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Himmelstal

Himmelstal

Titel: Himmelstal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Hermanson
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Selbstverständlichkeit für jeden Mann, aber nicht für Frauen. Wenn wir A sagen, müssen wir auch B sagen, nicht wahr? Alle diese idiotischen Alarmapparate und Sprays, die man in der Hand hatte, wenn man nachts nach Hause ging. Obwohl man eigentlich weiß, dass sie nicht funktionieren. Aber das hier hat funktioniert.«
    »Aber nicht bei mir«, sagte Daniel. »Gegen mich hast du keinen Schutz.«
    Er zog sie zu sich, küsste sie und legte seine Hand auf ihren Bauch.
    »Es ist noch zu früh, man spürt noch keine Bewegungen«, sagte sie.
    Aber er ließ die Hand liegen. Wie eine schützende Glocke ruhte sie über dem Leben, das entgegen alle Wahrscheinlichkeit an diesem feindseligen Ort entstanden war. Und nach ein paar Minuten hatte ihre ruhige Bauchatmung ihn in den tiefsten und ruhigsten Schlaf gewiegt, den er jemals in Himmelstal erlebt hatte.

 
    60  Der Schnee fiel leise zwischen den Felswänden.
    Die Bagger, die ihre Arbeit am Neubau unterbrochen hatten, als der Schneefall einsetzte, wurden nun benutzt, um die Trümmer beiseitezuräumen, und ein Trupp Arbeiter kämpfte damit, Menschen auszugraben.
    Den Bauleiter hatte der Einsturz des Tunnelsystems überrascht, weil es sich viel weiter erstreckte, als es auf seinen Plänen verzeichnet war. Zu seinem Erstaunen stellte er jetzt fest, dass der ganze Hang von Gängen durchzogen war wie ein Kaninchenbau, auch für den Sprengmeister war das neu.
    Daniel saß mit Corinne reisefertig in der Lobby der Klinik. Ihre Koffer standen drüben an der Eingangstür. Er selbst hatte gar kein Gepäck. Die Wärme vom offenen Kamin war so stark, dass sie ihre Mäntel hatten ausziehen müssen. Er rutschte unruhig hin und her.
    »Warum kommt das Auto nicht?«
    »Es kommt, sobald die Straße nach Himmelstal geräumt ist«, antwortete Corinne ruhig und nahm ein Glas Glühwein, das die Hostess ihr reichte. Daniel wurde auch ein Glas angeboten, aber er lehnte mit einem Kopfschütteln ab.
    »Und du bist sicher, dass es uns aus dem Tal bringt?«, sagte er. »Ich glaube es erst, wenn es so weit ist.«
    Er betrachtete den ausgestopften Fuchskopf an der Wand. Der Feuerschein spiegelte sich in seinen Zähnen und ließ sie rötlich schimmern.
    Eine andere Hostess beugte sich mit dem Telefon in der Hand über den Tresen und rief:
    »Sie haben noch zwei gefunden. Sie sind nur leicht verletzt.«
    Acht Tote waren bisher aus Doktor Fischers unterirdi
scher Klinik geborgen worden, darunter Doktor Kalpak und Doktor Fischer. Etwa zwanzig weitere waren lebend in ihren Zellen gefunden und in die normale Krankenabteilung gebracht worden. Unter ihnen die verschwundene Hostess und zwei Krankenschwestern, die mit Karl Fischer zusammengearbeitet hatten und die, wie man bisher geglaubt hatte, unvermittelt ihren Dienst quittiert hatten und nach Hause gefahren waren.
    Der Besucher und Sponsor Greg Jones war während des Unglücks in einem der Gästezimmer gewesen. Er war so schockiert von dem, was passiert war, dass er sofort seinen privaten Hubschrauber hatte kommen lassen und aus dem Tal geflogen war.
    Daniel stand auf, ging zum Eingang und schaute hinaus. Dieser Schnee gefiel ihm nicht.
    Das Telefon an der Rezeption klingelte. Die Hostess nahm den Hörer ab und drehte sich dann zu ihnen um.
    »Die Straße ist jetzt frei. Das Auto kommt in fünf Minuten. Seid ihr so weit?«
     
    Als sie ins Freie kamen, fielen nur noch vereinzelte Schneeflocken langsam vom Himmel. Das Auto war kein Transporter, sondern ein bequemer BMW , mit dem früher die Gastforscher transportiert wurden. Der Fahrer lud die Koffer ein und öffnete mit ruhigen Bewegungen die Tür zum Rücksitz. Alles schien in Zeitlupe zu geschehen, als hätte der Schnee eine bremsende Kraft. Einen schrecklichen Moment lang war Daniel überzeugt davon, dass alles ein Traum war und er bald aufwachen würde und sich keineswegs in einem Auto befand, das ihn von hier wegbrachte.
    »Fahren Sie uns aus Himmelstal heraus?«, fragte er ängstlich.
    »Klar«, sagte der Fahrer.
    Corinne saß auf dem Rücksitz und schob ihre Mütze zurecht, die beim Einsteigen verrutscht war. Daniel setzte sich neben sie, sie nahm seine Hand und lächelte ihn aufmunternd an.
    Langsam rollte das Auto den Abhang hinunter und in das Tannenwäldchen hinein, wo vom Schnee schwere Zweige sie wie in einem Tunnel einschlossen. Ihm war klar, dass der Fahrer bei diesen Straßenverhältnissen nicht schneller fahren konnte, aber natürlich ging es ihm zu langsam.
    Sie erreichten den Talgrund, und

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