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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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wussten nun, was man mit ihnen gemacht hatte und fanden im magischen Bund eine neue Familie.
    Jerome hatte eine Freundin gehabt, ein rebellisches Mädchen namens Josepha. Sie war an die Schule gekommen, als er bereits ein paar Jahre zu den Mitgliedern des Rates gehörte. Sie wurde im Element Wasser ausgebildet und hielt sich kaum an die Regeln. Während sie an der Akademie studierte, gab es ständig Regenfälle wie in den Tropen oder es nieselte den ganzen Tag. Aber vor allem besaß sie eine helle Begeisterung für Alexander und Clarissa. Sie wollte mit Jerome so sein wie die beiden. Die Welt verändern, das war ihr Traum. Sie schaffte zweimal den Abschluss nicht, weil sie einfach nicht die Kontrolle über ihre überschäumenden Gefühle fand. Als sie beim dritten Mal wieder versagte, versuchte sie, durch den See zu flüchten, aber der Rat bekam sie zu fassen, bemächtigte sich ihrer Fähigkeiten und Erinnerungen und schickte sie zurück in die reale Welt. Seitdem lebte Josepha in einer Anstalt, so schlimm waren ihre Anfälle.
    Ich sah keinen Schmerz mehr, als Jerome das erzählte. Aber ich sah, wie die Wut in seinen Augen blitzte. Durch Josepha hatte er begonnen, sich auf die Suche nach Leuten zu begeben, die ihr Schicksal teilten. Trotz ihrer Absenz war es leicht, diese Menschen von ihrer wunderlichen Vergangenheit zu überzeugen. Etwas in ihnen hatte nicht vergessen, dass sie eine besondere Geschichte im Leben durchgemacht hatten, bevor sie alles vergaßen.
    Und dann hatte Jerome Igor getroffen. Und zwar als eine dicke Wolke aus Qualm mitten im magischen Wald. Igor galt in der Welt als krankhafter Pyromane. Er zündete alles Mögliche an, wenn es ihm schlecht ging, Häuser, Autos, Bäume. Aber nur einmal konnten sie ihn schnappen und in ein Krankenhaus stecken. Igor konnte sich in diese Qualm-Gestalt verwandeln, mit der er sich immer wieder in einem märchenhaften Wald wiederfand, in dem er herumirrte, aber nie jemandem begegnete, bis er zurückkehrte in die ihm bekannte Welt. Es war sein Seelenort, der jedoch keine Verbindung mehr zur magischen Welt besaß. Irgendein unbewusster Prozess brachte ihn immer wieder dorthin. Die Begegnung von Jerome und Igor war ein großer Zufall, weil sich ihre Seelenorte im magischen Wald überlagerten. Jerome wusste nicht, wie ihm geschah, als er vor dem Eingang seiner privaten Höhle in eine Qualmwolke geriet und damit nach Berlin getragen wurde.
    Igor besaß damit eine Fähigkeit, die sich bei Leuten mit dem Element Feuer finden konnte, denen der Zugang zur magischen Welt wieder genommen worden war. Jerome fand dazu etwas in einer alten Schrift, was darauf hindeutete, dass es solche Fälle bereits in früheren Zeiten gegeben hatte. Doch das war so lange her und seitdem nicht wieder vorgekommen, dass es in Vergessenheit geraten war. Oder vielleicht auch nicht, denn normaler Weise bemerkte niemand, wenn Ehemalige als schwarze Rauchsäule an ihrem Seelenort in der magischen Welt herumgeisterten. Der alte Text vermittelte jedoch, dass die Voraussetzung dafür nicht nur die Löschung von Fähigkeiten war. Im geheimen Bund gab es inzwischen zwei Leute, die als diese Art Schatten in die magische Welt gelangen konnten. Igor und Jerome, der sich diese Fähigkeit angeeignet hatte. Und nicht nur dass, sie konnten jemanden aus der realen Welt einhüllen und mitbringen. Das eröffnete ungeahnte Möglichkeiten und würde die Umwälzung von innen ermöglichen. Inzwischen waren sie so weit, die magische Welt als Rauchgestalt durch alle Durchgänge der Elemente Feuer und Erde zu betreten, ohne dass die Salamander oder Gnome es bemerkten. Ich verstand, wo mich die Schatten damals hinbringen wollten: zu einem der Durchgänge. Leo war der dritte, der diese Fähigkeit trainierte und dabei große Fortschritte machte. Ich erfuhr, dass Leo auf diese Weise bereits heimlich die reale Welt besuchte und sah ihn mit großen Augen an. Warum hatte er mir das nicht gesagt? Es kam mir vor wie der größte Betrug von allem. Größer noch als die Tatsache, dass Jerome hinter den Schatten steckte, die die ganze Zeit versucht hatten, mich in die magische Welt zu holen und mir solche Angst eingejagt hatten. Ein einziges, riesiges WARUM in mir verstopfte alles.
    „Warum?“ Ich sprang auf. „Warum sagt ihr mir das alles nicht? Was sollen diese Geheimnisse? Warum hast du mir solche Angst gemacht?“, klagte ich Jerome an.
    „Beruhige dich!“, befahl er donnernd und brachte mich zum Verstummen. Ich war erschrocken

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