Himmelskrieg: Roman (German Edition)
sterben, es bestand die Möglichkeit, mangels atembarer Luft zu ersticken oder irgendeiner anderen der zahlreichen Gefahren zum Opfer fallen, die die Raumfahrt mit sich brachte.
Einer der Passagiere, ein kleiner, junger Bursche namens Xavier, stimmte mit Sasha überein, dass da draußen »etwas« war. Doch als Harley pflichtbewusst in die Richtung spähte, die Sasha ihm angezeigt hatte, vermochte er nichts zu entdecken.
Was nicht hieß, dass da nichts zu sehen war. Selbstverständlich wusste er, dass Bangalore noch vor Houston von einem Objekt getroffen wurde. Vielleicht hatte selbiges ebenfalls Menschen und alles Mögliche mitgenommen.
Am Ende war da noch die Landung selbst. Faszinierend, war der treffendste Ausdruck, der Harley dazu einfiel. Er hatte bereits eine Schlussfolgerung angestellt und seine Meinung anderen Leuten mitgeteilt – Jones, Brent Bynum, diesem verstört wirkenden Typen vom Weißen Haus, auch Weldon und sogar Rachel Stewart, einfach jedem, den er hier kannte. Er glaubte nicht, dass die Keanu-Wesen ein Objekt zur Erde schicken und sie alle durch den Weltraum transportieren würden, nur um sie dann auf der Oberfläche zerschmettern zu lassen.
In Gedanken hatte er sich auf eine reguläre Landung vorbereitet, auf ein Manöver, von dem er früher einmal gehofft hatte, er würde damit eine Landefähre auf dem Mond aufsetzen.
Und tatsächlich, während der Zeitspanne, die die Crew des VENTURE -Landers als »Endphase« bezeichnet hätte und Keanus Halbmond Harleys Universum dominierte, war irgendetwas in dem Objekt online gegangen, eine Art Bremsmechanismus.
Alle anderen spürten es auch, als sie anfingen, in Richtung des Bodens dieser Sphäre zu sinken. Nach Harleys halbprofessionellem Verständnis hatte die Endphase sehr lange gedauert. Klar, wenn man über unbegrenzte Treibstoffvorräte oder einen magischen Antrieb verfügte, würde man es langsam angehen. Harley hatte einen Shuttle geflogen und damit an der ISS angedockt. Die Annäherungsgeschwindigkeit betrug üblicherweise einen Meter pro Sekunde. Bei diesem relativ geringen Tempo konnte nicht viel passieren, wenn man irgendwo aufprallte.
Und es schien, als solle der Touchdown auf Keanu möglichst wenig Schaden anrichten.
Genaugenommen war es ein Touchdown im Innern von Keanu. Während der letzten fünfzehn Minuten des Sinkflugs hatte Harley einen Krater erspäht, und durch die trübe Hülle des Objekts sah er, wie der immer größer wurde. Egal, welche Manöver der Blob ausführte – und er nahm gelegentlich Justierungen vor, bei denen sich Harley jedesmal der Magen umdrehte –, der Krater blieb immer mitten im Blickfeld.
Er wuchs weiterhin an, bis kein Zweifel mehr bestehen konnte, dass er ihr Ziel darstellte.
Harley wusste lediglich, dass dies nicht der Vesuv-Schlot war, der große Krater, in dessen Nähe Zack Stewarts Crew und auch das BRAHMA -Team gelandet waren.
Nun, Harley ahnte, was auf sie zukam und hielt sich an seinem Rollstuhl fest. Das einzig wirklich Schöne an diesem Trip in dem Objekt war die Schwerelosigkeit gewesen, dachte Harley, denn er konnte durch die Luft schweben wie jeder andere. Und wenn die Gravitation sich wieder aufbaute, womit er rechnete, brauchte er einen festen Halt.
Mit Sashas Hilfe setzte er sich wieder in den Stuhl. »Das ist das erste Mal, dass ich mir Anschnallgurte wünsche«, gestand er.
Mittlerweile vernahm Harley Ausrufe wie »O mein Gott!« und ängstliches Wimmern. Doch ehe er etwas sagen konnte, ergriff Gabriel Jones das Wort. »Leute, bitte! Denkt daran, was ich euch gesagt habe. Jemand will, dass wir auf Keanu landen. Und wer immer das ist, wird dafür sorgen, dass uns nichts passiert!«
Harley hoffte, Jones würde recht behalten. Er selbst hatte die Perspektive verloren, dachte nicht mehr an das zweite Objekt. Das Einzige, was ihn jetzt noch beschäftigte, war der Krater. Er beobachtete, wie dieser stetig anwuchs, bis er das gesamte Blickfeld ausfüllte.
Whoosh!
Die dunklen Kraterwände umschlossen sie fast völlig, und einen Moment lang geriet Harleys Zuversicht ins Wanken, dass alles mit einer weichen Landung enden würde.
Dann waren sie unten. Die g- Kräfte waren kaum zu spüren, es war beinahe so, als würde man mit einem Lift im Erdgeschoss ankommen. Alle neunundsiebzig Passagiere befanden sich irgendwo im Innern Keanus. Da sie jetzt der Schwerkraft ausgesetzt waren, rutschten sie in das untere Fünftel des Objekts und sammelten sich um das verbeulte Wohnmobil.
»Was
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