Himmelssturz
bewusst.«
»Hast du eine Vermutung, wie das passieren konnte?«
»Sie müssen den Kurs geändert haben. Wir haben die meiste Zeit mit einem Vorhersagemodell gearbeitet. Wenn sie davon abgewichen sind …« Schrope zuckte mit den Achseln, als wäre eine genauere Erklärung überflüssig. »Dann war es ihr Problem. Wir haben das Gesetz auf unserer Seite.«
»Hilft dir das, heute Nacht besser einzuschlafen? Zu wissen, dass irgendein Jurist in Niagara Falls bestätigt, dass du im Recht bist?«
»Offen gesagt, ja.«
Die ganze Wut, die sich seit der Auseinandersetzung mit Svetlana in ihr aufgestaut hatte, schwappte wie eine Flutwelle hoch. »Du bist ein Reptil, Craig. Ich habe schon Buntbarsche gezüchtet, die mehr Menschlichkeit besitzen als du.« Sie schlug den Flextop zu, bevor sie etwas noch Schlimmeres sagte.
Bella trat in die grüne Ruhe der medizinischen Abteilung und stellte dankbar fest, dass Jim wach war. Er saß im Bett und hatte einen Flextop auf dem Schoß. Er blickte über eine Halbmondbrille zu ihr auf. »Falls das ein Versuch sein soll, mich aufzumuntern, solltest du wieder hinausgehen und noch einmal hereinkommen.«
Offenbar sprach ihr Gesicht Bände. »Tut mir leid«, sagte Bella.
»Hol dir einen Stuhl. Du siehst aus, als hättest du Besuch von der Welt und ihrem Ehemann bekommen, die all ihre Probleme über dich ausgeschüttet haben.« Er sah sie verschmitzt mit leicht zusammengekniffenen Augen an. »Ist es wirklich so schlimm?«
»Oh ja.« Sie klappte einen Stuhl auseinander, setzte sich neben das Bett und ließ zerknirscht den Kopf hängen. »Es ist schlimm. Eigentlich noch viel schlimmer. Ich habe Svetlana verhaftet, weil sie meine Autorität untergraben hat.«
Er blinzelte überrascht. »Was ist passiert?«
»Sie hat es sich in den Kopf gesetzt, dass wir getäuscht werden und nicht genug Treibstoff für den Rückflug haben.«
»Großer Gott! Und du hast nicht einen Augenblick daran gedacht, mir davon zu erzählen?«
»Ich wollte dich nicht damit belasten, Jim.«
»Aber du tust es jetzt.«
»Es ist noch viel schlimmer gekommen.«
»Ach, du liebe Zeit. Was könnte schlimmer sein, als ein leitendes Mitglied deiner Besatzung einsperren zu müssen?«
»Soeben ist etwas Furchtbares passiert – und zu allem Überfluss habe ich etwas wirklich sehr Dummes getan. Bist du mit der Shenzhou Fünf auf dem Laufenden?«
»Natürlich.« Er dimmte den Flextop und schob ihn zur Seite. »Das chinesische Schiff, das uns aufgefordert hat, gemeinsam die ruhmreiche Erkundung von Janus in Angriff zu nehmen.«
»Wir haben es gerade zerstört.«
Er nahm die Lesebrille ab, klappte sie zusammen und legte sie vorsichtig auf den Nachtschrank. »Erzähl mir alles darüber.«
Sie berichtete ihm von der Sperrzone, die von den VWE verhängt worden war, von den Massentreibern und den Sprengköpfen, die sie zum chinesischen Schiff hinübergeschickt hatten. Und sie berichtete von ihrer Auseinandersetzung mit Schrope.
»Eigentlich sollten es nur Warnschüsse sein«, sagte sie. »Mit denen wir sie verscheuchen wollten. Es war nicht geplant, sie eiskalt abzuschießen.«
»Hast du irgendeine Reaktion vom Captain erhalten, nachdem du ihnen die erste Atombombe vor den Bug gefeuert hast?«
»Nicht die Geringste.«
»Was vermutlich bedeutet, dass sie den Befehl hatten, auf keinen Fall nachzugeben.« Chisholm biss sich auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf. »Die ganze Aktion war von Anfang an kritisch, aber ich glaube nicht, dass hier irgendjemand einen Fehler gemacht hat. Die Chinesen sind uns auf die Pelle gerückt. Wir mussten unseren Standpunkt verdeutlichen. Mehr haben wir nicht getan.«
»Ich wollte nur, dass sie abdrehen …«
»Wir haben ihnen gesagt, wo die Grenze verläuft. Niemand hat sie gezwungen, sie zu überschreiten.«
»Captain Wang hatte zweifellos seine Befehle.«
»Der Typ sollte dir nicht zu sehr leid tun, Bella. Schon morgen wird man ihn als Nationalhelden feiern. In einer Woche haben sie einen Platz nach ihm benannt und seiner Witwe ein hübsches Haus in Shanghai geschenkt.«
»Wir haben ihn getötet – ihn und seine ganze Besatzung.«
»Beijing hat sie getötet.«
»Sie hatten nicht einmal Zeit, Rücksprache zu halten.«
»Trotzdem war es Beijing, auch wenn die Befehle schon vor Wochen erteilt wurden. Es tut mir wirklich leid, was geschehen ist, aber wir befinden uns nun einmal auf einer Erkundungsmission im Weltraum.«
»Da ist noch etwas. Ich habe etwas Unverzeihliches
Weitere Kostenlose Bücher