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Himmelstal

Himmelstal

Titel: Himmelstal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Hermanson
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im Fall von Max geradezu gefährlich. Wussten sie denn nicht, welche Probleme er hatte? Er nahm sich zusammen und sagte so ruhig wie möglich:
    »Ich kann dich nicht auslösen, falls du das meinst. Ich arbeite als Aushilfslehrer, und vom Herbst an bin ich arbeitslos. Ich habe schlicht kein Geld.«
    Max hackte ein paar glühende Kohlestücke mit dem Stöckchen entzwei.
    »Ich möchte dich nicht um Geld bitten«, sagte er kurz. »Ich habe selbst Geld.«
    Diese Antwort empörte Daniel nur noch mehr.
    »Was ist also das Problem?«
    »Das Problem ist, dass ich von hier aus nicht an mein Geld komme. Ich kann die Klinik nicht verlassen, ohne die Rechnung zu bezahlen. Und ich kann die Rechnung nicht bezahlen, ohne die Klinik zu verlassen. Ein Dilemma.«
    »Aber du kannst die Klinik doch verlassen«, wandte Daniel ein. »Du gehst doch ein und aus, wie du willst.«
    »Nur solange ich morgens um sieben und abends um zwölf in meiner Hütte bin. Die Patrouille kontrolliert das jeden Tag. Um nach uns zu schauen, wie sie sagen. Aber tatsächlich kontrollieren sie, dass niemand abhaut, ohne zu bezahlen.«
    »Und warum musst du die Klinik verlassen? Du kannst doch online Geld auf dein Konto überweisen, oder nicht?«
    Max lächelte mitleidig über Daniels Naivität.
    »Das Geld liegt nicht auf einem Konto. Es ist an einem bestimmten Ort und muss an einen anderen Ort gebracht werden. Persönlich. Nicht digital. Bar. Die Mafia ist, was das betrifft, ein wenig altmodisch.«
    »Oho!«, sagte Daniel erstaunt. »Ich bin nicht sicher, ob ich dir noch folgen kann. Machst du Geschäfte mit der Mafia, Max?«
    Max schwieg und zuckte mit den Schultern. Von weit her hörte man das unbeständige Glockenläuten, ausgelöst durch die Bewegungen der Kühe. Manchmal ein kleines Pling, dann wieder ausdauerndes Läuten.
    »Nicht, wenn ich es vermeiden kann. Aber in diesem Fall hatte ich keine Wahl. Ich will dich nicht mit der ganzen Geschichte langweilen. Aber ich habe da draußen Geld, das ich holen kann. Ich habe eine Investition gemacht, und die hat etwas abgeworfen, so könnte man es beschreiben. Nicht ganz legale Geschäfte, wie du dir denken kannst.« Mit dem Stöckchen schob er die heißen Folienpäckchen aus der Glut.
    Eigentlich war Daniel nicht besonders überrascht. Max war schon früher in solche Geschichten verwickelt. Es gab Anklagen und Prozesse. Aber soweit Daniel wusste, waren es immer zivilrechtliche Fälle. Um richtige Verbrechen war es bisher nicht gegangen. Oder?
    »Es ist wirklich das letzte Mal, dass ich so ein Geschäft mache, das kann ich dir versprechen«, sagte Max entschlossen. Sie aßen den heißen, frisch gegrillten Fisch aus der Alufolie. »Dieses kriminelle Pack widert mich an. Sie haben keinerlei Moral. Das Problem ist, dass ich bei einem dieser Widerlinge Schulden habe.«
    »Bei der Mafia?«
    Es kam ihm unwirklich und fast ein wenig aufregend vor, das Wort in Zusammenhang mit seinem Bruder zu verwenden.
    »Ich musste mir Investitionskapital leihen. Ich hätte auch jede Öre zurückgezahlt, wenn es nicht Probleme gegeben hätte. Ich habe Tag und Nacht geschuftet, um meine Schulden zu bezahlen. Bei solchen Kreditoren lässt man keinen Stichtag verstreichen. Ich bat um Aufschub, aber sie wollten nicht mal mit mir reden. Und dann bin ich zusammengebrochen und kam hierher. Gleich nach meiner Ankunft bekam ich einen Brief von dem Kerl, von dem ich mir Geld geliehen habe. Wie der die Adresse herausbekommen hat, weiß ich nicht. Solche Kliniken arbeiten eigentlich mit größter Diskretion, aber er wusste offenbar genau, wo ich war. Ich bekam einen neuen Termin für die Zahlung. Ein Datum. Und eine Drohung.«
    »Hat er dir gedroht?«, fragte Daniel entsetzt.
    »Nicht mir. Giulietta. Er gab mir zu verstehen, dass er wusste, dass Giulietta meine Verlobte ist. Dass er wusste, wann sie normalerweise das Haus verließ, und dann sagte er noch, dass er hoffe, ihr würde nichts zustoßen.«
    »O mein Gott.«
    »Und jetzt habe ich also erfahren, dass meine Investition das abgeworfen hat, was ich erhofft habe, auch wenn es etwas länger gedauert hat. Ich kann jederzeit meine Schulden zurückzahlen. Das Problem ist, dass ich nun auch Schulden bei dieser Klinik habe und sie mich nicht gehen lassen wollen, um das Geld zu holen. Verstehst du mein Problem?«
    Daniel dämmerte, worum Max ihn bitten wollte.
    »Ich kann das Geld nicht für dich holen, Max. Ich möchte dir gerne helfen, aber ich will nicht in kriminelle Geschäfte verwickelt

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