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Himmelssucher - Roman

Himmelssucher - Roman

Titel: Himmelssucher - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: carl's books Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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waren aufgebaut – eine Seite für die Männer, die andere für die Frauen –, jeder Tisch war mit einem grünen Tischtuch bedeckt, darauf stand jeweils eine hellblaue Vase mit frischen weißen Päonien. Entlang der Fensterfront war ein Podium errichtet, darauf drei Tische und ein Stuhl, allesamt mit goldenem Stoff bezogen. Wir waren nicht die Ersten, die eingetroffen waren: die Caterer bauten an der gegenüberliegenden Wand Geschirr und Besteck auf; hinter dem Podium fummelte ein junger Mann an einem Mischpult herum und testete die Lautsprecher; und eine breitschultrige Frau mit Kopftuch – im Schlepp ein Mädchen, vermutlich ihre Tochter, ebenfalls mit Kopftuch – ging an den Tischen entlang und stellte die Platzkarten auf.
    Mirza führte uns an einen Tisch, wirkte aber unsicher. Er wandte sich an seinen Sohn. »Geh zu deiner Tante Neema und frag sie, wo wir sitzen sollen.«
    Farhaz trottete zu der Frau und ihrer Tochter.
    »Woher stammst du, Behta ?«, fragte mich Mirza.
    »Wir wohnen hier.«
    »Das ist schön. Wir sind aus Michigan angereist. Sieben Stunden Autofahrt, und die Landschaft eine einzige eintönige Ödnis. Sieben Stunden! Mein Rücken bringt mich noch um.« Mirza blickte zu seinem Sohn, der auf ein Blatt Papier sah, das die große Frau ihm hinhielt. »Was für ein Aufwand für nichts und wieder nichts. Ich setze mich einfach … Wie heißt du wieder, Behta ?«
    »Hayat.«
    »Hayat. Ein schöner Name. Und du bist auch ein Hafiz, Behta ?«
    »Noch nicht.«
    »Aber du bist auf dem Weg dahin, oder?«
    Ich nickte.
    Mirza sah erneut zu seinem Sohn, der jetzt wieder in unsere Richtung kam. »Er hat drei Jahre dafür gebraucht. Er hatte einen sehr guten Lehrer … Aber täusch dich nicht. Ich habe dem Mann jede Minute bezahlt . Hat mich ein Vermögen gekostet.« Mirza überlegte. »Aber das ist es wert. Der Himmel ist jeden Cent wert und hundert Millionen obendrauf.«
    »Dad, wir sind an Tisch fünfzehn«, sagte Farhaz.
    »Wo ist der?«
    »Beim Blumengesteck, hat sie gesagt. Hier ist Tisch zwölf. Fünfzehn ist dort drüben«, sagte Farhaz und zeigte darauf.
    »Was für ein Aufwand«, beschwerte sich Mirza wieder und erhob sich.
    »Ich weiß aber nicht, an welchem Tisch du sitzt«, sagte Farhaz zu mir.
    »Ich setz mich einfach zu euch.«
    Er zuckte mit den Achseln. Ich folgte ihnen zu ihrem Tisch, wo wir uns alle niederließen.
    »Na, Farhaz«, sagte Mirza. »Unser junger Freund hier strengt sich auch an, um ein Hafiz zu werden.«
    »Ich weiß, Dad. Das hat Onkel Sunil schon gesagt. Ich bin nicht taub.« Er klang unerwartet abschätzig. Sein Vater schien darüber wenig erfreut. Aber statt etwas zu sagen, sah er nur weg.
    Weitere Gäste strömten durch die Doppeltür. »Da ist Salman!«, rief Mirza aus, erhob sich und umarmte einen Mann mit dickem Schnauzer und einem beigen Pakul.
    »Und, wie weit bist du?«, fragte Farhaz. Seine Miene war so ausdruckslos wie seine Stimme.
    »Was?«
    »Wie viele Dschuz hast du schon?«
    »Elf.«
    »Nur noch neunzehn, was? Ziemlich cool.«
    Ich nickte.
    »Junge, Junge, was bin ich froh, dass der Scheiß vorbei ist. Was für ein Albtraum!«
    »Was?«
    Er sah mich verdutzt an. »Das ganze Zeug auswendig zu lernen. Als würde man sich drei Jahre lang jeden Tag Rizinusöl reinschütten. Verdammte Hacke! «
    Im ersten Augenblick brachte ich das alles nicht auf die Reihe. Und als mir dann klar wurde, dass er vom Koran redete, wusste ich nicht, was ich sagen sollte.
    »Was meinst du, sollen wir den Scheißkasten hier mal checken?«
    »Was sollen wir?«
    »Du lebst wohl hinterm Mond, oder was? Ich hab gesagt: Sehen wir uns mal um, was hier im Hotel so los ist.«
    »Oh … okay«, sagte ich.
    Wir standen auf, aber bevor wir den Saal verließen, ging Farhaz zu dem Mädchen, das die Platzkarten aufstellte, sagte ihr etwas und wies auf die Doppeltüren. Sie nickte.
    Sichtlich zufrieden kehrte Farhaz zu mir zurück. »Sie kommt nach, wenn sie fertig ist«, sagte er. »Ich hab ihr gesagt, dass wir hier mal die Lage peilen. Gehen wir.«
    Die lange, spiegelverkleidete Eingangshalle füllte sich mit Gästen, Männern in Salwars oder Anzügen, Frauen in langen, weiten Gewändern, alle trugen Kopftuch und scheuchten kleine Kinder vor sich her. Wir kamen an einem Jugendlichen mit weißer Gebetskappe vorbei. »Hey, Hamza!«, rief Farhaz.
    Der Junge blickte zu uns herüber. »Farhaz!«, rief er freudestrahlend.
    Die beiden klatschten sich ab. Für mich sah der Junge ein wenig wie Farhaz aus, er

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