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Himmelssucher - Roman

Himmelssucher - Roman

Titel: Himmelssucher - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: carl's books Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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meinen Sie, stammen die denn?«
    »Ich habe nur referiert, was Weber denkt«, sagte Sonny. »Ich sage nicht, ob ich mit ihm übereinstimme oder nicht. Ich wollte nur diesen Punkt klarstellen.«
    »Er interessiert mich nicht, Doktor- Sahib . Sie interessieren mich: Was meinen Sie , woher diese Geldmengen ursprünglich stammen?«
    »Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen, Ghaleb. Anscheinend wissen Sie, was Sie sagen wollen, also sagen Sie es doch einfach.«
    Chatha nickte. »Vom Zins. Daher kommt das Geld.«
    Sonny zuckte mit den Achseln. »Okay. Und?«
    »Wer hat den Zins erfunden?«
    »Keine Ahnung.«
    »Jeder weiß – außer Ihnen und Ihrem werten Mr. Vebb –, dass der Zins eine jüdische Erfindung ist. Sie sind diejenigen, die mit dieser Sünde angefangen haben.« Chathas Ton war gebieterisch, als erwartete er, dass seine Äußerung jegliche weitere Diskussion unnötig machte. Dawood musterte Chatha und schien über das Gesagte nachzudenken. Vater, ganz offensichtlich verärgert, rutschte auf der Couch hin und her.
    »Also, Ghaleb …«, begann Vater. »Als du die Apotheke in Birch Grove gekauft hast, hast du da bar gezahlt?«
    »Natürlich nicht«, antwortete Chatha.
    »Du hast ein Darlehen aufgenommen?«
    »Was glaubst du denn, Naveed?«
    »Ein verzinstes Darlehen …?«
    »Ein anderes bekommt man in diesem Land nicht, Bruder.«
    »Also, zur Verdeutlichung«, fuhr Vater fort, »du profitierst von der Sünde des Zinses. Wirst du damit nicht zu einem ebensolchen Sünder wie die von dir erwähnten Juden?«
    »Du stellst mir diese Frage, als glaubtest du, ich hätte sie mir noch nie selbst gestellt.«
    »Und wie lautet deine Antwort?«
    »Diejenigen unter uns, die hier unter den Dschahils leben, müssen sich an ihre Gesetze halten …«
    »Dschahils?«, murmelte Sonny leise. Trotz meiner wenigen Kenntnisse, die ich zur damaligen Zeit über den Islam hatte, wusste ich, dass sich das Wort auf die Ungläubigen bezog.
    »Da machst du es dir ein wenig einfach …«, fuhr Vater fort. »Ist das nicht scheinheilig?« Er ließ sich das Wort regelrecht auf der Zunge zergehen.
    »Du musst nicht gleich gehässig werden, Naveed- Bhai .«
    »Ich stelle dir nur eine Frage, Maulvi- Sahib .«
    Chatha kicherte. »Wir hier, wir müssen uns an die Gesetze halten … Wenn es keine andere Möglichkeit gibt, um den Lebensunterhalt zu verdienen, dann tut man, was man tun muss. Die Familie steht in unserem Glauben an erster Stelle. Du musst deine Familie versorgen. Das sagt der Koran. Unsere Tradition lässt eine gewisse Flexibilität zu.«
    »Die Familie steht für jeden vernunftbegabten Menschen an erster Stelle, Ghaleb«, erwiderte Vater scharf. »Glauben hin oder her … und außerdem geht es darum nicht. Für deine Familie ist gesorgt. Worum es hier geht, ist Reichtum. Darauf bist du aus. Du hast es nicht nötig, das verzinste Darlehen aufzunehmen, um deine Familie zu versorgen. Das könntest du wunderbar auch ohne das Darlehen. Oder ohne die neuen Apotheken. Du könntest dein Geld sparen und warten, bis du genügend auf der Bank hast, um dir eine neue Filiale zu kaufen.« Vater hielt kurz inne. »Aber das würde bedeuten, dass du weniger aggressiv agierst, als du eigentlich willst.«
    »Oder dass ich auf die Steuervorteile verzichte«, fügte Chatha hinzu. »Der Wettbewerb ist hart. Es wird uns nie gelingen, das System zu ändern, wenn wir nicht daran teilhaben. Aber wenn wir uns etabliert haben, und dieser Tag wird kommen, Inschallah , dann können wir über Banken reden, die zinslos Geld verleihen.«
    Es folgte eine lange, angespannte Pause.
    Majid, der bislang nicht viel gesagt hatte, verkündete daraufhin sichtlich bewegt seine nicht unbedingt logische Schlussfolgerung: »Ich bete zu Allah, dass dieser verdammte Carter die Wahl verliert!« Nach einem weiteren kurzen Schweigen fuhr er fort: »Diese Juden haben mit ihm doch gemacht, was sie wollen. Und wir? Wir haben den Preis dafür zu zahlen! Dieser Idiot ! Verspricht uns ein paar hundert Millionen, und die Juden haben ihn unter Druck gesetzt, damit er Milliarden in ihre Verteidigung steckt. General Zia hat recht, wenn er das Angebot für lächerlich hält. Genau das ist es! Lächerlich!«
    »Ich weiß nicht, warum es unter Reagan anders sein sollte«, erwiderte Dawood.
    »Es muss anders werden«, sagte Majid. »Er ist Republikaner. Nixon war ein Freund Pakistans.«
    »Vielleicht ist Reagan ein Freund Pakistans, vielleicht auch nicht«, sagte Dawood und sah erneut zu

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