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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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geringste Chance hatte. Aber das war ein Irrtum. Ranja hatte unumwunden zugegeben, dass es sich um Tim handelte und es hatte einen Grund.
    „Der Rat ist dagegen. Besonders Jerome“, begann Ranja.
    Jerome! Natürlich war Jerome dagegen. Er hatte den ganzen Nachmittag gewusst, dass Tim da war, mein Freund, der nach mir suchte. Und er hatte es verschwiegen. Er wollte, dass ich mit Leo zusammen war, dass wir Clarissa und Alexander wurden. Atropa hatte mit allem recht gehabt. Auf einmal hasste ich Jerome und hätte Ranja am liebsten alles erzählt. Aber ich riss mich zusammen. Ranja fuhr fort:
    „Ich dagegen halte es für eine Möglichkeit, heraus zu bekommen, was er uns verschweigt. Irgendwas Wichtiges verrät er meinem Gespür nach nicht. Ich glaube nicht, dass er es lebend hierher geschafft hat, nur weil unter den Undinen eine Krankheit grassiert und sie dadurch ihre Aufgaben vernachlässigen. Es muss noch etwas anderes dahinterstecken. Dir würde er es vielleicht erzählen.“
    „Ja, das würde er. Ganz sicher!“, beteuerte ich.
    Ranja überlegte. Ich zwang mich zur Ruhe und hielt mit der einen Hand meine andere Hand fest. Gerade vor Ranja durfte ich in meiner Aufregung kein weiteres Element zeigen.
    „Ich konnte durchsetzen, dass sie nicht schon heute seine Erinnerung an die magische Welt löschen und ihn zurückschicken.“
    Mir sackte der Boden unter den Füßen weg. Das hieß, beinahe wäre Tim nicht mehr da gewesen. Und er hätte sich an nichts mehr erinnern können. Wahrscheinlich nicht mal mehr an mich, damit er mich nicht noch mal suchte. Ein wilder Schmerz durchfuhr mich. Ich spürte Hitze in meinen Wangen. Das war nicht gut. Ich zwang die Kraft hinunter in meine Füße, hinein in die Erde. Ranjas Dielen bebten.
    Ranja packte mich an beiden Armen, zog mich auf die Bank und hielt mich fest bis das Beben aufhörte.
    „Dachte ich mir, dass Jerome lügt. Er sagte, du hättest kein Interesse mehr an Tim. Du hättest jemanden unter Deinesgleichen gefunden.“
    Ich schüttelte unter Tränen den Kopf, obwohl er natürlich bis heute Morgen noch recht gehabt hatte.
    „Hör zu, Kira, ich bringe dich heute nach Mitternacht in den grünen Raum und du redest mit Tim. Wir müssen herausfinden, was geschehen ist. Es ist wichtig, überlebenswichtig, für uns alle.“
    „Und dann? Seine Erinnerungen dürfen nicht gelöscht werden …“, flehte ich.
    „Wir werden eine Lösung finden. Ich setze mich Morgen für ihn ein, versprochen. Was Tim uns verschweigt, wird wahrscheinlich ein völlig neues Licht auf alles werfen.“
    „Und wenn er gar nichts verschweigt?“ Ich war mir jetzt schon sicher, dass ich ein Geheimnis, was Tim wahren wollte, nicht ausplaudern würde, aber dieses Gefühl durfte ich Ranja jetzt nicht geben.
    „Kira. Du wirst Tim nachher sehen. Und ihr werdet Zeit füreinander haben, allein. Um halb fünf, kurz bevor es dämmert, hol ich dich wieder ab. Jetzt geh nach Hause und versuch ein bisschen zu schlafen. Das wird eine lange Nacht. Ich warte um 0 Uhr hinter der Tanne neben Neves Haus auf dich.“
    Ich fühlte mich wie gelähmt. Ranja schob mich zur Tür und gab mir einen Beruhigungstee mit.
    „Aber kein Wort zu niemandem. Das kostet mich sonst meinen Platz im Rat.“
    Ich nickte. Ranja drückte mich kurz wie eine Mutter. Noch auf dem Heimweg spürte ich ihre Wärme.
     
    Ich trank eine Tasse von Ranjas Kräutertee. Neve war in Plauderlaune. Sie tanzte in der Küche um mich herum und versuchte, ein Gespräch anzufangen, aber ich blieb einsilbig. Sie war auf eine Art unruhig, als wenn sie irgendwas loswerden wollte. Als ich meine Tasse mit dem Rest Tee drin nahm, aufstand und ihr erklärte, dass ich müde war und früh schlafen musste, rückte sie heraus mit der Sprache.
    „Kira, also, bestimmt findest du nicht gut, dass ich mich einmische, aber … also ... So als Freundin… ich mein, ich bin doch deine Freundin, oder …“
    „Nun rück schon raus mit der Sprache. Ist es wegen Leo? Du hast ihn letztens weggeschickt, obwohl ich noch gar nicht geschlafen habe. Du magst ihn nicht, stimmt‘s?! Ich bin sogar zu müde, um noch sauer zu sein.“
    Ich sah Neve an, dass es genau das war, was sie so unruhig gemacht hatte – ihr schlechtes Gewissen. Nein, ich würde Neve nicht sagen, dass ich inzwischen wusste, dass Tim hier war, beschloss ich in diesem Moment. Es war sicherer.
    „Tut mir leid, ich …“, versuchte Neve, sich zu entschuldigen.
    „Vergiss es einfach, okay?! Mit Leo ist eh nichts

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