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Himmelsschwingen

Himmelsschwingen

Titel: Himmelsschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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bin.« Erschrocken sah das Mädchen sie an.
    »Yep! Du musst noch viel lernen. Also?«
    »Sam ist ein guter Engel.«
    »Was du nicht sagst. Und woher kommt diese plötzliche Einsicht?« Sie ließ nicht locker, das gefiel Samjiel, denn er war ebenso interessiert an einer Erklärung.
    »Ich habe es gespürt, als er mich nach Hause geflogen hat.«
    »Wann … Oh, ich verstehe!« Sie zwinkerte ihm zu. Deshalb warst du so lange verschwunden. Laut sagte sie: »Dann hast du exzellente Instinkte, sehr gut.«
    Samjiel wollte noch eine weitere Frage klären und nahm sie beiseite. »Ich hoffe, es ist dein schlechtes Gewissen, das dich hierhergeführt hat.«
    Iris hatte den Anstand, verlegen auszusehen. »Das war keine böse Absicht. Ich konnte doch nicht ahnen, dass du gleich die Fliege machst, während ich Brötchen holen gehe.«
    »Es hatte sich Besuch angemeldet, und mir fehlte die passende Garderobe.«
    »Verstehe. Dem Himmel sei Dank für deine Manieren. Ich fürchte aber, dass es mir trotzdem nicht gelungen ist, meinen Ruf aufrechtzuerhalten. Dein Boss scheint auch nur zu glauben, was er sieht.« Ihr unbekümmertes Lachen berührte ihn mit einer Kraft, die ihn schwindelig machte. Am liebsten hätte er sie sofort in die Arme geschlossen.
    Doch Galina humpelte durch die Tür und setzte sich neben ihre Tochter auf die Bank. Sie sah erschreckend blass aus. Der kleine Junge kletterte auf ihren Schoß und sah bewundernd zu Miljena hinüber. Offenbar hatte er von ihren feurigen Talenten keine Ahnung gehabt. Galina ebenfalls nicht. Sie allerdings zeigte deutlich weniger Begeisterung: »Was wollt ihr von uns?«
    Schließlich gelang es Iris, die kleine Familie davon zu überzeugen, die Stadt auf dem schnellsten Weg zu verlassen. Nach einem langen Telefonat, das sie vor der Tür führte, kam sie zurück, verzichtete jedoch darauf, sich zu setzen. »Ihr werdet abgeholt. Packt nur ein, worauf ihr auf keinen Fall verzichten könnt.«
    »Aber das geht nicht, ich muss zur Probe!« Miljena standen die Tränen in den Augen.
    »Willst du tanzen oder leben?« Bevor Iris noch mehr sagen konnte, legte Samjiel dem jungen Mädchen eine Hand auf die Schulter. »Es ist nicht hilfreich, wenn jemand wie du zu viel Aufmerksamkeit auf sich zieht.«
    »Ich weiß, aber ich hätte so gern diese Rolle getanzt. Und ich hätte sie bekommen!« Ihr trauriges Lächeln berührte ihn mehr, als er zugeben wollte, und er sah Hilfe suchend zu Iris.
    »Ich kann nichts versprechen.« Für einen Augenblick glaubte er,Trauer in ihrer Stimme zu hören. »Warten wir’s ab.« Iris hob den Kopf und lauschte. »Sie sind da. Jetzt aber schnell!«
    Galina griff nach einem Rucksack, der gepackt in ihrer Kammer gestanden hatte. »Ich bin immer vorbereitet«, erklärte sie und drückte dem Jungen einen abgegriffenen Teddy in die Hand. »Kommt!« An der Tür drehte sie sich um und mahnte sanft: »Vergiss deine Bücher nicht, Kind.«
    Voller Bewunderung hatte Samjiel beobachtet, wie unaufgeregt Iris die Evakuierung der kleinen Familie organisierte. Es war noch nicht einmal Mittag, und in we nigen Minuten würden sie in eine bessere Zukunft aufbrechen.
    Zwischendurch hatte Iris ihm immer wieder ein warmes Lächeln geschenkt und damit die Hoffnung genährt, dass sich auch sein Schicksal zum Guten wenden würde. Natürlich war das nicht mehr als eine Illusion, aber er war ihr dennoch dankbar. Die unerschrockene Wächterin riskierte viel für ihn, und er hatte keine Ahnung, warum sie das tat.
    Ihm aber waren in den letzten Stunden zwei Dinge besonders deutlich geworden: Iris hatte recht behalten – das Leben war schön, und Gefühle zu haben, stellte sich auf verwirrende Weise immer mehr als eine einzigartige Befreiung heraus.
    Er war ein Krieger und würde auch diese Schlacht erfolgreich schlagen. Sein farbenprächtiger Engel war ein Geschenk des Himmels, das er nie wieder loslassen wollte.

     
    »Danke.«
    »Wofür denn?« Samjiel zog sie in seine Arme. »Dafür, dass ich dir als Strafe für deine List mit dem Engelsfeuer nicht den hübschen Hintern versohle?«
    »Zum Beispiel.« Mit halb geschlossenen Augen genoss sie die Sicherheit, die seine Gegenwart ihr vorgaukelte. »Du findest mich hübsch?«
    »Nein.«
    »Prima, ich schätze Ehrlichkeit.«
    »Das tue ich auch.«
    Er klingt so kalt. Mit einer Drehung wand sie sich aus seiner Umarmung. »Dann wäre wohl alles gesagt.« Der leichte Ton war nur Täuschung gewesen. Selbstverständlich war er wütend. Kein Krieger, der etwas

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