Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmelsschatten

Himmelsschatten

Titel: Himmelsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cassutt , David S. Goyer
Vom Netzwerk:
kam – jedenfalls in der Lesesaalstille, wie sie in der Mission Control herrschte. Harley konnte nicht näher heran, ohne zu verraten, dass er sie belauschen wollte, aber als er den Kopf in die Richtung neigte, hörte er, wie Bynum etwas von »grauenhaften Umständen in einem Worst-Case-Szenario« schwafelte, sollte das »Objekt aktiviert« werden. Worauf Weldon in gelassenerem Ton erwiderte: »Ich denke, so weit sind wir noch nicht.«
    Gabriel Jones verhielt sich höchst eigenwillig. Er stach mit dem Finger auf Bynums Brust ein und zischte: »Sie haben’s ja verdammt eilig!« Dann stakste er aus der Mission Control hinaus.
    Kurz darauf hasteten Bynum und Weldon ihm hinterher; zurück blieben Harley und die anderen, die den Ausbruch verdutzt beobachtet hatten. Allerdings musste man allen Beteiligten zugute halten, dass die Situation auf Keanu per definitionem nicht nur »ungewöhnlich« war, sondern in der Tat ein erstmaliges Ereignis darstellte, dessen Verlauf sich nicht vorhersehen ließ. Es gab keinen Ordner mit Flugdaten, in dem in einem Anhang beschrieben wurde, wie mit einem »verrückten Astro nauten, der versucht, in eine Landefähre einzubrechen«, umzugehen war.
    Aber sich mitten im Geschehen einfach zu verdrücken? Was zum Teufel war los mit Gabriel Jones?
    Und was zum Teufel war dieses fragliche »Objekt«?

26
    »Hier Destiny , Mission Control. Keanus Rotation
erlaubt nun eine direkte Kommunikationsverbindung zwischen Houston und der Landefähre Venture auf der Oberfläche des Asteroiden. Wir empfangen telemetri sche Daten; die Astronautin Yvonne Hall befindet sich in einer Ruhephase. Wir erwarten, dass der Kontakt mit dem EVA -Team in Kürze erfolgt, und dann werden die Live-Übertragungen wiederaufgenommen.«
    SCOTT SHAWLER, SPRECHER DES BÜROS FÜR ÖFFENTLICHE
ANGELEGENHEITEN DER NASA, 23. August 2019
    Beim ersten Schlag dröhnte die ganze Kabine wie eine Kirchenglocke. »Hör auf damit!«, schrie Yvonne. Sie fühlte sich zu gleichen Teilen ängstlich, krank und vor allen Dingen dumm, denn niemand, am allerwenigsten Downey, konnte sie hören.
    Sie hatte das getan, was Trieu ihr geraten hatte, und die Luke zwischen der Hauptkabine der Venture und der Luftschleuse offen gelassen, wodurch die Außenluke verriegelt blieb. Eine Sperrvorrichtung innerhalb der Luke blockierte den Mechanismus der Außenluke, bis die Innenluke geschlossen wurde.
    Aber Downey war die Leiter hochgeklettert, und nachdem er eine Weile vergeblich an der Tür gezerrt hatte, ging er dazu über, mit einem harten Gegenstand darauf einzuschlagen.
    Schließlich funkte sie ihn wieder an. »So kommst du auf gar keinen Fall rein. Es wird nicht klappen.«
    »Was bleibt mir denn anderes übrig?«, entgegnete er nach einer Zeitverzögerung. »Hier draußen kann ich nicht bleiben.«
    »Lass uns miteinander reden, Pogo. Sprich auch mit der Mission Control.« Durch das Sichtfenster der Luke hatte sie ihn sehen können, doch nun strömte Licht durch die Scheibe. Wo war er hingegangen?
    »Tut mir leid, aber dafür habe ich keine Zeit.«
    »Was willst du?«
    »Ich will nichts weiter als nach Hause zurück.«
    »Dann sind wir ja schon zwei!«, entgegnete Yvonne. Nun leuchtete der andere Kanal auf. »Yvonne, Houston. Der Direktor ist online.«
    Ihr Vater? »Verstanden.« Was hätte sie sonst sagen sollen? Hello, Daddy ?
    »Zuerst einmal sollst du wissen, dass wir hier alles nur Menschenmögliche unternehmen.«
    Am liebsten hätte sie laut geschrien. Hier redete nicht ein Vater, sondern ein Mann ohne Gefühle – jemand, der sich Gedanken darüber machte, wie der Rest der Welt über ihn sprach. »Nur schade, dass die Entscheidungen hier oben getroffen werden müssen – von mir.«
    »Wir setzen unser volles Vertrau…« Er unterbrach sich und begann von Neuem: » Ich setze mein volles Vertrauen in dich, dass du das Richtige tust.«
    Was ist das Richtige? Dass ich einen Weg finde, Downey zu stoppen, oder dass ich mich in die Luft sprenge ? »Danke, dass du an mich glaubst«, erwiderte sie zynisch, obwohl sie wusste, dass der Sarkasmus in der Funkverbindung untergehen würde.
    »Wie geht es dir? Was macht dein Bein?«
    Ach ja, ihr Bein; das sie vermutlich verlieren würde, sollte sie dieses Abenteuer überleben. »Das Bein ist stabil.«
    Während sie sprach und auf eine Antwort ihres Vaters wartete, hüpfte sie zwischen dem Sichtfenster und dem Bildschirm hin und her und hielt Ausschau nach Downey. Immer noch nichts zu sehen. »Die Situation ist …

Weitere Kostenlose Bücher