Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmelskrieg: Roman (German Edition)

Himmelskrieg: Roman (German Edition)

Titel: Himmelskrieg: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David S. Goyer
Vom Netzwerk:
erfahren, aber sie hatte mitbekommen, wie er mit den jungen und nicht mehr ganz so jungen Männern im Control Center umsprang –, behauptete er, Gewalt nicht ausstehen zu können. Er sagte, sein Vorbild sei Gandhi. Na ja, Makalis Vater pflegte zu sagen: »Jeder braucht halt seine Ideale, egal, wie weit er selbst davon entfernt ist.«
    »Es ist nicht mehr viel Verpflegung übriggeblieben.«
    Sie steckte ihr Moleskine wieder in ihre Handtasche. »War um sagen Sie mir dann, ich sollte etwas essen?«
    »Sie müssen bei Kräften bleiben. Wir alle brauchen unsere Kraft.«
    »Menschen benötigen viel weniger Nahrung, als sie glauben, um sich fit zu halten. Das hat Gandhi bewiesen.«
    Sie wusste, dass sie Nayar provozierte, wusste auch, dass ein Mann seines Alters dies als Flirt auffassen konnte. Dann war es ihre eigene Schuld, wenn er sich für sie interessierte.
    Aber sie konnte nicht anders. Wenn sie ihm Widerworte gab, in dem Wissen, dass Nayar sie nicht zusammenstauchen würde, wie er es mit einem männlichen Untergebenen getan hätte, verlieh dies ihr ein Gefühl von Macht. Und für eine Frau in Indien, die halb Australierin, halb Inderin war, war dies ein seltenes, schönes Gefühl.
    Und Nayar konnte darauf nur mit einem Grunzer reagieren.
    »Wie lange sitzen Sie schon hier?«
    »Seit höchstens einer Minute.« Sein Gesichtsausdruck verriet ihr, dass er sich in der Zeit verschätzte, dass er vermutlich schon eine ganze Weile hier hockte. »Was schreiben Sie da so emsig?«
    »Ich halte meine Beobachtungen fest, was denn sonst.« Sie brauchte nicht einmal zu lügen. »Ich bin eine Spezialistin für exoterrestrische Angelegenheiten, die sich in einer exoterrestrischen Umgebung befindet. Jeder Atemzug ist eine Erfahrung.«
    »Wohl eher eine Interaktion – und mögliche Kontamination.« Er lächelte und gab sich wieder ganz wie ein Vater oder ein Professor.
    »Die Kontamination muss ich zwangsläufig akzeptieren«, entgegnete sie. Das entsprach ebenfalls der Wahrheit. Jahrelang hatten die Spezialisten für exoterrestrische Angelegenheiten davor gewarnt, dass Kulturen, die einander fremd waren, sich gegenseitig Schaden zufügen könnten, unter anderem in kultureller, religiöser und biologischer Hinsicht. Astronauten, die fünfzig Jahre zuvor bei den ersten Mondlandungen dabei waren, mussten nach ihrer Rückkehr zur Erde zwei Wochen lang in Quarantäne leben, nur für den Fall, dass sie virulente, tödliche Organismen vom Mond mitbrachten.
    Von einem Himmelskörper, auf dem es keine Atmosphäre gab, der den Sonnenstrahlen schutzlos ausgeliefert und seit einer Milliarde Jahre tot war.
    Gemessen an diesen Standards war der Aufenthalt der Menschen auf Keanu derart unkontrolliert und unhygienisch, dass Makali die Materie gar nicht studieren konnte. Es war, als würde man sich über einen Kratzer an seinem Finger aufregen, und dann schlüge jemand einem den Kopf ab. Luft, Wasser, die Berührung mit dem Boden Keanus – sie war allem ausgesetzt.
    Und jetzt erinnerte Nayar sie daran, dass sie etwas von dem konsumieren sollte, das hier wuchs.
    »Ich gestehe, ich habe mich über Ihre Art, Notizen zu machen, gewundert.« Makali zog Kugelschreiber, Bleistifte und teure Moleskine-Notizbücher im Taschenformat den leistungsstärksten Tablets und Computern vor. Nicht aus Gründen des Umweltschutzes – obwohl sie stolz auf ihre ökologische Methode war – sondern rein praktische Überlegungen spielten eine Rolle.
    Sie hatte gemerkt, dass sie sich besser an Ideen und Beobachtungen erinnerte, wenn sie taktil, fassbar waren … wenn sie mit der Hand Worte schrieb oder Bilder zeichnete. Nicht einmal der Vorgang des Tippens reichte aus, um ihre Entdeckungen festzuhalten. Daten strömten in ihre Augen und ihr Gehirn und offenbar direkt aus ihren Fingern.
    Selbstredend besaß sie so viele Moleskines, dass sie sie gar nicht mehr zählen konnte. (»Tut mir leid, Cedric!«)
    Doch dank ihres Notizbuches und des Schreibstifts war sie in der Lage, ihre Beobachtungen fortzusetzen. Sie beschrieb das Wetter, das Licht – und was mit dem Licht nicht stimmte. Sollte es nicht eine Nacht und einen Tag geben? Sie schilderte die Gerüche, die Beschaffenheit des Bodens, die Abmessungen des Habitats, die Architektur …
    Die Struktur des Tempels faszinierte sie natürlich. Abgesehen von der Tatsache, dass Keanu selbst eine Struktur darstellte, war der eigentümlich proportionierte Zikkurat das erste exoterrestrische Artefakt, das sie studieren

Weitere Kostenlose Bücher