Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmelsschatten

Himmelsschatten

Titel: Himmelsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cassutt , David S. Goyer
Vom Netzwerk:
passierte. Es herrschte Stille, als der Kosmonaut seine rechte Hand nach ihm ausstreckte … aber in der linken hielt er etwas! Und diese Hand hob Chertok an …
    Downey blockierte sie mit seinem Wanderstock. Die niedrige Schwerkraft übersteigerte die Bewegung – Chertok wirbelte herum.
    Und die Spitze des Eissplitters durchbohrte Chertoks Anzug.
    Der Russe starrte auf den Schnitt in dem dicken blauen Material, aus dem blutige kleine Tröpfchen sprudelten, die sofort zu rotem Griesel gefroren.
    Erst dann hörte Downey den Mann sagen: »Nimm meine Hand.«
    Es war also kein Fehler gewesen! Dennis Chertok wollte ihn dicht an sich ziehen, vermutlich, um seinen Helm zu zertrümmern.
    Nun war es Dennis Chertok, dessen Atemluft und Leben zischend aus einem Loch in seinem Anzug entwichen. Er ließ das Werkzeug fallen und tastete verzweifelt seine Brust ab – offenbar konnte er nicht genau sehen, an welcher Stelle der Anzug beschädigt war.
    Hatte er einen Reparaturflicken zum Abdichten dabei? Mit einer Hand klaubte er an einer Tasche am linken Anzugbein herum.
    Sein Helmvisier beschlug und überzog sich dann mit einer Schicht Reif. Worte auf Russisch. Downey verstand einen Fluch, gefolgt von einem einzigen Wort: Spaseniye . Hilfe.
    Dann ein würgendes Zischen. Chertok kippte vornüber und landete mit dem Gesicht nach unten in Keanus Schnee. Tot.
    Pogo ließ seinen Eisspeer fallen und hob das Werkzeug auf. Das war besser.
    An die nächsten Minuten konnte Pogo sich später nicht mehr erinnern. Es war, als sei er teleportiert worden, à la Star Trek , vom Kraterrand zu einem Ort mitten zwischen den beiden Raumschiffen; nun näherte er sich der Venture von der rückwärtigen Seite.
    Er hatte nicht beabsichtigt, Dennis Chertok umzubringen. Na ja, vielleicht wollte er ihn bestrafen, weil er zu dem Treffen mit ihm eine Waffe mitgebracht hatte. Der Russe musste doch gewusst haben, was dann passieren würde. Hatte der Mann denn kein Verständnis für das, was Downey erleiden musste?
    Aber ihn dafür töten? Nein. Gerade Downey wusste, was es für ein Gefühl war, abgemurkst zu werden. Diese jähe, bleibende, unausweichliche Loslösung. Sicher, während Downey zerstückelt worden war, buchstäblich mit angesehen, wenn auch nicht wirklich gefühlt hatte, wie sein Körper zerfetzt wurde, war Chertok erfroren und erstickt … es musste ähnlich gewesen sein, wie wenn man ertrank.
    Downey hatte immer gehört, dass Ertrinkende zum Schluss ein Gefühl tiefen Friedens empfanden. Er hoffte, ein ähnliches Ende sei auch Kosmonauten beschieden, die dem Vakuum ausgesetzt wurden …
    Trotzdem hätte das nicht passieren dürfen. Er hatte voreilig reagiert, die Kontrolle über sich verloren.
    Aber es war nun mal geschehen. »Yvonne, hier Pogo. Ich habe ein Problem.«
    Wenigstens gab es keine Zeitverzögerung mehr – Downey konnte nun direkt durch Sichtverbindung mit der Venture kommunizieren. »Verdammte Scheiße, du blöder Dreckskerl! Ich habe gesehen, was du getan hast!«
    »Dann weißt du auch, dass es ein Unfall war.« Während er sprach, vergegenwärtigte sich Downey, dass er nicht nur auf der Oberfläche von Keanu stehen und mit Yvonne Hall debattieren konnte. Er fuhr fort, sich dem Lander zu nähern.
    »Was willst du?«
    »Was glaubst du, verdammt noch mal? Ich will an Bord kommen! Ich kann nicht hier draußen bleiben!«
    Sechs weitere Schritte in Richtung des Landers. »Wo sind Zack und Tea?«, fragte sie.
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich stecken sie immer noch im Innern von Keanu.«
    »Woher soll ich wissen, ob du sie nicht ermordet hast?«
    »Frag sie doch.«
    »Das würde ich gern tun, wenn ich könnte.«
    »Als ich sie das letzte Mal sah, ging es ihnen gut.« Das stimmte … Downey hatte keinen Grund zu lügen. »Komm schon, Yvonne, ich bin’s. Wir sind doch Freunde.«
    »Nein, Crewkameraden . Das ist ein großer Unterschied, vor allen Dingen, wenn es in der Vergangenheit war.« Zum ersten Mal seit seiner Rückkehr ins Leben verspürte Pogo Downey eine Anwandlung echten Zorns. Dämliche Kuh – wusste sie denn nicht, dass Crewmitglieder untereinander zur Loyalität verpflichtet waren? Besonders während einer Mission. Was bläuten die russischen Ausbilder den Kosmonauten bis zum Erbrechen ein: »Ihr müsst lernen zusammenzuarbeiten, denn wenn nur ein Einziger von euch Mist baut, müsst ihr alle die Konsequenzen tragen.« So sah die Realität aus.
    »Ich komme zur Venture zurück.«
    »Aber ich werde dich auf gar keinen Fall

Weitere Kostenlose Bücher