Himmelspfade - Engel weisen uns den Weg
die Seiten durch. Vor lauter Freude und Aufregung bekam ich fast einen Lachkrampf. Um uns herum in dem Flugzeug sangen einige Engel » Engel in meinem Haar … Engel in meinem Haar «. Zusammen mit Jean las ich jedes einzelne Wort auf dem Titel und lachte. Ich las die positiven Kommentare und dankte all jenen, die den Mut aufgebracht hatten, eine Empfehlung für das Buch zu schreiben, obwohl ich noch völlig unbekannt war. Ich las die Danksagung und meine Widmung »Meinen Kindern …«. Ich schimpfte mit Jean und fragte sie, wann sie das Buch erhalten habe. Wie hatte sie es nur die ganze Zeit in ihrer Tasche verstecken können? Warum hatte sie es mir nicht gleich gezeigt, als wir uns am Flughafen trafen? Sie lachte und sagte, sie habe es am Freitag bekommen, und am Samstag hätten wir uns ja nicht gesehen. Außerdem habe sie sich gedacht, der Moment nach dem Abheben sei der richtige Augenblick, um es mir zu geben. So hätte ich auch jede Menge Zeit, um den Erfolg zu genießen. Und genauso war es. Ich genoss den Erfolg sehr – auf dem ganzen siebenstündigen Flug nach New York dachte ich kaum an etwas anderes.
Wir waren nur drei Tage in New York, und die meiste Zeit arbeiteten wir intensiv. Allerdings hatten wir einen halben Tag frei, und da nahm Jean mich mit ins Metropolitan Museum. Es war ein riesiges Gebäude, und als ich die Eingangshalle betrat, waren sehr viele Menschen und sehr viele Engel dort. Die Engel lächelten mir zu und schienen sich sehr zu freuen, dass ich da war. Jean und ich schlenderten umher und sahen uns verschiedene Dinge an. Dann folgte ich Jean in einen weiten, hellen Innenhof. Es war, als wären wir draußen, aber der Hof war überdacht. Schon als ich den Hof betrat, wusste ich, dass dort etwas ganz und gar nicht stimmte. Ich fühlte mich sehr unwohl, wusste aber nicht warum. Die Empfindung war so stark, dass die Engel in meiner Nähe mich stützen mussten. Hätten sie das nicht getan, wäre ich wohl zusammengebrochen.
In der Mitte des Raums stand ein großes altes Gebäude. Jean sagte mir, das sei der Tempel von Dendur. Er sei sehr alt und von Ägypten nach New York gebracht worden. Jean merkte nicht, dass ich mich nicht wohlfühlte, und ließ mich allein, um sich auf eigene Faust umzusehen. Ich wusste immer noch nicht, was eigentlich nicht in Ordnung war. Ich sah mich um, aber ich konnte es nicht erkennen. Ich ging die Stufen zum Tempel hinauf und trat durch einen Torbogen. Nun stand ich vor zwei großen Säulen. Alles schien ganz still zu werden, und nichts schien sich mehr zu bewegen. Obwohl sich in diesem Teil des Museums sehr viele Menschen befanden, war es so, als würden vorübergehend alle verschwinden. Die beiden Säulen begannen zu wachsen, als wollten sie bis zum Himmel hinaufreichen. Zwischen ihnen erschien eine Tür, die sich nach innen öffnete. Ich holte tief Luft. Im Inneren stand ein riesiger Engel Wache. Er war extrem groß und sehr dünn, und – so seltsam das auch klingen mag – er war spitz. Sein Kopf lief tatsächlich spitz zu. Aber das tat seiner Schönheit keinen Abbruch. Seine Gewänder waren dunkel und so um ihn gehüllt, dass sie seinen Körper und seine Beine bedeckten. Ich sah keine Flügel. Wenn ich einen Engel sehe, dann sehe ich meistens auch, dass seine Kleidung sich bewegt. In diesem Fall aber bewegte diese sich gar nicht.
Der Engel rief meinen Namen. Seine Stimme klang sehr leise, als käme sie von weit her, und doch sprach er kraftvoll. Ich verspürte einen Druck auf meiner Brust, als hätte er mich auf eine energetische Weise dorthin geschlagen. Er sagte mir, der Tempel von Dendur gehöre nicht an diesen Ort. Er sei entweiht worden. Ich trat zurück und sah mich um. Was ich sah, verblüffte mich. Mir wurden ägyptische Geister aus der Vergangenheit gezeigt, die im Raum und im Tempel umhergingen. Sie waren umgeben von Engeln, und einer dieser Engel sagte mir, dass viele dieser Geister zu ihren Lebzeiten in diesem Tempel die Götter angebetet hätten. Noch mehr erstaunte mich, dass mir auch amerikanische Geister gezeigt wurden, die offenbar versuchten, eine Wiedergutmachung zu leisten: Sie wollten diesen heiligen Ort vor Touristen schützen und verhindern, dass diese Dinge berührten, die sie nicht berühren sollten. Die amerikanischen Geister wirkten, als stammten sie aus verschiedenen Jahrhunderten. Sie umschwirrten die Museumsbesucher. Aufgrund ihrer Anwesenheit traten die Besucher etwas zurück oder berührten bestimmte Dinge nicht. In gewisser
Weitere Kostenlose Bücher