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Himmelsspitz

Himmelsspitz

Titel: Himmelsspitz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Tramitz
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Kellnerin seinen Kopf nun tief in die Furche zwischen ihren Brüsten presste. Eine Duftwolke aus Veilchen nahm ihm schier den Verstand. Das Schützenfest begann verheißungsvoll, auch wenn er, der Schützenkönig, vor den Augen aller gefangen war zwischen zwei fleischigen Hügeln. Er streckte die Zunge heraus und leckte ihre Haut. Oh Gott, wie schön schmeckten Frauen! Und wie ohnmächtig machten sie Männer.
    Doch schon packte ihre Hand ihn unsanft am Schopf und riss ihn so heftig nach hinten, dass Urban seine Wirbelsäule krachen hörte. Dabei lachte die Schöne so hämisch, so furchtbar laut, dass alle Blicke zu ihnen wanderten.
    »Da hat aber ein Kleiner ordentlich Notstand, wollen die Frauen nimmer so recht, wie du willst?«, lachte sie glockenhell. Der Hohn, den sie dabei in ihren Augen trug, war noch schlimmer als ihre Worte. Er traf mitten ins Schwarz des Urban Kraxner.
    »Oh weh, welch großer Notstand!«, rief sie nochmals und machte dann mit einem temperamentvollen Hüftschwung kehrt.
    Robert räusperte sich: »Ich geh telefonieren«, sagte er.
    »Ich kimm mit«, meinte Vinzenz schnell und erhob sich ebenfalls.
    »Ich begleit euch«, sagte auch der Fender Hans.
    »Wir beide leisten dem armen Urban Beistand, in seiner großen Not, was?«, kicherte Oswin und stieß Karl in die Rippen. Doch der hörte nichts mehr, sondern saß da mit großen, sehnsüchtigen Augen, denn auch ihn hatte die Schöne getroffen – mitten ins Herz.
     
    Der erste Urlaubstag begann alles andere als verheißungsvoll. Bereits am Frühstückstisch herrschte schlechte Stimmung. Lea sah Horst mit seinem Kiefer mahlen, was nichts Gutes verhieß. Er war verärgert, weil sie in der Nacht bei ihrer Schlafwandelei die Blumenvase umgeworfen hatte. Und nun befand sich auf dem Teppich ein großer Fleck.
    »Ich spüre Magengrimmen«, knurrte er.
    »Horst, das trocknet doch alles wieder.« Isabel sah gequält aus.
    »Ich hätte noch gern einen Kaffee. Bedienung!« Er schnipste mit dem Finger nach einer älteren Frau, die gerade damit beschäftigt war, das Geschirr vom Nebentisch auf einem Tablett zu stapeln.
    »Ich hätte gern noch einen Kaffee«, wiederholte Horst etwas lauter, weil er nicht beachtet wurde. Doch auch dieses Mal reagierte die Frau nicht. Bis Horst ungehalten wurde und zu schimpfen begann.
    »Was ist denn das hier für ein schlechter Service? Stellt sich hier jemand taub, oder rede ich nicht laut genug?«
    »Die Frau ist taub, die kann nichts hören«, rief das dicke Mädchen vom Nebentisch herüber und lachte, bis die Großmutter ihr einen mahnenden Blick zuwarf. Eine junge Kellnerin kam herbeigeeilt. Sie sah aus wie die freundliche Empfangsdame. Nur trug sie kurze Haare statt Zöpfe.
    »Das tut mir leid«, sagte sie. »Sie bekommen selbstverständlich sofort Ihren Kaffee. Die Frau, die Sie nicht hört, heißt übrigens Cilli Granbichler. Sie ist die Hausherrin hier.«
    »Na, das muss einem ja gesagt werden, dann erspart man sich solche Situationen, nicht wahr? Außerdem möchte ich nun doch keinen Kaffee mehr, denn wir wollen aufbrechen«, erwiderte Horst. Er tupfte sich den Mund mit der Serviette, faltete sie dann zusammen und legte sie auf den Tisch. Immer alles ordentlich.
    »Meine Frauen, wie wär’s? Ein kleiner Spaziergang durch den Ort gefällig?«
    Isabel nickte. »Hauptsache, du beruhigst dich wieder. Gehen wir auf die Zimmer und ziehen uns feste Schuhe an.«
    In Leas Zimmer war gerade ein Zimmermädchen damit beschäftigt, das Bett zu machen.
    »Na, schon fertig mit frühstücken?«, fragte sie Lea und warf ihr einen kurzen Blick zu.
    »Ja, fertig«, antwortete das Kind. Das Zimmermädchen schüttelte die Decken aus. »Wie heißt du denn, meine Kleine?«
    »Lea.«
    »Schöner Name. Lea, gefällt es dir hier bei uns?«
    »Ja.«
    Sie ließ die Decke durch die Luft wirbeln und auf das Bett gleiten. Dann klopfte sie die Kissen auf und strich alles glatt, wie einen Plätzchenteig auf einem Holzbrett. Schließlich drehte sie sich um.
    Sie kam einen Schritt näher. Sie bückte sich und ließ ihre Blicke verwundert an Lea herabgleiten.
    »Sag mal, Lea«, sagte sie, »du warst doch schon mal hier bei uns, oder? Ich kenn dich doch.«
    »Nein, wir sind zum ersten Mal in den Bergen«, antwortete Isabel, die inzwischen ins Zimmer gekommen war.
    »Ist das Ihre Tochter?«, fragte sie Isabel, die nickte.
    »Merkwürdig, ich habe das Gefühl, die Kleine schon einmal gesehen zu haben.« Sie zuckte mit den Achseln. »Na ja, muss ich mich

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