Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)
spätere Analysen fest. Nebenbei machte er ein paar Fotos mit seiner Nikon.
Grace sah Pablo mit großen Augen an. „Was hat das denn zu bedeuten?“
„Sie möchten uns damit zeigen, dass sie uns nicht als Feinde betrachten. Aber ich weiß beim besten Willen nicht, weshalb sie sich so freuen. Aber das auch erst, seit sie euch drei gesehen haben. Ob ihr vielleicht die ersten Weißen seid, die sie zu Gesicht bekommen?“
„Eben nicht! Ein Forscher aus England war schon viermal bei ihnen, mit einem Team von bis zu sechs Mann, und allesamt weiß. In diesem Bericht im National Geographic war aber keine Rede davon, dass die Leute mit überschwänglicher Freude empfangen wurden. Im Gegenteil, man ließ sie eher mit Unsicherheit und Skepsis in das Dorf. Erst nach und nach wurden die Eingeborenen etwas umgänglicher, behielten jedoch ihr Geheimnis für sich. “
Pablo blickte Grace erstaunt an. „Welches Geheimnis?“
„Diese Leute praktizieren seit einigen Wochen ein seltsames Ritual. Die Forscher konnten jedoch nicht ergründen, wodurch dieses Verhalten ausgelöst wurde, zumal es sich erst bei ihrem letzten Besuch abspielte. Bei allen vorhergehenden Expeditionen war nicht das geringste Anzeichen davon zu erkennen. Wie berichtet, feiern sie das Fest der Schwarzen Sonne . Damit verbunden ist auch die erwartete Wiederkehr der Himmelssöhne , wie sie ihre Götter nennen. Beide Ereignisse seien eng miteinander verknüpft. Weshalb dieses Phänomen gerade jetzt auftritt, und was es damit genau auf sich hat, haben sie bis jetzt verschwiegen. Deshalb sind wir eigentlich hier. Wir möchten der Sache auf den Grund gehen.“
Plötzlich fiel Jack den beiden ins Wort. „Sie laufen weg!“
Grace und Pablo erkannten gerade noch, wie die Eingeborenen im schattigen Unterholz verschwanden.
Grace wurde unruhig. „Was ist mit denen? Haben sie doch Angst?“
„Nein“, antwortete Pablo, wechselte rasch auf die andere Seite des Helikopters und gab Lazaro einen Wink, auszusteigen. Die drei anderen liefen hinterher.
Pablo öffnete das Seitenteil, um an das Gepäck zu kommen. „Wir müssen ihnen folgen, schnell!“
Lazaro half ihnen, die Rucksäcke aufzunehmen. Dann drückte er Pablo ein Funkgerät in die Hand, mit dem sie jederzeit in Kontakt treten konnten. Für den erfahrenen Scout war moderne Technik natürlich kein Fremdwort. Er holte ein GPS-Gerät aus seiner Tasche und gab ihren momentanen Standpunkt ein. Das vorgegebene Ziel hatte er anhand seiner Karten bereits programmiert.
„Alles klar, wir können aufbrechen! Ich bin neugierig, was uns da erwartet. Ein solch seltsames Verhalten ist mir bei Eingeborenen noch nie untergekommen.“
„Wie lange werden Sie unterwegs sein?“, fragte Lazaro.
„Das kann ich nicht genau sagen. Für den Marsch hin und zurück brauchen wir etwa zwei Tage. Aber ich weiß nicht, wie lange wir uns im Dorf aufhalten werden.“ Sein Blick ging zu Grace.
„Ich weiß es auch nicht, tut mir leid. Ich möchte aber unbedingt hinter dieses Geheimnis kommen. Wie lange können Sie auf uns warten?“
„Mein Proviant reicht für eine Woche, dann sollten Sie wieder hier sein. Aber mehr Sorgen mache ich mir über den Fluss. Wenn es starken Regen geben sollte, könnte er bedrohlich ansteigen. Dann muss ich starten, mir bleibt nichts anderes übrig. In diesem Fall suche ich in der Nähe eine Lichtung, wo ich landen kann. Dann bleiben wir wenigstens über Funk in Verbindung und können besprechen, wie wir weiter vorgehen werden. Auf jeden Fall wünsche ich Ihnen viel Glück.“
„Danke. Ihr Vorschlag klingt gut“, meinte Grace. „Können wir?“
„Los!“, sagte Pablo, ging voraus und stapfte als erster in den Fluss.
Grace zögerte einen Moment, ihr Blick zeigte Unsicherheit. „Gibt es hier Piranhas?“
„Ja, wahrscheinlich. Wieso?“
„Na, weshalb wohl?“
Pablo drehte seinen Kopf über die Schulter. „Sind Sie schwer verletzt und haben eine stark blutende Wunde? Wenn nicht, dann können Sie beruhigt weitergehen! Glauben Sie bloß nicht diese Märchen, die in manchen Filmen gezeigt werden. Diese Fische sind sehr scheu. Die haben bestimmt mehr Angst vor Ihnen, als Sie vor denen. Die fressen ausschließlich kranke oder verwundete Tiere. Also kommen Sie jetzt!“
Sie hatten den Fluss schnell durchquert, das Wasser reichte ihnen nur bis knapp zu den Hüften. Als alle das Ufer erreicht hatten, winkten sie Lazaro zu und machten sich auf denselben Weg, den die Indianer genommen hatten.
Zu ihrer
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