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Himmelssucher - Roman

Himmelssucher - Roman

Titel: Himmelssucher - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: carl's books Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Sekunde aus den Augen gelassen hatte, und nickte ihm dankend zu.
    Bei unserer Rückkehr ging es im Ballsaal hoch her. Sunil und Mina saßen nebeneinander auf dem Podium, beide waren sie mit einem glänzenden weißen Salwar bekleidet, Sunil trug dazu eine hohe goldene, dreieckige Kopfbedeckung, Mina einen vergoldeten Schleier sowie goldene Arm- und Fußreifen. Neben den beiden saß Imran, ebenfalls in schimmernder weißer Kleidung und mit einem eigenen kleinen goldenen Topi ausgestattet. Mit großen Augen beobachtete er die Hochzeitsgäste, die sich Braut und Bräutigam näherten, Geldscheine zwischen den Fingern rollen ließen, das Ehepaar umkreisten, ihre Segenswünsche äußerten und schließlich dem Bräutigam das Geld reichten. Lächelnd nahm Sunil die Gaben entgegen. Mina verfolgte alles mit seltsam mattem Blick.
    »Da bist du ja!«
    Es war Mutter. Sie trug einen blassgelben Salwar-Kamiz und einen braunen Schal um die Schultern. Sie wirkte erschöpft. »Wo hast du gesteckt?«
    Ich zögerte kurz. »War mit Hamza unterwegs«, sagte ich schließlich.
    »Hamza?«
    Ich sah mich um. Hamza hatte sich davongemacht und stand nun neben seinem Vater an einem der Tische. Ich zeigte hinüber. »Dort drüben.«
    Mutter runzelte die Stirn. »Wo ist dein Vater?«
    Ich antwortete nicht.
    »Warst du bei ihm?«
    »Er ist gegangen. Er hat gesagt, er muss noch telefonieren.«
    » Telefonieren? Mit wem?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wir haben in der letzten Stunde weiß Gott was durchgemacht, und er muss telefonieren ? Mit wem? Hayat, wo ist er?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Du weißt es nicht? Gut, dann finde ihn! Und schaff ihn hierher!«
    Keinesfalls würde ich zurückgehen und ihn holen. Und ich wollte Mutter auch nicht erzählen, wo er steckte. Also rührte ich mich nicht von der Stelle und sah mit an, wie die Gäste das vor uns auf dem Podium sitzende Brautpaar mit Geldscheinen überhäuften.
    »Los! Geh schon! Worauf wartest du noch? Such ihn«, sagte sie und schob mich weg. »Telefonieren …«, murmelte sie, als sie zur Frauenseite des Raums zurückkehrte.
    Ich ging hinaus in die Empfangshalle, überlegte, ob ich mich auf die Couch in der Lobby setzen sollte, aber dann fiel mir der junge Mann im Smoking wieder ein. Also ging ich zur rückwärtigen Seite, zur Marmortreppe, wo ich mit Farhaz und Hamza gesessen hatte.
    Nach ein paar Minuten hörte ich etwas hinter mir. Ich drehte mich um. Farhaz und Zakiya kamen händchenhaltend die Stufen herab. Das Lächeln auf Zakiyas Gesicht erlosch, als sie mich sah, im gleichen Augenblick zog sie ihre Hand zurück.
    »Wo ist Hamza?«, fragte Farhaz.
    »Drinnen«, erwiderte ich knapp.
    »Ich muss auch rein«, sagte Zakiya. »Meine Eltern killen mich sonst.«
    »Nur zu«, sagte Farhaz.
    »Also, was geht ab?«, fragte Farhaz und kam betont langsam und lässig die Treppe herunter.
    »Äh?«
    »Was ist los?«
    »Nichts.«
    Achselzuckend ging er an mir vorbei.
    Durch den Saal zog der Geruch von Biryani und Currys. Caterer standen an der rückwärtigen Wand und warteten darauf, das Essen zu servieren. Auf der gegenüberliegenden Seite, oben auf dem Podium, stand der schwergewichtige Souhef, hielt sich ein Mikro an den Mund und las von einem Blatt ab.
    »Der Prophet, Friede sei mit ihm, sagte, die vollkommensten Gläubigen sind jene, die immer freundlich und voll Güte gegenüber ihren Frauen sind.« Mit einem feinen Lächeln blickte Souhef auf. Aus der Menge erhob sich leises Gelächter. Spielerisch hob er den Finger. »Doch, doch, meine Brüder, es stimmt schon. Wer seiner Frau auch nur einen Bissen an den Mund führt, wird dafür im Jenseits belohnt. Gemäß dem Propheten, Friede sei mit ihm, ergießt sich die himmlische Gnade Allah Ta’alas über jeden Ehemann, der seiner Frau mit Liebe und Wonne begegnet.«
    Ich drängte mich durch den Saal auf die Frauenseite, dorthin, wo die Frauen in ihren Tschadors, Kopftüchern oder Dupattas saßen, gemeinsam mit ihren Kindern, die sie neben sich oder auf dem Schoß hatten. Mutter war die Einzige, die weder eine Kopfbedeckung trug noch ein Lächeln zeigte.
    Souhef wandte sich nun direkt an Sunil.
    »Ergreift der Ehemann die Hand seiner Frau mit Liebe …«
    Souhef hielt inne und wartete. Dann wiederholte er:
    »Ich sagte, ergreift der Ehemann die Hand seiner Frau mit Liebe …«
    Diesmal kapierte Sunil. Weiteres Gelächter – nun vor allem von der Frauenseite –, als Sunil die Hand seiner Frau ergriff.
    »Ergreift der Ehemann die Hand seiner Frau mit Liebe

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