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Himmelssucher - Roman

Himmelssucher - Roman

Titel: Himmelssucher - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: carl's books Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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auf Arabisch.«
    »Was?«, fragte Hamza.
    »Ficken. Hat mir ein Kumpel erzählt. Ein Araber. Ich hab ihm gesagt, ich würde auf eine Nikah gehen, da hat er gesagt, das heißt ›Ficken‹.«
    Sie lachten.
    Ich hörte ihnen nur noch mit halbem Ohr zu. Denn plötzlich kam mir ein erschreckender Gedanke.
    »Sperma?«, fragte ich. »Wie sieht das aus?«
    »Weiß und klebrig«, antwortete Farhaz. »Wie Holzleim.«
    »Aber es riecht eher nach Bleichmittel«, sagte Hamza.
    Wieder lachten sie.
    Plötzlich war mir klar, dass die weiße ausgeflockte Flüssigkeit, die an jenem Nachmittag aus meinem Penis gekommen war, als ich mich selbst berührt hatte, Sperma gewesen sein musste. Er log nicht. Und mir dämmerte, dass ich dem allen nicht entgehen konnte, egal, wie widerlich ich das alles fand.
    »Das klingt alles ekelhaft«, erwiderte ich wütend.
    Farhaz sah mich lange an, dann schüttelte er den Kopf. »Was ist mit dem Typen bloß los?«, sagte er zu Hamza.
    »Er meint, das wäre ekelhaft. Warte, wenn er erst von Blowjobs hört.«
    Farhaz sah mich an und lachte. »So nennt man das, wenn du deinen Pimmel einem Mädchen in den Mund schiebst und sie daran saugt.«
    Jetzt war ich überzeugt, dass sie sich über mich lustig machten.
    »Hast du jemals vom Propheten geträumt, Farhaz?«, fragte ich trotzig.
    »Hab ich was?«
    »Hast du jemals vom Propheten geträumt,Friede sei mit ihm?«
    Farhaz runzelte die Stirn. Er wirkte verdutzt, aber nicht im Geringsten sauer. »Nein. Was willst du damit sagen?«
    Ich zuckte die Achseln. »Ich hab schon mal vom Propheten geträumt.«
    »Und?«, fragte Farhaz.
    Erneut zuckte ich die Achseln. Innerlich triumphierte ich.
    Farhaz kicherte und sah weg. »Da ist sie ja«, sagte er und stand auf. Zakiya stand unten an der Treppe.
    »Hey, Leute«, begrüßte Zakiya uns und kam die Stufen herauf. Sensibilisiert für das Thema, musste ich mir eingestehen, dass sie wirklich üppig gebaut war. Sehr üppig. »Und, was treibt ihr?«
    Farhaz lächelte. »Haben uns ein bisschen unterhalten. Hayat, unser Kleiner, hat noch nicht so recht Bescheid gewusst über die Bienen und die Blumen und so …«
    Zakiya lächelte. »Aber jetzt kennt er sich damit aus?«
    »Wir haben unser Bestes versucht. Jetzt können wir nur noch hoffen … Was haltet ihr davon, wenn wir uns aufteilen und uns umsehen?«
    Zakiya nickte eifrig.
    Farhaz wandte sich an Hamza. »Du nimmst den Kleinen und erkundest unten, Zakiya und ich nehmen uns das Obergeschoss vor. Wir treffen uns wieder hier« – er sah auf seine Uhr – »in einer halben Stunde.«
    »Aber die Walima fängt gleich an«, warf Zakiya ein.
    »Die können sich ihre Walima sonst wohin schieben.«
    Zakiya kicherte.
    (Auf die offizielle Zeremonie, Nikah genannt, die nicht öffentlich, sondern nur unter Anwesenheit des Imam und zweier Zeugen stattfindet, folgt die Walima, der Empfang. Es ist die erste Gelegenheit für die Gäste, Braut und Bräutigam zu sehen.)
    »Also, was meinst du dazu, Hamza?«, fragte Farhaz.
    »Einverstanden«, sagte Hamza.
    »Gehen wir«, sagte Farhaz zu Zakiya, stieg die Treppe hinauf und winkte sie zu sich. Kichernd hüpfte sie hinter ihm die Stufen hinauf.
    »Warst du schon unten am See?«, fragte mich Hamza.
    Ich nickte. Es fiel mir schwer, ihm in die Augen zu sehen. Ich war ganz durcheinander und wusste nicht, wie ich das Unbehagen wieder loswerden sollte, das Farhaz bei mir geweckt hatte.
    »Hey, Hayat?«, fragte Hamza unvermittelt. »Was ist los?«
    »Nichts.«
    »Mach dir wegen Farhaz mal keine Sorgen«, sagte Hamza und klopfte mir auf den Rücken. »Meine Mom sagt, er ist so, weil seine Mom gestorben ist.«
    »Seine Mom ist gestorben?«
    »Ja. Als er so neun war.«
    »Das ist traurig.«
    »Ja, das ist es … Wie wär’s, wenn wir zum See runtergehen? Sieht ziemlich cool aus.«
    »Okay.«
    Die Empfangshalle sowie die Lobby waren voll mit Leuten wie uns, mit Menschen unterschiedlich dunkler Hautfarbe in weiter Kleidung, mit Gebetskappen, Vollbärten, Schals und Kopftüchern. Wären die Angestellten hinter der Rezeption und die Portiers nicht allesamt Weiße gewesen, hätte man sich in Kairo oder Delhi oder in Bagdad wähnen können: in einem architektonischen Überbleibsel aus kolonialen Zeiten, das aus unerfindlichen Gründen von den Einheimischen in Besitz genommen wurde. Der junge Mann in seinem Smoking wirkte alles andere als glücklich. »Gehen … Sie … weiter!«, rief er, als spreche er zu einer Menge, bei der er sich nicht sicher war, ob

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