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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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das Menü des Schiffsnetzes auf. Dann legte er ihn behutsam auf eine freie Stelle zwischen seiner Ausrüstung und seinen Notizen auf einem anderen Arbeitstisch. »So ist es besser.« Er blickte zu ihr auf. »Wie viele sind jetzt noch übrig?«
    »Flextops? Ich weiß es nicht genau. Einhundertsechzig, glaube ich.«
    »Es waren weit über zweihundert, als wir gelandet sind, nicht wahr? Das bedeutet, dass seit unserer Ankunft vierzig gestorben sind.«
    »Sie sind nicht für die Ewigkeit gemacht«, sagte Svetlana.
    »Trotzdem. Ich bin kein Computerspezialist, aber wenn noch mehr sterben … wäre das nicht gerade von Vorteil für uns, nicht wahr?«
    »Da könntest du recht haben.«
    Das Schiffsnetz war ein dezentrales System, das über die Rechnerknoten der Flextops verteilt war. Es gab bereits eine messbare Verringerung der Geschwindigkeit und Genauigkeit gewisser Funktionen. Die noch vorhandenen Flextops kompensierten den Ausfall der anderen Einheiten, indem sie immer größere Datenmengen horteten, aber das war nur durch Einbußen in der Leistung der Bioprozessoren möglich. In etwa sechs Monaten, sagte Saul Regis, würden selbst die gelegentlichen Nutzer den Leistungsabfall bemerken. In einem Jahr würden große Teile des Schiffsnetzes gar nicht mehr funktionieren.
    »Ich werde mir alle Mühe geben, diesen hier pfleglich zu behandeln«, sagte Wang und streichelte das Gerät, als wäre es ein eigenständiges Lebewesen. »Vielleicht sollte ich mit ihm zu Bett gehen … ihn als Kopfkissen benutzen …«
    »Mach dir keine Mühe«, sagte Svetlana. »Wenn er stirbt, besorgen wir dir einen anderen. Wenn du den Schmiedekessel zum Laufen bekommst, hat sich die Investition in jedem Fall gelohnt.«
    »Es tut mir leid, dass ich nicht schneller vorankomme«, sagte Wang und drehte sich zum Schmiedekessel um. »Ich war mir meiner Sache zu sicher. Ich hätte nicht so viel versprechen sollen.«
    »Du hast nichts versprochen, Wang. Du hast nur gesagt, dass du dich bemühen willst, uns zu helfen. Mehr können wir von dir nicht verlangen. Mehr dürften wir gar nicht verlangen.«
    Der Schmiedekessel stand mitten im Raum auf vier angeschweißten Beinen. Es war ein großer roter Zylinder, so groß wie ein kleines Beiboot, fast so hoch wie die Eisdecke. Der Deckel war konkav gekrümmt, wie das Dach einer Pagode. Auf einer Seite befand sich eine kleine kreisrunde Tür, die mit zahlreichen Scharnieren versehen und von verschiedensten Anschlüssen und Ventilen gesäumt wurde. Geriffelte Stromkabel führten vom Boden in die gebördelte Basis des Kessels. Er bezog Energie und Befehle von den rund herum angebrachten Konsolen, von denen die meisten aus der Shenzhou Fünf geborgen worden waren, bevor sie sich in die Eiskappe geschmolzen hatte und für immer verloren war.
    Im Gegensatz zu Wang, dessen Körper unter Axfords Fürsorge recht gut genesen war, waren dem Schmiedekessel immer noch die Schäden anzusehen, die er während des Absturzes des chinesischen Raumschiffes erlitten hatte. Die rote Farbe war nur auf einer Seite hell und neu, wo umfangreiche Reparaturen durchgeführt worden waren.
    Alle hatten ihr Bestes gegeben, einschließlich Wang, aber der Versuch, einen Schmiedekessel mit den Mitteln der Rockhopper instandzusetzen, war so, als wollte man eine Kuckucksuhr mit einer Axt reparieren.
    Sie würden es trotzdem weiter versuchen.
    »Als wir das letzte Mal gesprochen haben …«, begann Svetlana.
    »Sagte ich, dass ich vielleicht etwas habe, das ich dir zeigen kann. Und ich glaube, ich habe recht behalten.« Er beugte sich über einen Tisch und nahm eine Zange aus Leuchtplastik in die Hand. Damit griff er in eine Schale mit aquamarinblauer Flüssigkeit. Die Zange bekam etwas zu fassen. Mit großer Vorsicht hob Wand es hoch. An der Zange hing etwas, das wie milchweißer Tang oder zu lange gekochte Nudeln aussah. »Das habe ich aufgehoben, weil es der größte Fortschritt ist, den ich bislang erzielt habe.«
    Svetlana betrachte die fasrige weiße Masse. »Was … was ist das?«
    »Es sollte Papier sein«, sagte Wang. »Papier ist ein recht einfaches Versuchsobjekt für einen Schmiedekessel. Wenn man kein Papier herstellen kann, dann …« Er schüttelte den Kopf, da weitere Worte überflüssig gewesen wären.
    »Zumindest ist es einigermaßen fest«, sagte Svetlana vorsichtig.
    »Ja, ich habe zumindest etwas einigermaßen Festes hergestellt. Und es ist weiß. Ich finde, dass das ein Fortschritt ist.«
    Svetlana blickte sich zum summenden

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