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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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gleichzeitig meine Hand. Das Glühen um uns nahm ab. Das kleine Gebirge sah jetzt wieder aus wie ein glatter Strand.
    „Siehst du, du konntest mir doch helfen. Mehr habe ich nicht gewollt“, sagte ich und kicherte.
    „Du hinterhältiges Luder“, antwortete er scherzhaft und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Wir setzten uns auf. Ich konnte mich nicht satt sehen an Leos Gesicht. Es war düster und wunderschön. Er hätte tatsächlich ein Vampir sein können. Aber das war er nicht, nur einer, der es verstand, mit dem Feuer zu spielen.
    „Lass uns nach Hause gehen“, flüsterte er.
    „Ja.“
    Wir standen auf und tappten eng umschlungen durch den dunklen Wald. Ich mit dem Obermacho der Akademie. Okay, er hatte mich um den Finger gewickelt, aber es tat so gut, dem einfach nachzugeben. Hier zu sein und im Jetzt. Die Welt da draußen hatte für mich aufgehört zu existieren. Ich schaute nach vorn, während hinter mir alles auseinander fiel und in tiefer Schwärze versank. Ich schaute nach vorn und nahm mit, was ich mitnehmen konnte. Und sei es der schöne Leo. Warum sollte ich auch seine Eroberung sein? Er war meine und basta. Es war nur eine Frage des Selbstbewusstseins und der Sichtweise.
    „Schlaf bei mir“, bat mich Leo, als wir bei Neves Turm ankamen. Und ich ging, ohne zu zögern mit ihm.
    ***
    Zuerst registrierte ich das Gefühl, dass etwas völlig anders war als bisher. Dann wurde ich wach und schaute auf Dachschrägen über mir, deren Holz schwarz angestrichen war. Ich konnte mich nicht bewegen. Es war ein seltsam ungewohntes Gefühl, nicht allein im Bett aufzuwachen. Leo umschlang mich fest, der schönste Junge an der ganzen Akademie. Ein Sonnenstrahl stahl sich durch ein kleines Fenster an der gegenüber liegenden Giebelwand. Dafür, dass es draußen bereits taghell war, war es hier drin ziemlich schummrig. Leo atmete gleichmäßig. Er schlief wohl noch. Was tat Tim gerade? Verbrachte er den Abend wieder bei Luisa und würde bei ihr bleiben? Was für ein lästiger Gedanke. Tim war mir seit heute Nacht egal. Und Luisa wollte ich nicht wiedersehen. Ich dachte an die Nacht. Leo hatte definitiv eine Menge Erfahrungen mit Mädchen. Ich hoffte, meine Erfahrungslosigkeit war nicht zu sehr aufgefallen. Wir waren Hand in Hand in sein Schlafzimmer hinauf gegangen, hatten auf dem Teppich gelegen und uns stundenlang gestreichelt und geküsst. Leo war zurückhaltend, behutsam und unendlich sanft gewesen, und er hatte nicht zu viel von mir verlangt, obwohl ich mir sicher war, dass er schon mit einigen Mädchen richtig geschlafen hatte. Ob er ahnte, dass er der erste war, der mir – bis auf das Erlebnis mit Tim – so nahe kam? Er sollte es jedenfalls um keinen Preis erfahren. Ich fürchtete mich ein wenig davor, dass er aufwachte. Die Nacht war wundervoll gewesen, aber ich hatte Angst, nur eine weitere Eroberung in seiner langen Reihe der Eroberungen zu sein. In Filmen schlich sich am nächsten Morgen oft einer von beiden einfach weg. Ich hatte das immer albern gefunden. Aber jetzt verstand ich es. Heute war Samstag. Wir mussten zwei Häuser renovieren. Ich würde mir eins aussuchen und Leo das andere überlassen. Leo sollte sich auf keinen Fall einbilden, dass ich jetzt an ihm hängen würde wie eine Klette. Bestimmt wusste er genau, dass man das leichteste Spiel mit Mädchen hatte, die gerade an Liebeskummer litten. Warum war ich so misstrauisch, obwohl mir Leo seit gestern keinen Grund dazu gab? Wegen unserer Anfangsgeschichte? Wegen der Gerüchte? Oder weil ich nicht glauben konnte, dass diese Art Junge sich ernsthaft für mich interessieren könnte?
    Irgendwas war es und ich hoffte, dass ich es schaffte, mich aus dem Bett zu stehlen, bevor er es merkte. Ich bewegte mich ein wenig, tat so, als wäre es im Schlaf. Es funktionierte. Leo zog seinen Arm weg, mit dem er mich umschlang, atmete einmal tief durch und legte sich auf den Rücken. Ich war frei. Ich wartete noch ein wenig, lauschte auf seine Atemzüge, die wieder regelmäßig wurden und bewunderte sein Profil. Es sah ein bisschen griechisch aus, mit einer leicht gebogenen Nase. Ich war stolz auf meine Eroberung.
    Trotzdem, jetzt nichts wie weg. Ich richtete mich behutsam auf, stellte die Füße auf die Dielen. Ein leises Knarren. Erschrocken hob ich sie wieder an. Leo seufzte einmal, aber schlief ruhig weiter. Dann kam mir ein Gedanke. Wer sagte, dass meine erwachenden Fähigkeiten immer nur laut und zerstörerisch sein konnten? Ich konzentrierte mich. Ich

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