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Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)

Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)

Titel: Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Radlbeck
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Staus und Übelkeitsanfällen von Grace als echte Geduldsprobe heraus.
    Erst am frühen Abend kamen sie an die Pforten der Millionenmetropole. Bevor sie sich durch die verstopften Straßen nach Woodside im Stadtteil Queens quälten, das schon seit der Gründungszeit als irisches Viertel galt, besorgten sie sich etwas zu essen. Joe, der sehr viel von geregelten Mahlzeiten hielt, hing der Magen schon in den Kniekehlen. Ein riesiger Cheeseburger vom Drive-in war genau das, was er jetzt brauchte. Grace als bekennende Vegetarierin begnügte sich mit einem großen Salat und frittierten Käsesticks.

    Die Nacht brach herein, als sie auf die Roosevelt Avenue und kurz darauf zum Pub ihrer Eltern kamen. Joe konnte nicht weit vom Lokal entfernt einen Behindertenparkplatz ergattern und die beiden machten sich auf den Weg zu den McClarys. Beim Aussteigen stieg ihnen sofort der typische Großstadtduft in die Nase. Ein Mief aus Kneipengeruch, Abgasen, Hotdogs und noch vielerlei anderen, undefinierbaren Gerüchen. Dieses Bukett war wohl typisch für diese Stadt, die niemals schläft. Die schon von Weitem hörbare Folkmusik, die Grace an ihre alte Heimat erinnerte und die sie über alles liebte, hätte sie den Weg zu ihren Eltern auch blind finden lassen.
    „Der Song gefällt mir“, sagte Joe, wobei er rhythmisch mit dem Kopf wippte.
    „Das ist ein Stück von den Dubliners, einer meiner Lieblingsbands. Früher hat mein Großvater noch selbst in seiner Kneipe musiziert, das hättest du erleben sollen. Er spielte auf seiner Box, das ist ein Knopfakkordeon, und hat dazu gesungen, dass die Bude gebebt hat. Das waren noch Zeiten …“
    Am Eingang zum Pub gings eine Stufe nach oben, was jedoch bei dem eingespielten Team kein Hindernis darstellte. Grace drückte die Tür mit ihrem Allerwertesten auf und zog mit Joes Unterstützung den Rollstuhl über die Schwelle.
    „ GRACE “, brüllte spontan jemand durchs Lokal. Es war ihr Vater Dylan, der hinter dem Tresen stand und seine Tochter sofort an der roten Mähne erkannte. Joe drehte sich um und bestaunte die Ausstattung des Pubs. Alles sah genauso aus, wie Grace es beschrieben hatte. Die Atmosphäre im Lokal vermittelte sofort ein Gefühl von Geborgenheit.
    Dylan kam lachend hinter der Bar hervorgewetzt und umarmte Grace mit seinen kraftvollen Armen. Dabei beugte sich das wohlgenährte Mannsbild nach hinten, sodass seine zierliche Tochter, über den fülligen Bauch gewölbt, kurzzeitig den Boden unter den Füßen verlor.

    „Hallo, Dad, erdrück mich nicht!“, sagte Grace und gab ihm einen Kuss auf die stoppelige Wange.
    „Du könntest dich wieder mal rasieren! Wie wärs?“
    „Das sagt deine Mutter auch immer“, antwortete er lachend mit seiner dunklen Stimme. „Ihr Frauen seid doch alle gleich! Hey, warum hast du nicht gesagt, dass du kommst? Mich so zu überrumpeln!“
    „Ach, das war ein spontaner Entschluss. Das ist übrigens mein bester Freund Joe, ich hab’ euch schon von ihm erzählt.“
    „Ach ja, Joe. Freut mich, dich kennenzulernen. Ich darf doch Joe sagen, oder?“
    „Aber klar doch, Mr. McClary“, antwortete Joe und drückte dem liebenswerten Zeitgenossen die Hand.
    „Ich muss dir leider ein Geständnis machen“, sagte Grace.
    „Du darfst mir nicht böse sein, aber eigentlich sind wir nur hier, weil wir auf der Suche nach Willy sind.“
    „Willy? Willy? Doch nicht etwa Willy, dem Hacker?“, fragte Dylan, während sich seine buschigen Augenbrauen langsam nach oben bewegten und dadurch seine Augen immer größer erschienen.
    „Doch, genau den suchen wir.“
    „Was um alles in der Welt wollt ihr denn von dem? Den hat noch niemals irgendjemand gesucht.“
    „Er muss uns unbedingt bei einem wichtigen Projekt zur Hand gehen. Weißt du, wo er steckt?“
    „Der kommt bald wieder … zur zweiten Schicht.“
    „Zur zweiten Schicht?“, fragte Grace. „Was soll das denn bedeuten?“
    „Das ist wie ein Ritual. Der taucht jeden Mittag hier auf, isst eine Kleinigkeit und gießt sich ein Guinness nach dem anderen hinter die Kiemen. Etwa um fünf Uhr nachmittags verschwindet er für drei, vier Stunden, dann kommt er wieder und bleibt bis Mitternacht. Er redet auch nicht viel, nur das Nötigste. Die Prozedur ist immer dieselbe, jeden Tag, jede Woche, und das seit mehr als drei Jahren.“
    Grace sah auf ihre Armbanduhr. „Dann haben wir ja noch etwas Zeit. Ich geh’ inzwischen Mum begrüßen. Ist sie in der Küche?“
    „Na klar, du kennst sie ja. Immer in ihrem

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