Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)
berührt, versuchte Grace ihr zu vermitteln, dass sie sich lediglich die hohen Auszeichnungen ihres Vaters ansehen wollten. Freundlicherweise hätten sie von ihm die Erlaubnis erhalten.
„Das ist mir egal! Machen Sie, dass Sie rauskommen, oder ich rufe die Polizei!“ Sie schnaubte vor Wut.
„Ist gut, verzeihen Sie bitte!“, antwortete Grace, wobei sie reumütig den Kopf einzog. Wortlos verließen die drei Freunde das Haus.
„Lassen Sie sich hier bloß nicht mehr blicken!“, rief ihnen Mrs. Carrington hinterher und warf die Haustür mit lautem Knall ins Schloss.
„Mit der ist wirklich nicht zu spaßen!“, murmelte Jack mit kurzem Blick zurück.
„Egal“, sagte Grace, „wir haben bekommen, wonach wir suchten. Sogar noch mehr, als ich zu hoffen wagte.“
Nico startete den Wagen. Die drei stiegen ein und machten sich auf den Weg nach Hause.
Kapitel 22
Kamelhaut
Der Assam-Tee, den Nico für seine Freunde frisch gebrüht hatte, erfüllte den Raum mit aromatischem Duft. Das alte Bild der vermeintlichen Basis lag neben zahlreichen Ausdrucken von den vergrößerten Details der Scheibe der Himmelssöhne auf dem ovalen Tisch in der Küche. Gespannt wartete Willy auf das Foto der Karte aus dem Arbeitszimmer von Mr. Havering, das Jack gerade in Nicos Zimmer ausdruckte. Nervös klopfte er mit seinen Fingern auf den Tisch, bis er es endlich vor sich liegen hatte. Abwechselnd musterte er die besagten Landstriche, sah zu seinen Freunden auf und ballte triumphierend die Faust. „Ich wusste es. Seht euch das an!“
Er schob ihnen die Fotos entgegen, stand auf und beugte sich über den Tisch. Dann zeichnete er mit seinem Zeigefinger die Küstenlinien nach. Sie stimmten exakt überein. Sie wussten jetzt mit Sicherheit, dass sie auf der richtigen Spur waren. Erleichtert konnten sie sich an die Arbeit machen.
Nico brachte Grace seinen Laptop. Sie suchte mit Willys Unterstützung im Internet nach sämtlichen Informationen, die sie über die Antarktis finden konnten. Nico machte sich inzwischen mit Jacks Hilfe über die Bibliothek seiner Eltern her. Bildbände, Enzyklopädien und Lexika, alles was ihnen hilfreich erschien, wurde durchforstet. Nichts. Kein Hinweis, der für sie von Bedeutung hätte sein können oder den sie nicht ohnehin schon kannten. Ernüchtert kamen sie nach fruchtlos verstrichenen zwei Stunden zurück in die Küche.
„Bei euch auch nichts?“, fragte Grace.
Jack und Nico schüttelten den Kopf und setzten sich mutlos an den Tisch.
Grace zuckte mit den Schultern. „Das einzig Brauchbare, das wir gefunden haben, ist eine handgezeichnete Karte der deutschen Expedition 1938/39 von Neuschwabenland. Aber da sind auch nur Gebirgszüge vermerkt. Keine besonderen Merkmale oder Hinweise auf etwas Außergewöhnliches. Die wurde wahrscheinlich angefertigt, bevor sie die Basis entdeckt haben.“
„Wenn wir wissen würden, welche Geländestruktur der antarktische Kontinent vor siebentausend Jahren hatte, würde uns das eventuell weiterhelfen“, sagte Jack. „Aber es existieren lediglich Fotos und Landkarten aus neuerer Zeit.“
„Soviel ich weiß, wurde die Antarktis erst im frühen 19. Jahrhundert entdeckt“, fuhr Willy fort. Wer sollte also vor Tausenden von Jahren eine solche Karte angefertigt haben? Völlig sinnlos, danach zu suchen!“
Plötzlich schnellte Grace mit kerzengeradem Rücken aus ihrem Stuhl nach vorne. Ihr versteinerter Blick hing an der ihr gegenüberliegenden, leeren Wand. Dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Sie wandte sich ihren Freunden zu und sah sie mit halb geöffnetem Mund an.
„Was ist denn mit dir los?“, fragte Jack.
Grace fasste sich an die Stirn. „Die Sache nimmt langsam weltumspannende Ausmaße an“, kam es abgehackt aus ihr heraus. „Das kann doch gar nicht sein!“ Sie schüttelte den Kopf. „Warum bin ich denn nicht gleich darauf gekommen?“
„Worauf?“ Willy sah sie fragend an.
Sie sah ihm direkt ins Gesicht. Ihre Augen glänzten.
„Piri Reis! Die Karte des Piri Reis!“ Dann entspannte sich ihre Mimik zu einem erstaunten Lächeln.
„Verdammt, du hast recht!“, stimmte Jack zu. „Das könnte die Lösung sein.“
Nun wollten die beiden anderen Genaueres erfahren. „Ich habe den Namen schon mal gehört“, sagte Willy. „Kann aber nichts Genaues damit anfangen. Klärt mich bitte auf!“
Grace machte ihn mit den Einzelheiten vertraut.
„Piri Reis war Admiral der osmanischen Flotte im 16. Jahrhundert. Er war nicht nur Seefahrer,
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