Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmelssucher - Roman

Himmelssucher - Roman

Titel: Himmelssucher - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: carl's books Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
Vom Netzwerk:
Adrienne mit Mina unterhielt, die verstohlen in unsere Richtung sah.
    Vater grinste. »Na, mich beschleicht da so ein Gefühl.«
    »Wovon sprichst du, Naveed?«
    »Kein Grund, gleich so empfindlich zu reagieren. Ist doch nichts dabei.«
    »Wobei? Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon du sprichst.«
    »Nate, ich bin nicht von gestern. Ich mach dir keinen Vorwurf … sie ist eine Perle.«
    »Wer?«
    »Na, wen meine ich wohl?«, kam es sarkastisch und kopfschüttelnd von Vater. »Sie heißt Mina. Seit Kindertagen Muneers beste Freundin. Ich habe dir doch von ihr erzählt. Die, die bei uns wohnt.«
    »Oh«, erwiderte Nathan, als hätte er noch nie von ihr gehört.
    »Sie ist eine Schönheit, keine Frage«, fügte Sonny hinzu.
    »Ja, das ist sie«, erwiderte Vater mit einer für ihn ganz und gar untypischen Milde. »Manchmal erinnert sie mich an meine Schwester«, sagte er leise.
    »Huma?«, fragte Nathan, plötzlich bedrückt.
    Vater nickte. Es überraschte mich, dass Nathan den Namen von Vaters Schwester kannte, die im späten Teenageralter an einer Lungenentzündung gestorben war. Er hatte mit mir erst einmal darüber geredet. Ihr Verlust, sagte Mutter immer, sei wahrscheinlich das Einzige, was er niemals überwunden hatte und vielleicht auch nie überwinden würde.
    Vater fuchtelte mit der Zange vor Nathan herum. »Die Frau vergeudet fast so viel Zeit wie du mit diesem Aufs-Papier-Starren. Ihr beide würdet … wie sagt man? Wunderbar miteinander auskommen.«
    »Aufs-Papier-Starren?«, fragte Sonny.
    »Naveed hat so eine Macke mit dem Lesen«, antwortete Nathan. »Aufs Papier starren … so nennt er das Lesen. Ich weiß nicht, wie er damit durchgekommen ist. Ich meine, der Mann war Jahrgangsbester an der Uni …«
    »Aber nicht, weil ich gelesen haben.«
    »Wie dann?«
    »Chief, wenn du was erreichen willst, dann musst du dir was einfallen lassen.«
    Nathans Augen blitzten. »Du hast geschummelt?«
    » Nie und nimmer .«
    »Wie dann?«
    »Sagen wir mal so … Ich habe andere für mich lesen lassen …«
    Nathan und Sonny lachten.
    »Aufs Papier starren«, murmelte Sonny kopfschüttelnd.
    »Stimmt’s? Oder habe ich recht? Sonny?« Vater grinste bis über beide Ohren.
    »Nur um es mal festzuhalten: Ich glaube nicht, dass du recht hast. Aber darum geht es dir ja auch gar nicht, oder?«
    »Genau! Kluger Mann!«, sagte Vater und deutete mit der Zange auf Sonny, bevor er sich an mich wandte. »Kannst du mir den Teller geben, Betha ?«
    Ich reichte ihm die lange Servierschale auf dem Tisch neben mir. Er legte die Hühnchenteile vom Grill darauf.
    »Worum es jedenfalls geht, Nate, du und Mina hättet wahrscheinlich großen Spaß dabei, eure Zeit miteinander zu vergeuden.«
    »Was meiner Meinung nach genau das Rezept für häusliches Glück ist«, warf Sonny ein.
    »Da kann ich nicht mitreden«, witzelte Vater. Er sah zur Terrasse. »Sie schauen herüber. Geh zu ihr, rede mit ihr. Das ist deine Chance.«
    »Später vielleicht«, sagte Nathan. »Sie sieht aus, als wäre sie beschäftigt.«
    »Sie ist beschäftigt. Mit dem Kebab, das du jetzt von ihr holen sollst. Sag ihr, dass ich dich geschickt habe. Das ist deine Ausrede.«
    Nathan sah Vater lange an.
    »Na, geh schon! Geh!«
    »Du bist mir einer, Naveed«, sagte Nathan kopfschüttelnd. Dann machte er sich in Minas Richtung auf. Ich sah ihn die Terrasse betreten und ihr die Hand hinstrecken. Mit einem Schulterzucken hob sie ihre beiden Hände, die voller Hackfleisch waren, aus dem sie und Adrienne die Kebab-Bällchen geformt hatten. Dann stand Adrienne auf und brachte das Kebab, um das Nathan eigentlich Mina hätte bitten sollen. Nachdem Adrienne fort war, stellte er ihr eine weitere Frage. Sie lachte. Nathan zog sich einen Klappstuhl heran und ließ sich neben ihr nieder.
    Mein Herz pochte.
    »He, Hayat!«, hörte ich jemanden rufen. Es war Otto, Sonnys pummeliger, sommersprossiger Sohn, der zum Grill geschnauft kam. »Satya nimmt uns zum Ninja-Erkunden mit. Willst du mitkommen?«
    »Na, los, Kurban , spiel mit deinen Freunden«, sagte Vater. »Und nimm Imran mit!«
    Ich sah zur Terrasse. Mina warf den Kopf herum. Nathan redete. Ich wandte ihnen den Rücken zu und folgte dem davonwatschelnden Otto.
    Satya Buledi war nur ein Jahr älter als ich, sah aber aus, als ginge er schon auf die High School. Er war groß für sein Alter, hoch aufgeschossen, breitschultrig und hatte strohblonde Haare, die sich schimmernd von seiner dunkleren, karamelfarbenen Haut abhoben. Die

Weitere Kostenlose Bücher