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Himmelssucher - Roman

Himmelssucher - Roman

Titel: Himmelssucher - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: carl's books Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Dawood.
    »Die Arbeit. Ich fliege nächste Woche.«
    »Wegen Weihnachten?«
    Sonny zögerte.
    Chatha sah herüber. »Buledi- Sahib , sagen Sie mir nicht, dass Sie jetzt Weihnachten feiern?«, fragte er spitz in seinem merkwürdigen, breiten, manieriert britischen Akzent, der seinen Punjabi-Singsang zwar überlagerte, aber keineswegs verbergen konnte.
    »Ich feiere Weihnachten nicht«, rechtfertigte sich Sonny.
    »Aber Sie lassen Ihre Kinder es feiern.«
    »Es ist ein kulturelles Fest, meiner Meinung nach. Und gibt den Kindern die Möglichkeit, die Familie ihrer Mutter zu besuchen.«
    »Ein kulturelles Fest«, sagte Dawood und nickte. »Das gefällt mir. Genau. Es ist kein religiöser Feiertag mehr. Sie haben es zu etwas ganz anderem gemacht. Ein Fest des Kommerz, des Kapitalismus.« Dawood sah zu Chatha. »Das ist jetzt der eigentliche Sinn von Weihnachten.«
    Chatha nickte. »Sie denken dabei gar nicht mehr an ihren Propheten. Nur noch ans Kaufen und Verkaufen. Ans Geschäft …«
    »Das erinnert mich an ein Buch, das ich gelesen habe«, sagte Dawood. »Von einem Typen namens Max Weber. Sie sollten mal einen Blick reinwerfen, Dr. Buledi.«
    »Sie meinen nicht zufällig Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus ?«, fragte Sonny überrascht.
    »Genau!«, rief Dawood erfreut. Aber plötzlich runzelte er die Stirn. »Sie meinen Die christliche Ethik … oder?«
    »Es heißt Die protestantische Ethik …«
    Majid – er saß gegenüber von Sonny und Vater, die beide auf der Couch Platz genommen hatten – schaltete sich dazwischen: »Ist doch das Gleiche. Protestantisch heißt nichts anderes als christlich.«
    »Nicht ganz«, erwiderte Sonny. »Es gibt verschiedene Arten von Christen. Protestanten sind nur eine Art davon.«
    »Sie sind alle von der falschen Art«, sagte Chatha kategorisch.
    Sonny sah ihn an, als wollte er ihm widersprechen, hielt dann aber den Mund.
    Dawood platzte voller Begeisterung in die Pause hinein: »Sie kennen diesen Max Weber, Dr. Buledi! Ein beeindruckender Mensch. Er sagt nämlich, wie es ist!« Dawood wandte sich an die anderen. »Einen Muslim wie ihn wird man nicht finden, jemanden, der sich gegen die eigenen Leute stellt und die Wahrheit sagt … die Wahrheit, die sonst hinter Lügen verborgen ist.« Dawood gestikulierte voller Enthusiasmus. »Weber stellt dar, wie die Christen den Kapitalismus erfunden haben! Er zeigt, dass der Kapitalismus ihre wahre Religion ist! Das sagt er sogar ganz unverblümt! Dass alles eine Verschwörung ist! Alles nur eine Ausrede, um Geld zu verdienen!«
    »Das ist etwas überinterpretiert, Dawood«, korrigierte Sonny. »Das sagt er so nicht.«
    »Das ist das, was ich gelesen habe. Und glauben Sie mir: Ich habe es aufmerksam gelesen.«
    »Das mag schon sein«, erwiderte Sonny kopfschüttelnd. Bis dahin hatte er wie alle anderen Anwesenden das übliche Englisch-Urdu-Kauderwelsch gesprochen, das die meisten in unserer Gemeinschaft sprachen – jetzt wechselte er ins Englische, und sein Tonfall wurde kalt, akademisch, dazu schwang ein Hauch von Geringschätzung mit: »Weber spricht von einer gewissen Geisteshaltung, einer gewissen protestantischen Denk- und Wesensart, die dazu führte, dass die Menschen ihr Geld nicht mehr ausgaben, sondern investierten.« Er sprach langsam, als wollte er sicherstellen, dass ihn auch alle verstanden. »Einer der Unterschiede zwischen Protestanten und Katholiken ist laut Weber der, dass Protestanten ihr Geld nicht einfach der Kirche geben, wie es bei Katholiken üblich ist. Sie wollen es aber auch nicht für sich selbst ausgeben. Daher kam es, dass die Protestanten ihr erwirtschaftetes Geld immer weiter ansparten. Im Lauf der Zeit bauten sie daher immer größere Geldmengen auf. Kapital . Das sie dann irgendwohin schaffen mussten. Daher investierten sie es. Und so begann laut Weber der Kapitalismus.«
    Dawood starrte beunruhigt vor sich hin, als versuchte er Sonnys Erläuterungen mit seinem Verständnis dessen in Einklang zu bringen, was er offensichtlich doch nicht so aufmerksam gelesen hatte. Dawood wollte schon etwas erwidern, als er von Chatha unterbrochen wurde.
    »Dieser Mr. Vebb hat unrecht.«
    »Nicht Vebb. Weber«, korrigierte Sonny und wiederholte zur Betonung den Namen: »We-ber.«
    »Wie auch immer. Es interessiert mich nicht, wie viele Bücher er schreibt. Er kann die Wahrheit trotzdem nicht ändern: Der Kapitalismus hat nichts mit dem Christentum zu tun. Aufbau großer Geldmengen, sagen Sie? Woher,

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