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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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Sie waren warm und fühlten sich so vertraut an. Er packte nicht zu wie Leo, als wäre ich sein Besitz. Es war anders, ein wirklicher Halt.
    „Mit Leo … ich wusste nicht, ob … ob du noch an mich denkst … aber seit ich weiß… und du hergekommen bist … Leo ist nicht mein Freund“, sagte ich laut, damit es alle in der Grotte hören konnten.
    Tim legte einen Finger auf meine Lippen und flüsterte:
    „Ich will dir nur eins sagen: traue diesen Leuten nicht. Auch wenn es sich gut anhört, was sie sagen, Sie sind nicht gut, das spüre ich. Lass dich von ihnen hinausbringen, aber … du darfst ihnen nicht trauen“, Er sprach wie Atropa. Er gehörte wie sie zu denjenigen, denen ich vertraut hatte, bevor die magische Welt über mich hereingebrochen war.
    „Ich werde dich nicht vergessen“, versprach er mir. Ich nickte nur. Natürlich würde er mich vergessen, und zwar für immer. Ich hatte genug über diesen Prozess der Auslöschung gelesen. Er hatte nur noch keine Vorstellung davon.
    „Wir könnten uns neu kennen lernen.“ Tim versuchte ein Lächeln. In seiner Stimme lag Hoffnung. Ich hatte die Möglichkeit, ihn in diesem Glauben zu lassen, aber ich wollte ihn nicht anlügen.
    „Nein, das können wir nicht. Sobald ich wieder in deinem Leben auftauche, erinnerst du dich auch an die magische Welt. Es ist so eingerichtet, dass du mir aus dem Weg gehen wirst, auf scheinbar natürliche Weise.“
    Ich sah in Tims Gesicht, wie ich jegliche Hoffnung zerstörte. Deshalb war er so ruhig geblieben. Darauf hatte er gebaut. Mein Schmerz in der Herzgegend breitete sich in meinem ganzen Körper aus. Auf einmal war mir klar, was ich tun musste. Ich würde Jerome enttäuschen, aber ich würde Tim nicht im Stich lassen. Niemals. Es musste doch noch einen anderen Weg geben. Es musste! Jetzt! Es gibt einen , vernahm ich wieder die Stimme in mir, von der ich nicht sicher war, ob sie überhaupt zu mir gehörte. Ich weiß nicht, woher ich die Sicherheit nahm, aber ich vertraute darauf. Tim wollte mir seine Hände entziehen.
    „Du musst jetzt gehen.“
    Ich hielt seine Hände weiter fest und formte die Lippen zu einem lautlosen „Nein!“
    Dann konzentrierte ich mich. Ich spürte ein immenses Schwindelgefühl, als würde mich eine Windhose ergreifen. Plötzlich war Tim vor mir verschwunden, und ich sah mich selbst nicht mehr. Das verschaffte uns einige Sekunden Vorsprung, besonders, wenn es hier niemanden mit Äther-Fähigkeiten gab, der uns trotzdem sehen konnte. Ich riss Tim mit mir zum Ausgang der Höhle. Wir bewegten uns in rasender Geschwindigkeit. Tim schrie kurz auf. Wahrscheinlich verletzte ich ihn wieder, aber es ging nicht anders. Ich hörte Tumult hinter mir. Sie waren uns auf den Fersen. Gesteinsbrocken krachten von der Decke. Jerome versuchte, uns den Weg zu versperren. Aber wir waren unsichtbar. Wir brauchten weniger Raum als der Wind. Wir schlüpften durch die letzte, verbleibende, winzige Lücke, die blieb, während Jerome mit einer mächtigen Lawine den Eingang verschüttete. Ich betete, dass Tim in der Lage war, das Ganze zu überleben. Ich stieg mit ihm steil in den Himmel hinauf. In dem Moment wurden wir wieder sichtbar. Mit dem Versuch, uns den Weg abzuschneiden, hatten sich Jerome und seine Leute selbst den Weg versperrt. Einige Minuten würde es dauern, ihn wieder frei zu legen, falls er nicht vorhatte, den ganzen Berg zu sprengen.
    Ich zog Tim in meinen Armen mit mir. Sein Gesicht war dicht vor meinem. Seine Wangen flatterten im Gegenwind. Er blinzelte mich an. Er war wohlauf. Ich überlegte, zu meinem Dom zu fliegen. Dort waren wir erst mal sicher und ich konnte weiter überlegen.
    Nein, nicht zum Dom. Flieg zum See! Wieder die Stimme. Diesmal war ich mir sicher, dass sie nicht aus mir kam.
    „Wer bist du?“, schrie ich gegen den Wind. Im selben Moment war es mir klar. Ich sah den milchig grauen Schleier, der neben mir flog und in der rosaroten Morgendämmerung leicht schimmerte.
    „Atropa …“
    „Du kannst mich hören … Flieg zum See.“
    Ich dachte an den Durchgang des Wassers, der nicht mehr geschützt war. Trotzdem konnte ich mir nicht vorstellen, durch den See zu tauchen. Aber vielleicht war es die Rettung für Tim.
    „Wir müssen zum See!“, hörte ich Tim neben mir. Seine Worte verzerrten sich im Wind, aber ich verstand sie.
    „Zögere nicht … wir haben wenig Zeit.“ Atropas Stimme klang hell und jung. Es war seltsam, sie zu hören, als würde sie endlich lebendig werden.
    „Okay“,

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