Himmelssucher - Roman
hatte genauso einen kantigen Kiefer und genauso kleine Augen. Aber ihm fielen nicht die Haare aus.
Farhaz drehte sich zu mir um. »Das ist Hamza, mein Cousin. Hamza, das ist Hayat.«
»Hey, Hayat, alles klar?«
»Ja«, erwiderte ich.
»Also, was treibt ihr beide?«, fragte Hamza.
»Wir checken dieses Loch hier«, sagte Farhaz. »Kommst du mit?«
Hamza sah zu seinem Vater, ebenfalls jemand mit kantigem Kiefer und winzigen Augen. Er unterhielt sich gerade mit einem älteren Mann in grauer Nehru-Jacke. »Ich bin mit Farhaz unterwegs, Abu .«
»Farhaz, Behta «, sagte Hamzas Vater. »Schön, dich zu sehen. Wie geht es dir?«
»Gut, Onkel Imtiaz. Und dir?«
»Gut, gut. Also, wo wollt ihr hin?«
»Wir wollen uns hier nur mal umsehen.«
»Gut … aber macht mir keinen Unfug.«
»Keine Sorge. Machen wir nicht.«
Hamzas Vater nickte und wandte sich wieder seinem Gesprächspartner zu.
Farhaz führte uns zu einer großen geschwungenen Marmortreppe am Ende der Eingangshalle. Auf den Stufen der ersten Windung, von der aus wir einen Blick über die eintreffenden Gäste hatten, ließen wir uns nieder.
»Wir warten auf Zakiya«, sagte Farhaz. »Sie hat gesagt, dass sie nachkommt.«
»Zakiya, was?«
»Ich hab sie seit zwei Jahren nicht mehr gesehen. Muss mittlerweile ziemliche Möpse haben!«
»Sie hat Titten, so viel ist klar. Aber sie ist unsere Cousine.«
»Und? Im Islam können wir Cousinen heiraten.«
Hamza zuckte mit den Achseln. »Aber was will man mit der schon? Sie geht einem doch nur auf die Nerven. Und ihr Gesicht gefällt mir auch nicht.«
»Hamza, ich sag’s dir nur ungern. Aber das Gesicht fickt man nicht.«
»Da hast du auch wieder recht.«
Hamza sah zu mir. »Du weißt, was Ficken ist, oder?«
»Hä?«
»Ficken. Du weißt, was das ist?«
»Klar«, sagte ich. Ich hatte nicht den leisesten Schimmer.
Hamza schüttelte den Kopf. »Er weiß es nicht«, sagte er zu Farhaz. »Sollen wir’s ihm erzählen?«
»Tun wir ihm den Gefallen.«
»Aber vielleicht ist er dann sauer auf uns wie damals dieser … wie hieß er noch?«
»Der war echt ein Blindgänger.«
»Ja, aber wie hieß er noch?«
»Mir doch scheißegal.« Farhaz wandte sich an mich. »Du spielst nicht den Blindgänger, wenn wir dir sagen, was Ficken ist, richtig?«
»Was meinst du?«
»Du läufst nicht zu Mami und Papi und petzt ihnen, dass die Jungs, die du getroffen hast, dir schmutzige Sachen erzählt haben, oder?«
»Nein.«
Ich hatte kaum geantwortet, als Farhaz auch schon anfing. »Also, durchs Ficken bist du entstanden. Das ist das, wenn dein Dad seinen Pimmel in deine Mom steckt.«
Ich wusste nicht, wovon er sprach.
»Du weißt, was ein Pimmel ist, oder?«
»Ja?«
»Und du weißt, dass Mädchen keinen Pimmel haben?«
»Ja, natürlich.«
Farhaz musterte mich. Wenn meine Antwort nicht sehr überzeugend ausfiel, dann nicht, weil mir nicht bewusst gewesen wäre, dass Mädchen keine Pimmel hatten, sondern ich mir nicht sicher war, was sie stattdessen besaßen. Abgesehen von dem Abend mehr als ein Jahr zuvor, als ich im Badezimmer das dunkle Dreieck zwischen Minas Beinen erspäht hatte, hatte ich nie eine nackte Frau gesehen.
Farhaz sah mich eindringlich an. »Du weißt, dass sie deswegen Mädchen sind, oder? Weil sie keinen Pimmel haben. Das weißt du, oder?«
»Ja, natürlich.«
Farhaz starrte mich weiter an, bevor er sich genervt an Hamza wandte. »Er weiß nicht, dass sie keine Pimmel haben. Was ist bloß los mit dem?«
Hamza erklärte es mir nachsichtiger: »Mädchen haben einen Schlitz. So, als hätte ihnen jemand den Pimmel ab- und sie zwischen den Beinen aufgeschnitten. Das ist alles, was sie haben. Einen Schlitz. Und da steckst du ihn rein.«
Was er sagte, passte nicht zu dem, woran ich mich bei Mina erinnerte. Ich sah keinen Schlitz vor mir. Nur diesen dunklen, dreieckigen Fleck. Ich war verwirrt.
»Richtig«, fuhr Farhaz fort. »Wenn dein Pimmel also hart wird, steckst du ihn in den Schlitz von dem Mädchen, das ist dann Sex . Und das ist dann der Wahnsinn.«
Sex. Ich hatte das Wort so oft gehört. Sie nickten beide, als wüssten sie, wovon sie sprachen. Aber was sie beschrieben, klang für mich so unwahrscheinlich, so nutzlos, dass es überhaupt keinen Sinn ergab.
»Warum sollte man das tun?«, fragte ich.
»Du musst. So werden die Babys gemacht. Du steckst deinen Pimmel in den Schlitz des Mädchens und presst dein Sperma raus. Das ist Ficken.« Farhaz wandte sich an Hamza. »Das heißt übrigens Nikah
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