valya den perfekten Ton, wenn es darum ging, Sarkasmus auszudrücken. Dale hatte sich immer darüber amüsiert, zumindest bei den Gelegenheiten, wenn Valyas Ironie sich nicht gegen ihn, sondern gegen andere Personen richtete.
»Oh, ich denke, wir können durchaus an Bord gehen«, sagte Zack.
»Zack, wie stellen Sie sich das vor?«, regte sich Makali auf.
»In dieser geringen Schwerkraft können wir ihn zehn Meter hochwerfen«, erklärte Dale. Sie alle erlebten die Auswirkungen der niedrigen Gravitation am eigenen Leib, aber offensichtlich dachte nicht jeder an die möglichen Vorteile. Nicht einmal die berühmte Exospezialistin. »Noch besser wäre es, wenn ihr mich zehn Meter in die Höhe werft. Du bist der Kommandant dieser Mission, Zack. Im Gegensatz zu dir bin ich entbehrlich.«
Zack dachte einen Moment lang über den Vorschlag nach. »Ich war der Erste, der ein von Aliens gebautes Raumschiff betreten hat – nämlich Keanu. Ich finde, jetzt ist ein anderer an der Reihe.«
»Die Exospezialistin?«, gierte Makali.
»Nach mir«, korrigierte Dale. An Zack gewandt, vollführte er eine Geste. »Darf ich?«
Bei der Schwerkraft, die an Keanus Oberfläche herrschte, war es für Dale kein Problem, die Füße auf Zacks in Hüfthöhe zusammengefaltete Hände zu stellen, während er eine Hand auf Zacks Kopf legte, um die Balance nicht zu verlieren. »Okay, ich schleudere dich einfach in die Höhe!«
»Ein kräftiger Schubs müsste genügen. Bring dich in Sicherheit, falls ich die Luke nicht zu fassen kriege und wieder nach unten segele.«
»Bevor du am Boden aufkommst, vergeht eine Minute. Bis dahin hab ich Zeit genug zum Ausweichen.«
»Oder Sie aufzufangen«, legte Williams nach.
»Und vergessen Sie nicht«, sagte Makali, »dass Sie irgendwann wieder runterspringen müssen.«
»Dann können Sie mich ja auffangen«, konterte Dale.
Es klappte gleich beim ersten Versuch. Als Dale am Rumpf des fremden Sternenschiffs hochflog, fühlte er sich an den Anstieg auf einer Achterbahn erinnert. Die Geschwindigkeit schien die gleiche zu sein.
Dadurch hatte er ausreichend Zeit, um nach der Luke zu greifen, ehe er mit dem Kopf daran stieß. »Die Öffnung ist größer, als es von unten den Anschein hat«, sagte er und hielt sich an der Luke fest. Er blickte auf Zack und die anderen hin unter und beschloss, das nie wieder zu tun.
Das Schwierigste an diesem Manöver war das Hinaufklettern auf die Luke. Zum Glück gab es genügend Ablagerungen und Einkerbungen, die es ihm erlaubten, sich einen sicheren Halt zu verschaffen. Danach schwang er seine Füße hinauf und arbeitete sich nach Art von Spider-Man die Plattform hoch.
Über den Rand der Luke musste er regelrecht klettern. Diese Aliens mussten verdammt groß gewesen sein.
Er gelangte in so etwas wie eine Luftschleuse – eine geräumige Kammer mit einer Luke am Innenschott. Die Kammer war so konturlos wie ein Abflussrohr, fleckig und korrodiert. Sie sah ziemlich ramponiert aus. Er fragte sich, ob dies größtenteils am hohen Alter des Schiffs lag, oder ob es dem ursprünglichen Design entsprach.
Hinter der Innenluke war es stockfinster. Der Boden bestand aus Metall, und die Decke des Raums war sehr hoch. Das einzige Licht fiel durch die Luke ein, die selbst im Halb dunkel lag, und so sehr er sich auch anstrengte, er konnte nichts sehen. Keine Ausrüstung, keine Werkzeuge, nicht einmal eine Zugangsleiter oder Luke zu einem oberen Deck.
Das Innere des Schiffs bestätigte Dales Eindruck, den er gewonnen hatte, als er es von außen betrachtete. Hier drin fühlte er sich wie in einem ägyptischen Grab.
Er drehte sich um und prallte erschrocken zurück.
In der Außenluke stand Makali Pillay. »Makali, was haben Sie hier zu suchen?«
»Sie sagten doch ›nach mir‹.«
»Ich meinte in einigen Tagen oder Wochen.« Er rückte zur Seite. »Na schön, sehen Sie sich hier um. Aber Sie werden nichts finden.«
Sie erwiderte
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