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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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Ordnung? Wem würde es gehören? Ich würde Ranja fragen.
    Das Haus sah wunderschön aus, wie es zwischen den kleinen Tannen hervorschaute und in der Morgensonne leuchtete. Ich trat ein, bepackt mit Essen für den ganzen Tag, was ich mir aus dem Kühlschrank von Neve geholt hatte, damit ich nicht zu Else und niemanden treffen musste. Ich stellte alles in die Wohnstube und konnte mir nicht vorstellen, dass mir gestern Abend ein bisschen unheimlich hier drinnen geworden war.
    Ich begann mit der Arbeit und spürte bald den Muskelkater nicht mehr. Das Leben in einem Haus im Wald kam mir viel natürlicher und einfacher vor, als dieses immerzu anstrengende Leben in Wohnungen, Büros und im Kopf. Ich wollte auf einmal Försterin werden oder tatsächlich Anstreicherin, etwas, was man mit den Händen greifen konnte und an der frischen Luft stattfand. Ich verstand vielleicht gerade die tieferen Beweggründe, warum es mich nach dem Abitur hinaus in die weite Welt zog und nicht an irgendeine Uni. Mit dem letzten Sonnenstrahl des Tages, der durch das kleine Dachfenster schien, tat ich den letzten blauen Strich auf den Dielen und war fertig.
    Gerade als ich mir die Hände waschen wollte, vernahm ich ein relativ lautes Geräusch von unten und schrak zusammen. War dort Jemand? Ich lauschte in die Stille. Nichts. Es hatte so geklungen, als wäre der Besen von der Wand gerutscht und auf dem Holzboden aufgeschlagen. Trotzdem schlich ich lautlos die Wendeltreppe hinunter, so wie ich es bei Neve abgeguckt und bei Leo ausprobiert hatte. Tatsächlich, da lag der Besen am Boden. Okay, das war es gewesen. Ich entspannte mich und schrak im nächsten Augenblick erneut zusammen, weil mir eine große dunkle Gestalt den Weg versperrte. Beide Hände vor die Brust gekrallt, damit mein Herz nicht herausspringen konnte, starrte ich sie an.
    „Wow, habe ich dich erschreckt? Sorry.“
    Es war Leo, der hinter eine Tür vorgekommen war und nun auf mich herab lächelte.
    „Was machst du denn hier?“, presste ich hervor. Ich war immer noch dabei, mein Herz wieder in einen normalen Rhythmus zu bringen.
    „Ich dachte, du bist gar nicht mehr hier“, antwortete er.
    Ich stemmte die Hände in die Seiten und sah verächtlich zu ihm hinauf. Ich bekam direkt Lust auf eine kleine Prügelei.
    „Aha, du bist also gekommen, weil du dachtest, ich wäre nicht mehr hier! Tut mir leid, da muss ich dich enttäuschen.“
    Mein Magen begann, sich zu einer Kanonenkugel zusammen zu ballen. Leo wich ein Stück von mir zurück und lehnte sich gegen die Wand.
    „Nein, ich meine, ich habe dich nur nicht gehört. Und außerdem, was soll das eigentlich? Du bist ja wohl die, die mir aus dem Weg geht!“
    Ich lehnte mich an die Wand gegenüber und verstand überhaupt nichts.
    „Ich?“
    „Ja, du! Du schleichst dich früh von mir weg. Du lässt dich gestern Abend von Neve verleugnen, obwohl ich Licht in deinem Zimmer sehe …“
    Leo klang wütend. Seine Augen funkelten. Wie konnte man nur so gut aussehen?
    „Was? Ich hab mich nicht verleugnen lassen!“, begehrte ich auf.
    „Neve sagte, es geht nicht, du schläfst schon.“
    Was sollte das denn? Neve hatte mich verleugnet?
    „Ich hab sie nicht damit beauftragt.“
    Hatte Neve das mit Absicht getan, obwohl sie wusste, dass ich noch wach war? Oder hatte ich wirklich schon geschlafen und Leo das mit dem Licht erfunden? Auf einmal war ich unsicher, ob ich das Licht der Stehlampe selbst gelöscht hatte oder nicht. Heute früh war sie jedenfalls aus gewesen. Wie auch immer, ich drängte Leo zur Seite und räumte den leeren Farbeimer, den ich vom Dach mit nach unten gebracht hatte, in die Schubkarre.
    Leo folgte mir nach Draußen.
    „Du streichst das zweite Haus allein und ich darf nicht mal erfahren, wo es ist!“, beschimpfte ich ihn.
    „Ja. Ich wollte dich überraschen. Hat Else dir nicht gesagt, dass es eine Überraschung werden soll?!“
    „Nein, hat sie nicht!“ Die Karre kippte zur Seite. Ich fing sie ab. Meine Gedanken stolperten übereinander und versuchten, das Richtige zusammen zu kombinieren. Hatte Else nicht deutlich genug gemacht, dass es eine Überraschung werden sollte oder drehte sich Leo nur alles so, dass sein Verhalten für mich wieder freundlicher aussah? Wenn ja, mit welchem Motiv? Leo nahm meine Hand und schickte damit den vertrauten Stich unkontrollierbarer Aufregung durch meinen Körper. Seine Hand fühlte sich warm, fest, gut an.
    „Komm, ich zeig‘s dir!“
    Leo zog mich von der Karre weg und

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