Himmelsschatten

Entweder-Oder-Einstellung intelligent war. Schließlich konnte die Lektion, die man erhielt, einen umbringen. Doch egal, von welcher Seite er das Problem auch betrachtete, er gelangte immer wieder zum selben Schluss: Wenn Rachel bleiben wollte, dann sollte sie auch bleiben.
    Außerdem … falls dieses Keanu-Plasma-Ding das war, was es zu sein schien, dann wären Rachel und Harley auch nicht sicherer, wenn sie auf dem Beltway 8 in einem Verkehrsstau steckten.
    Und hier … der Hauptschirm zeigte ein computergeneriertes Bild der Destiny , die mit dem Heck voran flog; sie teilte sich den Schirm mit mehreren von der Erde aus aufgenommenen Bildern, auf einem war ein kleiner weißer Punkt zu erkennen … die Destiny , von Hawaii aus gesehen. Zwei weitere Bilder gaben die sogenannten Objekte wieder, die nun in völlig verschiedene Richtungen strebten. Ein Bild stammte von Hawaii; das andere, wenn man der in der Schirmecke eingeblendeten »Fliege« trauen durfte, kam von einer Anlage in Russland.
    »Nachricht von Maui«, rief einer der Flugleiter, die die Trajektorien beobachteten. »Sie können jetzt definitiv eine Obergrenze für den Durchmesser der Keanu-Objekte feststellen, die anscheinend gleich groß sind. Gut unter zweihundert Meter.«
    Als Harley die Zahl hörte, wurde ihm übel. Während seiner Zeit als Astronaut und besonders in den letzten zwei Jahren, in denen er intensiv astronomische Ereignisse studiert hatte, hatte er viel Zeit damit verbracht, den Meteorkrater in Arizona zu erforschen; hauptsächlich, weil er im Zuge seines Trainings dort gewesen war, aber auch, weil er sich brennend dafür interessierte.
    Deshalb wusste er, warum das große Loch im Boden außerhalb von Flagstaff an die 150 m tief war und einen Durchmesser von fast einem Kilometer besaß. Und dass der Einschlag – der in einem Umkreis von zig Kilometern die Vegetation und sämtliche Lebewesen vaporisierte – von einem Brocken aus dem Weltall stammte, der rund fünfzig Meter dick gewesen war.
    Die beiden Keanu-Objekte waren jeweils viermal so groß. Die Auswirkungen, wenn einer davon auf die Erde prallte, wären aber nicht nur viermal stärker, sondern um ein geometrisch Mehrfaches, vergleichbar mit den Schäden, die eine gewaltige nukleare Waffe verursachen würde.
    Das hieß, dass das JSC und Gebäude 30 keine Chance hatten.
    Falls ein Objekt in der Nähe einschlug. Es war immer noch möglich, dass beide Objekte den Kurs änderten … oder doch viel kleiner waren, als Maui berechnet hatte, oder eine Dichte besaßen, die geringer war als die von Eisen.
    Die Aktivität an den Konsolen änderte sich nicht, lediglich die Tür wurde öfter geöffnet und geschlossen; der häufigste Besucher war Brent Bynum, normalerweise einen seiner Assistenten und mehrere von Jones’ Gehilfen im Schlepp, die alle entweder in Handys sprachen oder auf ihren Tablets herumtippten.
    Harley hätte es nicht für möglich gehalten, nachdem er Bynums Gesichtsausdruck gesehen hatte, als Keanu die beiden Objekte startete, aber der Vertreter des Weißen Hauses blickte noch grimmiger drein. »Im Verteidigungsministerium ist die Hölle los. Man will die Dinger abschießen.«
    »Weil es ein so brillanter Zug gewesen war, eine Atombombe in der Venture zu deponieren«, sagte Weldon. Harley hätte nicht sagen können, ob der Flugleiter diesen Vorschlag tatsächlich für idiotisch hielt – oder für nutzlos. Vielleicht wollte er sich auch nur nicht von der bevorstehenden Landung der Destiny ablenken lassen.
    »Keine Sorge, Shane«, sagte er. Selbst wenn das die beste Idee wäre seit dem Hund, der nicht kackt, und selbst wenn der Präsident die Genehmigung zum Schießen erteilte, es ginge gar nicht.«
    Bynum war nicht überzeugt. »Sie haben Satelliten ausgeschaltet. Und unsere Rake…«
    »Unsere Raketen sind Offensiv-Waffen, die nicht für Abfangoperationen außerhalb der Atmosphäre umprogrammiert werden können, zumindest nicht innerhalb der nächsten Stunden. Wir verfügen über ein paar Anti-Ballistic-Missiles, also Anti-Raketen-Raketen, ungefähr ein Dutzend in Alaska und Kalifornien. Sie wurden dort vor zehn Jahren positioniert, als uns Spionagesatelliten von Nordkorea und China nervös machten. Doch sogar wenn die Objekte über den nördlichen Pazifik hereinkämen, wo unsere ABM s sie anpeilen und ausschalten könnten … sie sind nicht mit Atomsprengköpfen bestückt. Und ich glaube nicht, dass sie so konstruiert sind, um ein Ziel, das aus Plasma besteht, zu