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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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hast.“
    Oh je, das wollte ich eigentlich vor mir selbst verdrängen, aber Leo hatte es mitbekommen.
    „Ich habe keine Schneise in den Wald gemäht. Das war der Sturm“, verteidigte ich mich.
    Leo grinste.
    „Dann hast du den Sturm irgendwie erzeugt und mich damit gegen einen Baum geschleudert, so dass mir jetzt noch alle Knochen wehtun. Schon wieder übrigens …“
    „Ich kann mich kaum erinnern ...“ Leo grinste nur.
    „Du hast Feuerkräfte und Erdkräfte und wahrscheinlich auch noch eine Affinität zu Wind … Du bist eine gefährliche Frau.“
    Okay, es war zwecklos. Ich konnte ihm nichts vormachen.
    „Sag es niemandem. Auch nicht Jerome.“
    „Jerome?“
    „Das mit der Affinität zu Wind, das weiß er nicht. Das habe ich bis vor ner halben Stunde selbst noch nicht gewusst. Vielleicht ist es ja nur vorrübergehend. Ich will auf jeden Fall, dass es niemand erfährt. Es macht alles nur noch komplizierter. Kannst du mir das versprechen? Versprich es!“
    Ich warf ihm einen Blick zu, der meinem Wunsch Nachdruck verleihen sollte. Leo antwortete nicht gleich.
    „Versprich es“, wiederholte ich ein bisschen lauter und bewegte mich einen Schritt auf ihn zu, so dass ich ziemlich dicht vor ihm stand.
    Er hob abwehrend die Hände hoch.
    „Okay.“
    Leo hörte auf mit der Filterarbeit und sah mich an. Mir wurde mulmig unter seinem Blick. Es war, als wollte er ein alles ans Tageslicht bringendes Licht in meinem Innern anzünden.
    „Sag mir, warum du so ausgeflippt bist.“ Seine Stimme war auf einmal ganz sanft. Er strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. Es sah anrührend aus.
    „Geht dich nichts an“, entgegnete ich schroff.
    „Es ist wegen IHM … da Draußen … stimmt’s?!“
    Leos Ton war Anteil nehmend. Ich kämpfte gegen meine Tränen an. Jetzt bloß nicht vor Leo weinen.
    „Tut mir leid“, schob er hinterher.
    „Quatsch, muss nicht. Es war nur eine Affäre.“ Was redete ich da?
    „Das glaube ich dir nicht. Es ist dir ernst mit ihm …“
    Leo klang auf einmal so erwachsen. Seine Stimme war ganz anders. Ausgerechnet er war der erste, der meine Liebe zu Tim ernst nahm. War das der Leo, der sich am Anfang über mich und meinen Pyjama lustig gemacht hatte? Ich bekam das nicht mehr ganz zusammen. Ich wandte mich ruckartig von ihm ab und schob weiter meine Jacke durch das Wasser. Wir hatten es gleich geschafft. Es war fast wieder klar und rein.
    „Er ist jetzt mit meiner besten Freundin zusammen. Ich bin fertig mit ihm“, beschloss ich, obwohl ich doch wollte, dass Leo das Gegenteil dachte. Etwas glitzerte zu meinen Füßen. Ich bückte mich und holte es zwischen den Steinen am Grund des Sees hervor. Es war eine wunderschöne Murmel. Genau das Richtige für Pio, um mit Atropa zu chatten. Ich steckte sie in meine Tasche. Plötzlich spürte ich Leos Atem in meinem Nacken.
    „Ich denke, wir sind fertig hier.“
    Ich drehte mich erschrocken um. Aber sein Blick hatte etwas Distanziertes und er machte keine Anstalten, sich mir zu nähern. Fast war ich enttäuscht. Meine Gefühlswelt war wohl völlig hinüber. Wir wateten aus dem Wasser.
    „Danke“, sagte ich.
    „Schon okay. Nur mit der Sandwüste hier musst du wohl alleine fertig werden.“
    Ich sah die kleine Gebirgslandschaft vor mir, die mal ein glatter Kiesstrand gewesen war.
    „Na, dann gute Nacht.“ Leo schickte sich an, nach Hause zu gehen.
    „Geh nicht“, war meine Antwort. Ich wollte jetzt nicht allein sein, hier im Dunkeln. Ich wollte nicht, dass er ging. Ich hatte keine Ahnung, warum. Ich wollte einfach nicht allein sein. Und ich wollte nicht mehr denken.
    Leo drehte sich um und machte ein paar Schritte auf mich zu. Ich fiel in seine Arme, drückte mich an ihn. Er ließ seinen nassen Umhang fallen, den er über seinen Arm gehängt hatte, zog meinen Kopf an seinen und wir küssten uns lange und innig. Wir ließen uns in den Sand fallen, umschlangen uns, küssten uns, machten da weiter, wo wir auf seinem Teppich aufgehört hatten. Es war so intensiv und wundervoll. Er roch so betörend. Er vernebelte jeden meiner Gedanken. Es war wie ein wonnig süßer Abgrund, auf den wir zutrudelten. Ich wollte, dass dieser Moment nie endete. Der Sand begann rot unter uns zu glühen. Ich wollte seinen köstlichen Mund nicht mehr loslassen.
    „Hör auf!“, flüsterte er atemlos. Legte sich auf den Rücken und zwang mich neben sich.
    „Sonst haben wir gleich wieder jemanden vom Rat am Hals.“
    Ich schnappte nach Luft. Er hielt mich im Arm und

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