Himmelssturz
ihr, zwischen seinen Schichten im Außeneinsatzteam.
»Das ist grotesk«, sagte sie. »Bella hat alles blockiert. Ich weiß nicht einmal, was für ein Tag heute ist.«
»Sie lässt dich gar nicht so sehr im Dunkeln sitzen, wie du glaubst«, sagte Parry. »Ich will sie nicht in Schutz nehmen – ich halte diese Maßnahme für falsch –, aber ich glaube, dass ihr diese Entscheidung wirklich nicht leicht gefallen ist.«
»Sie hätte sich anders entscheiden können.«
»Nein, eigentlich nicht. Ich weiß, dass Bella sehr darunter leidet. Es gefällt ihr überhaupt nicht. Sie glaubt, sie hätte eine Freundschaft zerstört, eine richtig gute Freundschaft.«
»Sie ist es, die die Beweise ignoriert.«
»Nein«, sagte Parry sanft, aber mit Entschiedenheit, »von Ignorieren kann keine Rede sein. Sie hat sie sich angesehen, ernst genommen und geprüft, aber am Ende war sie nicht überzeugt.« Er seufzte und knetete seine rote Mütze zwischen den Fingern, was den seltsamen Eindruck erweckte, er wäre als reuiger Bittsteller zu ihr gekommen. »Hör mal, es ist eigentlich gar nicht so schlimm, wie du denkst.«
»Aber von hier aus sieht es ziemlich schlimm aus.«
»Bella hat dich nicht von allem abgeschottet – zumindest nicht mehr als den Rest der Besatzung. Das habe ich gemeint, als ich sagte, dass sie dich keineswegs im Dunkeln sitzen lässt.«
»Ich komme an nichts heran«, sagte sie, »nicht einmal an die Nachrichten von zu Hause. Das meine ich mit ›im Dunkeln sitzen‹.«
»Das hat überhaupt nichts mit Bella zu tun«, sagte Parry. »Das liegt an der Antenne. Es gibt Schwierigkeiten, Signale zu empfangen.«
»Was für Schwierigkeiten?«
»Sie wissen auch nicht, was los ist. Es kommt einfach nichts mehr über die Antenne herein. Als wäre im inneren System jeglicher Funkverkehr eingestellt worden.«
»Aber es müssen doch Leute an diesem Problem arbeiten«, sagte Svetlana. »Haben sie die Ursache noch nicht gefunden?«
»Sieht nicht so aus.«
»Wenn Bella mir den Zugang zum Schiffsnetz erlauben würde, könnte ich mir die Sache mal ansehen.«
»Das würdest du tun?«
»Ich habe nie darum gebeten, meiner Pflichten enthoben zu werden«, sagte sie. »Ich habe nur klargestellt, dass ich alles tun werde, damit dieses Schiff umkehrt.«
»Und jetzt?«
»Das gilt immer noch. Aber wenn Bella einen Rat von mir hören will, kann sie ihn haben.«
»Ich weiß nicht«, sagte Parry. »Ich werde es erwähnen, wenn ich sie sehe, aber sie wird wahrscheinlich abwarten wollen, was dein Team dazu sagt.«
»Das kann doch nicht so schwierig sein. Wie lange arbeiten die Leute schon daran?«
»Seit etwa zwölf Stunden«, sagte Parry.
Neun
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Tag einundzwanzig brach an. Über Parry sickerten die Nachrichten zu Svetlana durch. Janus hatte weiter die Beschleunigung verringert, worauf Bella das Triebwerk auf ein Zehntel Ge heruntergedrosselt hatte. Die Rockhopper befand sich nun in der letzten Anflugphase und näherte sich der vorgesehenen Beobachtungsposition zehntausend Kilometer hinter Janus.
Wenn sich der Verzögerungstrend des ehemaligen Mondes fortsetzte, würde er sich bald mit konstanter Geschwindigkeit bewegen. Der Plan sah vor, einen Tag lang auf zehntausend Kilometer Abstand zu bleiben und dann stückweise näher heranzurücken, bis auf eintausend Kilometer über der Oberfläche. Wenn Janus die Annäherung duldete, würden sie noch weiter herangehen. Am dritten Tag des fünftägigen Rendezvous sollten Roboter und unbemannte autonome Gefährte auf dem Artefakt landen. Wenn ihnen der Zugang erlaubt wurde, sollten Menschen folgen. Am vierten Tag würde man sich mit passiven Untersuchungen der Oberfläche begnügen. Wenn es bis dahin keine Probleme gab, würde man versuchen, eine Probe der Maschinerie zu bergen. Man würde mit mikroskopischen Materialproben beginnen, die einzeln zur Rockhopper gebracht wurden, die sich zu diesem Zeitpunkt auf eine sichere Entfernung zurückgezogen hätte. Wenn die Sammlung der kleinen Proben erfolgreich verlief, wollte man zu größeren Stücken übergehen. Am Tag sechs würde die Rockhopper den Rückflug antreten, worauf Janus die lange Reise durch die Nacht Richtung Spica fortsetzen konnte.
Es gab immer noch keine Nachrichten von der Erde.
Das Technikerteam hatte bereits seit neunzehn Stunden am Problem gearbeitet, doch bislang – wie sie von ihrem Informanten erfuhr – war es einer Lösung des Rätsels kein Stück näher gekommen.
Parry reichte ihr einen Flextop.
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