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Himmelstal

Himmelstal

Titel: Himmelstal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Hermanson
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paar Stunden schlafen legen und erst dann zu ihr hinuntergehen.
    Die Patrouille schien heute unten im Dorf zu beginnen und sich nach oben zu arbeiten. Er gähnte und hoffte, dass er nicht im Sessel einschlief, bevor sie da waren. Er wollte immer wach sein, wenn die Patrouille kam, aber es kam doch vor, dass sie ihn im Schlaf überraschten. Einmal hätte er reflexhaft beinahe eine Hostess geschlagen. Sie hatte seine erhobene Hand überraschend schnell mit einem Karateschlag pariert und dabei gelacht.
    Er musste noch zwanzig Minuten warten, bis er das wohlbekannte Surren hörte, das Klopfen und das Geräusch, wenn die Klinke heruntergedrückt wurde.
    »Guten Morgen, Max. Gut geschlafen? Schon das Bett gemacht, sehe ich«, sagte die Hostess mit einem Zwinkern. Man sah das unberührte Bett hinter den offenen Vorhängen.
    Sie wusste natürlich, dass er die Nacht woanders verbracht hatte, schien es aber eher lustig zu finden. Daniel antwortete nicht.
    Die Hostess war schon am Gehen, da drehte sie sich mit den Händen in den Manteltaschen noch einmal um und sagte:
    »Dein Bruder ist hier. Aber das weißt du sicher schon.«

 
    44  Daniel war sich nicht sicher, ob er richtig gehört hatte.
    »Ist er hier ?«
    »Ja«, sagte die Hostess. »Er hat gestern in der Rezeption nach dir gefragt. Habt ihr euch nicht getroffen?«
    Sein Herz schlug wild, aber sein Gesicht war ausdruckslos. Er war inzwischen richtig gut darin, seine Mimik unter Kontrolle zu halten.
    »Wir haben uns wohl verpasst«, sagte er. »Ich war den ganzen Tag unterwegs, mein Handy war ausgeschaltet. Wann ist er gekommen?«
    »Irgendwann am Vormittag. Jemand anderes hatte Dienst. Erkundige dich an der Rezeption.«
    Die Hostess ging hinaus zu ihrer Kollegin. Daniel folgte ihr zur Tür, schaute hinaus und fragte:
    »Und wo ist er jetzt?«
    »Er hat wohl in einem der Gästezimmer übernachtet, nehme ich an. Ihr werdet einander schon finden.«
    Als die Morgenpatrouille verschwunden war, ging er hinüber zu Marko und klopfte an seine Tür.
    »Ich bin's. Dein Nachbar«, rief er.
    Von drinnen kam ein undeutlicher Laut.
    »Hast du gesehen, ob mich gestern jemand gesucht hat?«, fragte Daniel durch die geschlossene Tür.
    Der undeutliche Laut klang wie »nein«.
    »Hat niemand an meine Tür geklopft?«
    »Nein«, kam es jetzt deutlicher und ärgerlicher.
    Nein, klar. Marko war ein Nachttier, das den ganzen Vormittag schlief.
    Daniel ging in die Hütte und machte sein Handy an. Einige verpasste Anrufe und drei Nachrichten von einer Nummer, die er nicht kannte. Mit schweißnassen Fingern
drückte er den Code für das Abhören der Nachrichten und wartete atemlos.
    »Hallo, Bruderherz.«
    Das war die Stimme von Max. Er hörte es sofort.
    »Wo bist du denn? Ich sitze jetzt seit zwei Stunden vor deiner Hütte, bald dauert es mir zu lang. Also, es tut mir sehr leid, dass ich so lange weg war. Aber ich hatte große Probleme. Ich bin froh, dass ich es überlebt habe. Ich erzähle dir alles später. Werde nie wieder Geschäfte mit der Mafia machen. Hoffentlich war es nicht allzu schrecklich für dich. Du hast inzwischen wohl herausbekommen, was das für ein Ort ist. Ich habe es ein bisschen schön gemalt, aber sonst hättest du nicht mitgemacht. Und es sollte ja auch nicht so lange dauern. Also, ich warte noch eine Weile, dann haue ich ab.«
    Es klickte, und die Nachricht war zu Ende. Daniel hatte sich kaum erholt, da kam die nächste Nachricht, laut Zeitangabe eineinhalb Stunden später. Wieder die bekannte, gepresste Stimme:
    »Weißt du, was ich nicht leiden kann? Leute, die ihr Handy immer ausgeschaltet haben. Das ist so verdammt arrogant. Jetzt bin ich bei einem Typ, der heißt Adrian Keller. Kennst du ihn? Er ist der Einzige, mit dem ich mich treffe. Naturtyp. Falken und so. Ein wenig zurückgezogen. Er kann das Pack unten im Dorf nicht ausstehen, genau wie ich. Also, da bin ich jetzt. Kannst du herkommen, Daniel? Geradewegs durchs Tal. Wo wir geradelt sind. Nur noch weiter. Du kannst mich anrufen, wenn du in der Nähe bist, dann komme ich dir entgegen. Der Typ hat lauter Fallen und Sachen rund ums Haus, man muss vorsichtig sein. Bleib auf der Straße.«
    Die dritte Nachricht war Viertel nach zwölf Uhr nachts abgeschickt worden, der Ton war ärgerlich:
    »Wo zum Teufel bist du? Ich mach mir langsam Sor
gen um dich. Komm her, damit wir alles besprechen können.«
    Daniel rief die Nummer von der Mailbox an. Keine Antwort.
    Er hatte nicht die geringste Lust, Adrian Kellers

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