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Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)

Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)

Titel: Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Radlbeck
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könnt. Das müsst ihr erst beweisen, denn andernfalls kommt ihr gar nicht an die Hinterlassenschaft ihrer Götter, sagte er.“
    „Wie beweisen? Wie meint er das?“
    „Das erfahren wir morgen. Aber da ist noch etwas. Vor langer Zeit seien Menschen hier gewesen, die etwas entwendet hätten, einen Behälter mit vielen kleinen Tafeln, auf denen großes Wissen über die Heimat ihrer Lehrmeister aufgezeichnet war.“

    „Verdammt noch mal!“, raunte Grace. „Wer waren diese Leute, die das mitgenommen haben?“
    „Das kann er nicht sagen, ist wohl schon zu lange her. Aber jetzt wird erst ein Fest gefeiert, euch zu Ehren. Ihr müsst euch also noch etwas gedulden!“
    Pablo nahm das Funkgerät aus seinem Rucksack und informierte Lazaro darüber, dass sie heil angekommen waren und mit den Eingeborenen kommunizieren konnten. Er sagte ihm auch, dass sie sehr zuversichtlich seien, bald wieder zum Landeplatz zurückzukehren.

    Die Nacht brach herein und verwandelte das zauberhafte, farbenfrohe Paradies in eine düstere Schattenwelt. Die durchdringenden Schreie der Brüllaffen verstummten allmählich und wurden abgelöst von Grillengezirpe, welches das leise Rascheln der Blätter im lauen Nachtwind untermalte. Nachdem der Eingang des Dorfes mit einem hohen Gatter verschlossen worden war, versammelte sich der ganze Stamm beim Festplatz nahe der steinernen Lade. Zeremoniell bemalte Frauen, in bunte Gewänder gehüllt, verdeutlichten die große Ehre, die den Auserwählten zuteilwurde.
    Die Gäste setzten sich mit den Männern des Dorfes rund um das prasselnde Feuer. Knisternd stiegen immer wieder glühende Funken mit dem heißen Rauch nach oben und verblassten allmählich im glitzernden Band der Milchstraße. Grace, Jack und Willy staunten über den grandiosen Anblick des Sternenhimmels, der in lichtverschmutzten Großstädten in dieser Pracht nicht zu genießen war. Unweit von ihnen zerteilten die Frauen das Wildschwein. Es garte über mehrere Stunden in der Grube, zusammen mit Maiskolben und anderem Gemüse, umhüllt von qualmender Glut, unter einer Matte von Bananenblättern. Sie legten die Stücke in mehrere geflochtene Körbe, die durch die Runde gereicht wurden.
    Dazu gab es eine Art Fladenbrot, das aus dem geraspelten Fruchtfleisch der Maniokwurzel hergestellt wurde. Auch zu trinken wurde ausgiebig gereicht. Große Krüge, die von einem zum anderen weitergegeben wurden.
    „Was ist das?“, fragte Willy, vom stechenden Geruch des Getränks überrascht.
    „Bananenbier“, antwortete Pablo. „Trinkt aber nicht zu viel von dem Zeug, das hat es in sich! Ihr braucht morgen einen klaren Kopf.“
    „Bier?“ Willy nahm einen Schluck. „Schmeckt gar nicht schlecht. Wie kriegen die das nur hin, in dieser Wildnis Bier zu brauen?“
    „Das wollt ihr bestimmt nicht wissen, glaubt mir!“
    „Das erledigen die Frauen, soviel ich weiß“, sagte Jack.
    „Das hat aber mit dem Brauen, wie wir es kennen, nichts zu tun. Das Verfahren ist sehr viel einfacher. Die Bananen werden mit Enzymen versetzt und vergären dadurch. So entsteht der Alkohol.“
    Willy sah ihn erstaunt an. „Enzyme?“
    „Ja, Enzyme, die im Speichel enthalten sind. Man muss das Fruchtfleisch nur ordentlich durchkauen.“
    Willys Blick versteinerte. Er gab den Krug wortlos weiter.
    Während Grace ihren Maiskolben abnagte, beobachtete sie genau das Verhalten der Eingeborenen. Sie neigte ihren Kopf zu Pablo. „Was ist eigentlich mit den Nasen dieser Menschen? Und ihren Ohren? Das ist mir schon aufgefallen, als ich sie zum ersten Mal sah. Die sind sehr unnatürlich geformt.“

    „Sie haben recht. Ähnliche Deformierungen gibt es bei allen Stämmen, die ich kenne. Ein weitverbreitetes Phänomen. Das kann verschiedene Ursachen haben, aber meistens stecken religiöse Gründe dahinter.“
    „Sie glauben, dass es etwas mit den Anunnaki zu tun haben könnte? Fragen Sie doch bitte mal!“
    Pablo unterhielt sich kurz mit dem Stammesältesten und wandte sich wieder Grace zu. „Es ist so, wie Sie vermutet haben. Sie möchten möglichst so aussehen wie ihre Götter. Das Ritual wird schon im Kindesalter durchgeführt. Zwischen den Nasenlöchern wird ein Teil des Stegs herausgetrennt und mit einer Art Verband fixiert, bis das Gewebe wieder verwachsen ist. Bei den Ohren wird das untere Läppchen entfernt.“
    „Woher wissen sie, wie ihre Götter aussahen?“
    „Er hat angedeutet, dass es ein Abbild gibt. Ich vermute es in dieser Höhle, von der er sprach. Aber wir

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