Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
Vom Netzwerk:
stand auf und machte ein paar Schritte auf die Wiese.
    „Es ist zwecklos. Ich habe das alles schon stundenlang abgelaufen. Überall sieht es gleich aus. Du kommst nirgends an“, erinnerte mich Tim und stand auch auf.
    „Ich weiß doch“, sagte ich unwirsch.
    Tim stellte sich neben mich.
    „Ich versuche einfach, was ich kann. Am besten, du bleibst hinter mir und legst dich auf den Boden“, befahl ich ihm. Er rührte sich nicht von der Stelle.
    „Es ist sicherer. Los.“
    „Was hast du vor?“
    Ich antwortete ihm nicht. Ich wusste es ja selbst nicht richtig. Ich konzentrierte mich. Die Wiese bebte. Ich sah kleine gelbe Augen zwischen dem Gras aufleuchten. Die Grasnarbe riss auf und Sand, versetzt mit kleinen Steinen sprudelte hervor. Tausend gelbe Augenpaare bewegten sich aus der Dunkelheit auf uns zu.
    „Was ist das?“, fragte Tim erschrocken.
    „Erdgnome. Die Geister der Erde. Hier in der magischen Welt sind sie sichtbar.“
    Ich hockte mich auf ihre Höhe und schützte meine Augen vor dem umher wirbelnden Sand.
    „Macht den Weg nach draußen frei“, befahl ich. Ich hörte ihr kratzendes, wieherndes Grummeln, das so klang, als wenn sie mich auslachten. Eigentlich hatte ich sie inzwischen unter Kontrolle. Doch sie kamen bedrohlich näher. In dem Moment wurde mir klar, dass sie an so einem Ort wie dem Grünen Raum besonderen Weisungen folgten und dass etwas geschehen konnte, was den Rat alarmierte. Wie sollte ich sie zur Ruhe bringen? Mir musste etwas einfallen. Schnell! Tim griff nach der Lampe und schmiss sie nach den Gnomen.
    „Hör auf!“, schrie ich, aber Tim hatte genau das Richtige getan. Ich sah den blauen Funken, als die Glühbirne erlosch. Es gelang mir, ihn festzuhalten. Eine kleine Flamme züngelte daraus über den Boden. Ich befahl ihr, zu wachsen. Ich nahm meine ganze Wut dafür zusammen, meine Wut auf den Rat und auf unsere Situation. Salamander in grün, blau und dunkelrot tanzten über die Wiese. Die Gnome zogen sich unter die Grasnarbe zurück.
    „Macht uns den Weg frei!“, versuchte ich nun, den Salamandern zu befehlen, aber sie schlugen mit den Flammen nach uns. Das Bett fing Feuer.
    „Nicht schon wieder, das hatten wir schon mal“, rief Tim mit ironischem Unterton und wollte in die entgegengesetzte Richtung laufen, weg von den Flammen. Ich hielt ihn fest.
    „Nein! Wir müssen diesen Kampf gewinnen. Es ist unsere einzige Chance.“
    „Aber das ist glatter Selbstmord!“
    Er wollte mich wegzerren, aber ich riss mich von ihm los und beschwor einen Wind herauf, der die Salamander zurückblies, weg von uns. Ich hörte das helle Lachen der Sylphen. Sie rissen an meinen Haaren und sie rissen Tim mit entsetzlicher Wucht zu Boden. Er stöhnte. Ich warf mich über ihn. Ich war so wütend, dass mir keines der Elemente gehorchen wollte. Eine Idee blitzte auf in meinem Kopf: Atropa – Äther – Neve - die Elemente besänftigen. Wenn Atropa recht hatte, wenn ich auch Ätherkräfte besaß und deshalb Geister für mich sichtbar wurden, dann musste ich es versuchen. Tim kämpfte darum, sich aus seiner hilflosen Lage zu befreien.
    „Sei ruhig, ich muss mich konzentrieren.“
    Ich nahm all meine Angst, meine Wut und meine Verzweiflung zusammen und befahl den Elementen, sich zu harmonisieren, zusammen zu arbeiten, eine Einheit zu bilden und mit dieser potenzierten Kraft den Grünen Raum zu öffnen. Ich konzentrierte mich mit aller Kraft und jedem noch so kleinen Gefühl, das ich irgendwo in mir finden konnte. Gleichzeitig hielt ich Tim an seinen Handgelenken fest. Er lag ausgestreckt auf dem Bauch, ich lag auf ihm und presste seinen Kopf mit meinem in die Wiese. Er schrie irgendwas, aber ich konnte nicht verstehen, was. Um uns tobte es, als wäre das Ende der Welt gekommen. Die Sylphen peitschten in Orkanstärke die Flammen der Salamander auf. Die Salamander verschlangen die Möbel, als wären sie ein Festmahl und brachten die Erde der Gnome zum Glühen. Die Erdgnome warfen mit heißen Erdklumpen. Sie flogen durch die Luft, landeten neben uns und auf mir. Während mir das nichts ausmachte, war Tim ernsthaft in Gefahr. Alles verwies darauf, dass es aussichtslos war. Wir hatten keine Chance. Es war lebensmüde, es überhaupt versucht zu haben.
    Das Chaos und der Lärm im Grünen Raum konnte nicht unbemerkt bleiben. Jeden Moment würde jemand vom Rat auftauchen. Trotzdem war eine Stimme in mir, die nicht aufgeben wollte, die überzeugt war, dass wir es schafften. Oder war die Stimme außerhalb von

Weitere Kostenlose Bücher