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Himmelsschatten

Himmelsschatten

Titel: Himmelsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cassutt , David S. Goyer
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Rand seiner Erinnerung geschoben wie zwanzig Jahre zurückliegende Lektionen in Computerwissenschaften: Die Idee, dass Entitäten, sowohl organische als auch anorganische, größere »Fußabdrücke« im Universum erzeugten, als man glaubte, denn visuelle und physikalische Grenzen verhin derten diese Erkenntnis. Entitäten hinterließen Quanten – »Heckwellen« oder »Wolken«, die man noch viele Jahre nach ihrem Tod beziehungsweise ihrer Zerstörung entdecken und sogar manipulieren konnte.
    Dieser schier überwältigende Wirrwarr, das Fehlen an geeigneten Worten, um diese Konzepte zu beschreiben, die Frustration über seine eigene Unfähigkeit, das Wie und Warum zu verstehen – all das machte ihn körperlich krank. Doch als er den Rand des Vesuvs erreichte und Dennis entdeckte, der seine Helmstrahler eingeschaltet hatte, wusste er plötzlich, was seine Mission war.
    Er konnte nicht einfach nach Hause zurück, zu Linda, Daniel und Kerry.
    Nein, zuerst musste er die Architekten für ihren grausamen und schlecht geplanten Kontakt mit der menschlichen Rasse bestrafen.
    Danach durfte er heimkehren.
    Auf seinem Weg durch den Bienenstock hatte er Steine gegen so viele Zellen geschleudert, wie ihm nur möglich war. Die Zerstörung war minimal, aber wahrscheinlich von signifikanter Bedeutung.
    »Wo befindet sich von deinem Standpunkt aus gesehen die Rampe?«, fragte er Dennis über Funk. Während er auf die Antwort wartete, betrachtete er die ihn umgebenden Felsen und das Eis. Seine Hände fühlten sich leer an. Er brauchte einen Stock, etwas zum Aufstützen. Tief im Schatten, unter einer Gesteinsspalte, erspähte er ein paar Objekte, die man in einer Höhle auf der Erde als Stalaktiten bezeichnet hätte.
    Pogo fragte sich kurz, ob es einem Menschen gelingen könnte, Eis zu zerbrechen, das seit zehntausend Jahren gehärtet war. Die Antwort lautete ja …
    »Von mir aus gesehen links, von dir aus rechts … zweihundert Meter.«
    Downey setzte sich in Gang, noch ehe Dennis zu Ende gesprochen hatte. Rutschend und schlitternd machte er sich an den Anstieg; mit der freien Hand suchte er Halt an der Flanke des Schlots, in der anderen hielt er den Eissplitter, den er wie einen Wanderstock einsetzte.
    Er fühlte sich schwach – wahrscheinlich bekam er nicht genug Sauerstoff, die Zufuhr war nicht für derart anstrengende Geländemärsche konzipiert –, und der leichte Schwindel erinnerte ihn zu sehr an die Umstände seines eigenen Todes. Wie hatte das nur passieren können? Lucas hatte den Wächter offensichtlich erschreckt, aber welches Wesen reagierte auf einen simplen Lichtblitz mit einem tödlichen Hieb?
    Es sei denn, diese Kreatur war so stark und schnell, dass sie eigentlich nur beabsichtigt hatte, ihn zu packen und festzuhalten …
    Da war die Rampe; unten hatten sich massenhaft kleine, mit Eis vermischte Gesteinsbrocken angesammelt. Sie war eindeutig seit Jahrhunderten nicht benutzt worden.
    Mithilfe seines »Wanderstabs« suchte er sich einen Pfad über diese Schotterhalde. Und nachdem er das Geröll am Fuß der Rampe überwunden hatte, entpuppte sie sich als ziemlich sauber, wenn auch überraschend breit. Man hätte zwei Rover Seite an Seite hinauffahren können.
    Nun wünschte er sich, er säße in einem solchen Vehikel; die niedrige Schwerkraft bedeutete nämlich eine geringe Bodenhaftung, und bei jedem zweiten Schritt glitt er aus. Obwohl er verstandesmäßig wusste, dass er einen Absturz überleben konnte, wollte er keinesfalls wieder auf dem Grund des Schlots landen und gezwungen sein, den Anstieg ein zweites Mal in Angriff zu nehmen.
    Die Zeit lief ihm davon.
    Ein hüpfendes Licht huschte über die unregelmäßigen Schlotwände. Dennis war zu ihm unterwegs. »Ich kann dich sehen.«
    »Verstanden.«
    Downey erreichte den Rand, ehe Dennis zu ihm auf schloss. Leicht keuchend blieb er stehen und legte eine Verschnaufpause ein. Zu seiner Rechten sah er die Brahma , ein sechsgeschossiger silberner Wolkenkratzer, der lächer lich nahe erschien … und dahinter die Venture , gedrungen und plump wie ein Halloween-Kürbis.
    »Downey.« Ein paar Meter entfernt stoppte Dennis Chertok. »Willkommen zurück.«
    Die Zeitverzögerung machte Pogo verrückt – auch wenn die EVA -Anzüge die körperlichen Gesten, die die Worte begleiteten wirkungsvoll maskierten, war es ärgerlich zu sehen, wie der Russe grüßend die Hand hob … und die begleitenden Worte Sekunden hinterherhinkten.
    Vielleicht erklärte das, was als Nächstes

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