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Himmelssucher - Roman

Himmelssucher - Roman

Titel: Himmelssucher - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: carl's books Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Chatha.
    »Pakistan ist das eine, Israel das andere«, beschied Chatha.
    »Aber sie brauchen Pakistan!«, kam es von Majid in fast flehentlichem Ton. »Ohne Pakistan verlieren sie Afghanistan an die Russen. Und dann verlieren sie auch Pakistan! Und den Iran!« Er gestikulierte aufgeregt. »Und es dürfte ihnen nicht gefallen, wie die Landkarte dann aussieht!«
    »Offen gesagt«, begann Sonny, »wäre es ihnen wahrscheinlich lieber, wenn der Iran von den Russen beherrscht wird und nicht von den Ayatollahs.«
    »Der Iran ist mir egal! Aber unser Volk, das ist mir nicht egal!«, rief Majid aus. »Wir müssen uns zuerst um unsere eigenen Angelegenheiten kümmern! Dann erst um die der anderen. Pakistan wird zerbrechen, wenn uns die Amerikaner nicht helfen. Aber die gottverdammten Juden wollen nicht, dass sie uns helfen!«
    Verwirrt sah Sonny ihn an. »Warum sind Ihrer Meinung nach die Juden daran schuld, dass Pakistan nicht genügend unterstützt wird?«
    Entgeistert starrte Majid ihn an. »Weil sie uns hassen! Deshalb! Wir sind doch wie sie. Das einzige andere religiöse Land der Welt. Unseres wurde für die Muslime geschaffen, so wie ihr Land für die Juden geschaffen wurde. Aber sie wollen die Einzigen sein!«
    »Pakistan geht es gut und wird es gut gehen«, sagte Chatha überzeugt. »Um Pakistan geht es nicht. Das eigentliche Problem ist Israel. Wir werden keinen Frieden auf der Welt haben, solange sie dort leben. Egal, wo sie sich niederlassen, sie bereiten anderen immer Probleme – das ist ihr Fluch. Und dafür gibt es nur eine Lösung. Wir werden wieder hundert Jahre warten müssen, bis jemand den Mut hat, es noch mal zu probieren.«
    » Was noch mal zu probieren?«, fragte Sonny argwöhnisch.
    »Sie alle umzubringen«, erwiderte Chatha und fügte nach einer kurzen Pause im gleichen nüchtern-sachlichen Ton hinzu: »Wie Hitler.«
    »Hitler?«, fragte Sonny. Entsetzt sah er zu Vater.
    Vater schien weniger entsetzt als aufgebracht.
    In diesem Augenblick – wie auf ein Stichwort hin – ertönte aus der Küche, wo sich die Frauen versammelt hatten, fröhlich schnatterndes Gelächter.
    »Wenn Sie Ihr heiliges Buch etwas besser kennen würden, Dr. Buledi«, begann Chatha, »dann würden Sie wissen, dass Hitler nur getan hat, was der Koran den Juden vorhergesagt und wovor Allah sie gewarnt hat.«
    »Wovon sprechen Sie?«
    »Tun Sie nicht so verärgert.«
    »Nicht verärgert tun? Ich bin verärgert.«
    »Nun …«, sagte Chatha sehr blasiert und erhob sich aus seinem Armsessel, »das liegt an Ihren politischen Ansichten. Die haben nichts mit der Wahrheit zu tun.« Chatha trat ans Bücherregal an der gegenüberliegenden Wand und griff sich den Koran, der auf dem höchsten Regalbrett untergebracht war. » Davon spreche ich«, sagte er, küsste den Einband und hielt das Buch hoch. »Von der Wahrheit .« Unter Anrufung Allahs schlug er das Buch auf und blätterte durch die Seiten. »Hier ist es«, sagte er, trat zur Couch und reichte Sonny das Buch, während er mit dem Zeigefinger auf eine Textpassage deutete. »Lesen Sie die unterstrichenen Verse. Hier« – er blätterte um – »und hier …«
    Mit skeptischer Miene nahm Sonny das Buch entgegen. Im Zimmer herrschte betretenes Schweigen, als er still für sich zu lesen begann und Chatha wieder auf seinem Armsessel Platz nahm. Aus der Küche ergoss sich ein weiterer Schwall Frauengelächter. Und plötzlich stand eine Frau in der Tür.
    Chatha sah hinüber. »Ja, Najat?«, fragte er.
    Najat war seine Frau. Die Frau, die ich bislang nur mit Gesichtsschleier kannte, den sie jetzt allerdings abgenommen hatte.
    »Können wir euch Männer für einen Kawa interessieren?«, fragte sie ausgelassen.
    Sie hatte ein freundliches, rundes Gesicht mit einem breiten, attraktiven Lächeln. Aber ihr Anblick löste bei mir ein seltsames Gefühl aus, als wäre das unerlaubte und jetzt offen gezeigte Gesicht etwas Unwirkliches, als wäre der grau-schwarze, alles verhüllende Gesichtsschleier ihr wahres Antlitz.
    Alle Männer wollten den im Kaschmir Kawa genannten und mit Gewürzen aufgegossenen grünen Tee, manche mit Milch, andere auch noch mit Zucker; nur Vater bat darum, ihn so zu bekommen, wie ihn Kaschmiri servierten: mit einer Prise Salz.
    Nachdem die Bestellungen aufgegeben waren, verschwand Mrs. Chatha wieder in der Küche.
    Sonny auf der Couch blätterte die Seite um. Er schüttelte den Kopf. »Sie lesen da etwas hinein, was nicht drin steht«, sagte er, sah auf und gab Chatha das

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