Himmelsschatten
Gebt mir Erklärungen, die plausibel sind, andernfalls könnt ihr gleich nach Hause gehen.«
Wenige Augenblicke später hatten sich die ein Dutzend Mitglieder des Teams auf kleinere Gruppen verteilt … bis auf Williams, der allein dasaß und sich damit beschäftigte, seine Brille immer wieder die Nase hochzuschieben.
Das brachte Harley auf eine schreckliche, aber wunder bare Idee. Wenn er etwas noch mehr hasste, als Reportern zu antworten, dann waren es Situationen, in denen er nichts zu sagen wusste.
Warum sollte er nicht Mitglieder des Home-Teams nach einander losschicken, damit sie die Welt informierten?
Noch besser, warum nicht gleich Wade Williams auf die Öffentlichkeit loslassen … er konnte je nach Bedarf die Presse beruhigen oder verblüffen, und seine Abwesenheit hätte den zusätzlichen Vorteil, dass die Arbeit im Home-Team schneller und produktiver vonstatten ging.
Und er, Harley, konnte sich derweil Sorgen um Rachel Stewart machen.
16
» CROCKETT : Du hast also mitgekriegt, was bei der Destiny -Mission so abgeht.
BOONE : Meinst du diesen Aliens-Mist?
CROCKETT : Findest du es nicht cool, dass unsere Astro nauten möglicherweise intelligentes Leben auf einer anderen Welt entdeckt haben?
BOONE : Es würde mich mehr beeindrucken, wenn sie intelligentes Leben auf dieser Welt entdeckt hätten. ( WAH-WAH SFX )
CROCKETT : Im Ernst … es kursiert auch dieses Gerücht, dass sie Seelen gefunden haben … dass diese Aliens schlau genug sind, um Tote wieder zum Leben zu erwecken.
BOONE : Dazu kann ich nur sagen: Wenn sie meinen Onkel Eduardo wiederbeleben – das Geld kriegt er von mir nicht zurück.«
KPRC RADIO »ALL-AMERICAN« GUYS,
23. August 2019
Sie verspätete sich schon wieder. Eigentlich sollte sie sich mit einem Produzenten treffen, aber etwas war schiefge laufen – vielleicht lag es an dem gottverdammten Verkehr in Houston –, und sie lag eine halbe Stunde im Zeitplan zurück.
Und dann hatte sie ihren Tablet-Computer nicht dabei! Wie zum Teufel konnte sie ohne dieses Gerät ihr Ding durchziehen? Wo war eigentlich ihre Hose ? Wie kam sie dazu, von der Taille abwärts nackt nach draußen zu gehen ?
Bei der Vorstellung rann Megan Stewart ein kalter Schauer über den Rücken.
Sie bewegte sich auf ihrem Bett. Autsch! Das fühlte sich irgendwie verkehrt an …
Sie öffnete die Augen. Warum lag sie im Hinterhof? Und wo steckte Rachel?
Dann setzte sie sich aufrecht hin und fing an zu zittern. Der Traum entschwand bereits in die Gefilde, in die sich Träume nach dem Aufwachen verziehen. Hier war die Realität … sie hatte im Freien neben einem Felsen geschlafen, und dieser Ort befand sich im Innern des Near-Earth-Objekts Keanu.
Neben ihr lag jemand … dieses Mädchen Camilla. Ihr gegenüber hatte sich ihr Ehemann Zack hingelegt. Hinter ihm stand das weiße zylindrische Vehikel, der Rover namens Buzz .
Es war früher Morgen, falls sie ihrer biologischen Uhr vertrauen konnte.
O ja, sie lebte wieder, nachdem sie zwei Jahre lang tot gewesen war. Auf irgendeine Weise hatte man sie wiederauferstehen lassen, auf einer anderen Welt.
Sie hatte Halsschmerzen – eines ihrer geringsten Prob leme, aber trotzdem nahm sie es zur Kenntnis. Im Übrigen tat ihr ganzer Körper weh.
»Hey«, grüßte Zack, der gerade aufwachte und versuchte, sich in seinem EVA -Unterzeug zu rekeln – kein schmeichelhafter Anblick. »Guten Morgen.«
»Du siehst nicht besonders ausgeruht aus.«
»Du auch nicht.« Mühsam rappelte Zack sich hoch. »Wie hast du geschlafen?«
»Wie pflegte ich mich früher auszudrücken? ›Wie eine Tote.‹ Jetzt weiß ich, was das heißt.«
Er bekam diesen wachsamen Gesichtsausdruck, den sie mittlerweile an ihm kannte. »Und was genau heißt das?«
»Entschuldigung, es war ein Versprecher. Schließlich bin ich lebendig, oder?«
»Aber du musst dich doch erinnern …«
»Dass ich tot war?« Was sollte sie darauf antworten? Sie war sich ja selbst nicht völlig sicher. An den Unfall konnte sie sich nur bruchstückhaft erinnern. Sie hatte sich über das Wetter geärgert, über Rachel, über Harleys Benehmen. Plötzlich füllte der Truck ihr Blickfeld aus. Sie hatte gar keine Zeit gehabt, sich zu fürchten. Einen Moment lang war sie nur – überrascht gewesen. »Manches weiß ich noch. Es ist wie ein Traum, den man sich nicht mehr vollständig ins Gedächtnis zurückrufen kann. Ich hatte das Gefühl, als würde ein Teil von mir schweben. Oder sogar fliegen.«
»Eine Abtrennung vom
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