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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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zur Erde überleben würde –, schien plötzlich gar nicht mehr so gewiss zu sein.
    »Irgendwas ist wirklich nicht in Ordnung«, sagte Svetlana. »Etwas, das ich …« Aber nachdem sie nun zum ersten Mal seit vielen Stunden wieder auf den Beinen war, ließ etwas anderes sie stutzen. Etwas war anders als sonst, doch zunächst schrieb sie es ihrem leichten Schwindel zu. »Die Schwerkraft«, sagte sie schließlich.
    »Dir ist es also auch aufgefallen«, sagte Chisholm und nickte angestrengt. Es war kaum mehr als eine vage Bewegung des Kopfes auf dem Kissen. »Ich dachte schon, es würde an mir liegen.«
    »Wir beschleunigen nicht mehr mit einem halben Ge.«
    »Nein. Es ist etwas weniger – vielleicht zwei Fünftel? Oder noch geringer?« Er hatte die Augen sehr weit aufgerissen, während er nach einer Bestätigung suchte.
    »Es ist erst der zwanzigste Tag«, sagte Svetlana. »Bis zum Rendezvous dauert es noch einen ganzen Tag.«
    »Dafür muss es einen Grund geben.«
    »Es scheint ein Problem mit dem Triebwerk zu sein. Es gibt keine andere Erklärung.« Dann kam ihr ein grässlicher Gedanke: Das Triebwerk wurde gedrosselt, weil der Treibstoffvorrat allmählich knapp wurde. In ein paar Minuten – oder auch schon in den nächsten Sekunden – würde das Triebwerk einfach den letzten Schnaufer tun, und dann würde die Rockhopper plötzlich im freien Fall durch die Nacht treiben, während sich die schreckliche Erkenntnis ausbreitete, dass es keine Möglichkeit mehr gab, den Flug zu bremsen oder umzukehren.
    Doch ihre ersten Befürchtungen verflüchtigten sich bald. Das konnte nicht der Grund sein. Das Triebwerk würde mit normaler Leistung weiterarbeiten, bis der letzte Rest Treibstoff in den Tanks verbraucht war. Und selbst wenn Svetlanas Vermutungen über den reduzierten Vorrat stimmten, würde es noch eine ganze Weile dauern, bis alles vorbei war. Sie hatten genug Treibstoff, um die Janus-Mission durchzuführen. Erst auf dem Rückflug würde es problematisch werden.
    »Was ist passiert? Steht darüber etwas im Schiffsnetz?«
    »Nichts.«
    »Und weder Bella noch Craig haben mit dir darüber gesprochen?«
    »Falls es dir entgangen ist«, sagte Chisholm, »ich bin nicht mehr so richtig in die Führung des Schiffes eingebunden. Man will mir die Belastungen der Befehlskette ersparen. Man meint es nur gut mit mir.«
    Er war bis zum Stehkragen mit Medikamenten vollgepumpt und dämmerte immer wieder weg wie ein Ertrinkender. Es ist mehr als nur gut gemeint, dachte Svetlana. Sie hoffte, dass ihr Gesicht nichts verriet.
    »Ich muss mit jemandem darüber reden«, sagte sie. »Vielleicht erkennen sie gar nicht, dass wir ein Problem haben.«
    »Bella wird nicht erlauben, dass du die Krankenstation verlässt.«
    Svetlana sah den Sterbenden lächelnd an. »Auf lange Sicht wird sie mir dafür dankbar sein.«
    Niemand hatte Dienst, sodass sie die medizinische Abteilung ungehindert verlassen konnte. Ihre Schritte hallten mit traumhafter Leichtigkeit auf den Bodenplatten. Je mehr sie nachgrübelte, desto unwahrscheinlicher kam ihr ein technisches Problem vor. Entweder arbeitete das Triebwerk, oder es arbeitete nicht. Es gab keinen Übergangsbereich, in dem die Leistung leicht reduziert war. Und da der Treibstoff noch nicht aufgebraucht sein konnte, blieb nur eine Möglichkeit übrig: Bella musste den Befehl gegeben haben, den Schub zu drosseln.
    Also kamen Bella nun doch Zweifel.
    Svetlana durchquerte das Schiff und war froh, dass die Beleuchtung zur Nachtschicht auf ein düsteres Rot gedimmt war. Die einzige Person, der sie unterwegs begegnete, war Brenda Gammel aus Parrys Außeneinsatzteam, doch sie war tief in Gedanken versunken und begrüßte Svetlana mit einem höflichen, aber geistesabwesenden Nicken, als sie aneinander vorbeigingen. Gut, dass es nicht jemand aus ihrem Team gewesen war. Es hätte zu viele unangenehme Frage gegeben, wo sie gewesen und warum sie plötzlich wieder aufgetaucht war.
    Während sie weiterging, nahm Svetlanas Unsicherheit zu, wie sie vorgehen wollte. Falls Bella inzwischen ihre Ansichten übernommen hatte, wäre es vielleicht das Beste, sich nicht in den Gang der Dinge einzumischen.
    Sie erreichte Parrys Quartier und klopfte leise an die Plastiktür, bis Parry sie aufschob. Er blinzelte überrascht, dann runzelte er besorgt die Stirn.
    »Svieta«, sagte er, »warum bist du …?«
    Sie ließ ihn nicht ausreden. »Lass mich rein, Parry. Wir müssen reden.«
    Er schob die Tür so weit wie möglich auf, damit

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