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Himmelstal

Himmelstal

Titel: Himmelstal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Hermanson
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lag in der Abenddämmerung. Ganz oben am Berg, da, wo der grüne Hang in den steinbruchartigen Fels überging, sah Daniel die Scheinwerfer eines Autos. Da oben war also eine Straße.
    »Ich weiß wirklich nicht, Max«, sagte er. »Kann ich dir nicht auf eine andere Art helfen?«
    Max schüttelte heftig den Kopf.
    »Das ist die beste. Die einzige.«
    Sie waren zum Dorf gekommen und bogen zur Klinik ab. Sie parkten die Fahrräder an der Rückseite des Hauptgebäudes und ließen sie unverschlossen stehen.
    »Du kannst dir einfach ein Rad nehmen, wenn du eines brauchst. Eine Angel bekommst du am Empfang«, sagte Max. »Ich zeige dir noch die Bibliothek, bevor wir nach Hause gehen. Du liest doch gerne.«
    Sie gingen den Hang hinauf zu einem der Glasgebäude.
    »Wir können auch mal ins Fitnesscenter schauen«, sagte Max und betrat das Haus.
    Im ersten Stock schauten sie in eine Sporthalle. Ein Mann lief allein in der riesigen Halle hin und her, dribbelte mit einem Ball und versuchte, ihn in einen Basketball-Korb zu werfen.
    »Du spielst keine Ballspiele, oder? Aber das Sportstudio ist vielleicht was für dich.«
    Das Sportstudio war groß, gut eingerichtet und in einem großen Raum im zweiten Stockwerk gelegen. Die Hightech-Maschinen und die stöhnenden, schwitzenden Männer ließen Daniel an eine Fabrik in einem Science-Fiction-Film denken.
    »Hier gibt es alles, was du willst«, sagte Max und wurde dabei von einem Brüllen übertönt, das so laut war, dass Daniel zusammenzuckte.
    Ein Mann neben ihnen drückte mit seinen muskulösen,
tätowierten Armen eine Scheibenhantel nach oben und balancierte sie mit schmerzverzerrtem Gesicht.
    »Und neben den Umkleidekabinen ist eine Sauna und ein Whirlpool«, fuhr Max ungerührt fort. »Jetzt zeige ich dir noch, wo du Bücher ausleihen kannst.«
    Im Gebäude nebenan gab es eine Bibliothek, Studienräume und einen kombinierten Theater- und Versammlungssaal. Sie gingen hinein, und Max schlug Daniel vor, sich ein wenig umzusehen, während er noch etwas besorgte.
    »Du brauchst keine Ausleihkarte. Du musst dem Bibliothekar nur deinen Namen sagen. Meinen Namen«, verbesserte er sich und ließ ihn mit einem Klaps auf die Schulter stehen.
    Daniel streunte planlos durch die Bibliothek. Sie war für eine Krankenhausbibliothek ungewöhnlich gut ausgestattet. Die Zeitschriftenabteilung war imponierend, Publikationen aus allen denkbaren Gebieten in unglaublich vielen Sprachen. Er blätterte in ein paar Zeitschriften und schlenderte dann weiter durch die Regalreihen. Durch die Glasfassade konnte man in den Park sehen, in dem gerade die Laternen angingen.
    Nach einer guten Viertelstunde war Max wieder da.
    »Toll, nicht wahr? Es gibt sogar Bücher und Zeitungen auf Schwedisch.«
    Sie gingen hinaus, Max führte ihn am Swimmingpool und an den Tennisplätzen vorbei, beide waren um diese Zeit menschenleer.
    »An dieser Ferienanlage gibt es doch nichts auszusetzen, oder?«, sagte Max. »Meinst du nicht, du könntest es ein paar Tage hier aushalten?«
    »Darum geht es nicht«, murmelte Daniel.
     
    In der Hütte legte Max eine CD mit Modern Jazz auf und schenkte für sie beide einen Whisky ein. Sie setzten sich in die Sessel, und Max erzählte etwas über die Band. Es waren holländische Jazzmusiker, unglaublich begabt, er hatte sich die CD von einem Patienten geliehen.
    »Ich dachte, du verkehrst mit niemandem«, wandte Daniel ein.
    »Es gibt Leute, die bleiben auf der richtigen Ebene. Können Distanz wahren. Nur ein paar Worte. Man leiht sich eine Platte oder ein Buch. Das ist in Ordnung. Man muss ja nicht unhöflich sein. Wir sitzen schließlich alle im gleichen Boot. Aber an tiefer gehenden Gesprächen bin ich nicht interessiert.«
    Daniel nickte, nahm sein Glas und blickte in die goldene Flüssigkeit.
    »Woher hast du den Whisky?«
    »Den habe ich im Dorf gekauft. Keine besonders teure Marke. Aber ganz okay, nicht wahr?«
    Es klopfte an der Tür, und noch ehe einer von beiden sich erheben konnte, wurde die Tür aufgerissen und eine der Hostessen schaute herein. Sie war hübsch und wirkte sehr mädchenhaft mit ihren großen blauen Augen und ihrem dunklen Pferdeschwanz.
    »Guten Abend, meine Herren. Hattet ihr einen angenehmen Tag?«
    »Wunderbar. Ich habe meinem Bruder die Stromschnelle gezeigt. Er hat offenbar Talent zum Sportfischer.«
    »Ihr habt gefischt? Habt ihr denn etwas gefangen?«
    Die Hostess stand auf der Schwelle und redete, ihr Kollege grüßte nickend im Hintergrund.
    »Ja, aber

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