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Himmelssucher - Roman

Himmelssucher - Roman

Titel: Himmelssucher - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: carl's books Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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das heißt nicht, dass du es nicht lesen sollst. Ich meine, darum geht es doch, oder? Dass man das Buch liest.«
    »Danke, Dr. Wolfsohn.«
    »Ist mir eine Freude, Hayat … Und vergiss nicht, ich hab dir gesagt, du kannst mich Nathan nennen.«
    »Entschuldigung … Nathan.«
    »Schon gut«, sagte er. »Hoffentlich gefällt es dir.«
    »Was hast du da, Behta ?« Es war Mutter. Ich drehte mich um. Sie stand in der Wohnzimmertür und war völlig verwandelt. Minuten zuvor war sie aus der Küche gestürmt, hatte Bluse und Freizeithosen getragen, darüber eine mit Curryflecken verschmierte Kochschürze, das Haar zu einem unordentlichen Knoten gebunden; und jetzt erschien sie in einem babyblauen, mit Ziermünzen bedeckten Salwar-Kamiz, hatte einen türkisblau-silbernen Schal um die Schultern gelegt, die braunschwarzen Haare fielen ihr geschmeidig über die Schultern. Sie sah wunderbar aus.
    »Das habe ich im Buchladen in der Nähe meiner Wohnung entdeckt. Ich weiß doch, wie sehr er Bücher liebt.«
    »Das wäre doch nicht nötig gewesen«, sagte Mutter und trat näher. Mit ihr schwebte süßer Sandelholzduft ins Zimmer. Mutter nahm mir das Buch ab, blätterte es schnell durch, schien es ansonsten aber kaum zu beachten. Anscheinend war es ihr wichtiger, dass sowohl Nathan als auch ich sie ansahen. »Ach, wie wunderschön! «, flötete sie.
    »Nicht der Rede wert«, erwiderte Nathan. »Ich hoffe, es gefällt ihm.«
    »Und Sie sind ja auch so bescheiden!«, fügte Mutter mit übertriebenem Nicken hinzu. Sie wandte sich an mich. »Hast du dich bei Dr. Wolfsohn auch bedankt, Behta ?«
    »Ja, natürlich«, warf Nathan an. »Und … Muneer, nennen Sie mich bitte Nathan.«
    Mutter lächelte.
    Nathan griff in seine andere Jacketttasche und zog ein kleineres Päckchen heraus, ebenfalls in goldenes Geschenkpapier eingeschlagen.
    »Und was ist das ?«, fragte Mutter.
    »Für Imran«, sagte er.
    »Wie aufmerksam «, sagte sie, und dabei ging – eine typisch indisch-pakistanische Geste – ihr Kopf leicht von der einen zur anderen Seite. »Sooo aufmerksam. Sooo aufmerksam …« Unvermittelt drehte sie sich zum Flur um und rief hinaus: »Imran, Behta ! Komm runter, Liebling! Dr. Wolfsohn hat ein Geschenk für dich!«
    Schluchzend erschien der Junge oben auf der Treppe. »Schau, was Dr. Wolfsohn für dich hat, Kurban «, sagte Mutter und hielt ihm das Päckchen hin. Imran rührte sich nicht. »Komm schon, Kleiner«, redete sie ihm gut zu.
    »Hayat ist da«, wimmerte er.
    Mutter sah zu mir. »Was hast du mit ihm angestellt?«
    »Nichts.«
    Mina tauchte aus dem Badezimmer auf und stellte sich hinter ihren Sohn. Sie war gelb und golden gekleidet, ein cremefarbener Schal war locker um ihren Kopf geschlungen. Sie legte Imran die Hand auf die Schulter und kam mit ihm die Treppe herunter. Ich sah zu Nathan. Er war wie verzaubert.
    »Imran, Betha , was hat Hayat wieder angestellt?«, fragte Mutter.
    »Ich habe gar nichts getan«, blaffte ich. »Er will die Regeln nicht lernen und führt sich dann auf.«
    »Hayat, er ist noch ein Kind«, sagte Mina. »Lass ihn spielen, wie er will.«
    »Aber dann ist es kein Schach «, entgegnete ich. »Wenn er so spielen will, kann er es allein tun. Dann braucht er mich nicht dazu.«
    Mutter fuhr herum. »Was hast du gesagt?«
    »Ich habe gesagt, es ist dann kein Schach . Ich will nicht mit ihm spielen, wenn er sich nicht an die Regeln hält.«
    Imran und Mina standen mittlerweile in der Tür, und Imran grinste zufrieden. Mutter starrte mich finster an und kaute auf ihrer Lippe. »Widersprich den Erwachsenen nicht! Und mach dich nützlich! Geh raus und sag deinem Vater, dass Dr. Wolfsohn hier ist!« Sie wandte sich an Nathan, wobei ihr Tonfall merklich freundlicher wurde: »Ich meine natürlich Nathan …«
    Über den Rasen streckten sich bereits lange Schatten. Die Sonne ging gerade unter. Ich sah zum Himmel hinauf. Rote und orangefarbene Wolken flammten, eigenartig und wunderbar zugleich, vor dem Dunkelblau der heraufziehenden Nacht.
    Ich hatte den Garten zur Hälfte durchquert, als ich hinter mir plötzlich die sich überschlagende Stimme meiner Mutter hörte: »Naveed! Naveed!« Sie stand in der Terrassentür. »Komm schnell, schnell!«
    Hinter einer Reihe hüfthoher Tomatenstauden tauchte Vater auf. Seine Hände steckten in gelben Gartenhandschuhen.
    »Schnell! Komm!«, rief sie wieder, bevor sie im Haus verschwand.
    Vater trat über die Stauden, streifte die Handschuhe ab und machte sich ohne allzu große

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