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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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Preis. Ich musste ihr dafür versprechen, dass ich sie mit in die reale Welt nehme und wir dort ein Paar werden. Ich hatte keine Wahl. Ich wollte zu DIR! Um jeden Preis. Das war alles, was in dem Moment zählte. Ich musste wissen, ob du Hilfe brauchst. Ich habe ihr gesagt, dass ich zufällig in dem See getaucht bin. Hätte sie erfahren, dass ich auf der Suche nach dir bin, mein Herz bereits vergeben ist, sie hätte mich ertrinken lassen.“
    Mir fiel Leos Bemerkung zu Minchin am See ein, dass sie es bei jedem versucht, aus dem See rauszukommen, dass sie ein Mensch werden will, aber dazu jemanden braucht, der sie liebt. Und dass sie diesen Menschen töten würde, sobald er ihr sie verlassen würde, um wieder zurück in das Wasser zu können und als Mensch nicht zu sterben. Eine Undine eben.
    „Er sagt die Wahrheit“, schaltete sich Atropa ein.
    Ich wusste, dass er die Wahrheit sagte, ich wusste, dass er Recht hatte mit Leo. Trotzdem war ich außer mir. Immerhin hatte ich mit Leo nicht mal geschlafen, er dagegen hatte vor, sein ganzes Leben mit Minchin zu verbringen, auch wenn das nicht freiwillig war – erst mal.
    „Kein schlechter Pakt. Sie ist schließlich die schönste Frau der Welt.“ Ich ließ kleine Flammen aus meinen Fingern züngeln. Tim hörte sofort auf, meine Handgelenke zu umklammern.
    „Kira, hör auf.“ Er nahm mich ganz fest in seine zerschundenen Arme.
    „Ohne meine Erinnerung hätte sie mich aufgesucht, sobald ich einem See auch nur zu nahe gekommen wäre und dafür gesorgt, dass wir zusammenkommen. Mit meiner Erinnerung werde ich zwar mit ihr leben müssen, aber mein Herz wird dir gehören.“
    „Stell dir das nicht zu einfach vor. Sie ist eine Undine. Sie wird dich töten, wenn du sie verlässt, damit sie leben kann.“
    Ich sah wieder ihre atemberaubende Schönheit vor mir und setzte nach: „Außerdem wird sie schon dafür sorgen, dass du mich vergisst.“
    Ich löste mich aus Tims Armen. Er ließ es zu.
    „Ihr müsst euch auf den Weg machen. Vergeudet keine Zeit“, mahnte Atropa. „Minchin wird Tim heil nach Draußen bringen. Sie hört seine Stimme, sie wird gleich hier sein. Und du, Kira, komm zu mir … komm!“
    Atropa war weiter hinaus auf das Wasser geglitten und wartete am Wipfel des umgestürzten Baumes, da, wo es tief war. Auch sie hatte Minchin längst zu Tims Rettung eingeplant. Sie hatte Bescheid gewusst. Seit wann, war mir inzwischen fast egal. Für einen Moment fühlte ich nichts als eine unsägliche Leere in meinem Innern. Ich wollte nichts mehr. Nichts. Einfach aufhören zu existieren. Das Leben erschien mir viel zu kompliziert. Ich war versucht, einfach beide stehen zu lassen und in den Wald hinein zu laufen, meinetwegen in die Arme von Jerome. Na und.
    „Kira, ich muss dir noch etwas sagen. Es könnte sehr wichtig sein!“, flehte Tim, als wollte er damit verhindern, dass ich flüchtete. Was kam denn jetzt noch um Himmels willen! War das nicht schon alles mehr als genug?
    „Die Stimme von Jerome. Ich habe sie schon einmal gehört. Er war bei deinem Vater … in der Firma. Ich dachte, ich wäre allein. Aber sie waren in seinem Büro. Zum Glück habe ich das Licht durch das Schlüsselloch gesehen, bevor ich den Schlüssel hinein steckte und sie haben mich nicht bemerkt …“
    Tim war augenscheinlich in das Büro meines Vaters eingebrochen und kannte Jerome, das wurde ja immer besser.
    „Du spionierst immer noch meinem Vater nach?“, sagte ich verächtlich.
    „Ich habe Luisa darum gebeten, mir den Schlüssel von der Sekretärin zu besorgen. Das hat ohne Probleme geklappt. Nicht wegen der blöden Zeitung … wegen dir.“
    „Du brichst in das Büro meines Vaters ein … wegen mir?“ Ich verstand überhaupt nichts.
    „Dein Vater bereitet immerhin das Wasser für den Norden Berlins auf und du bist in den Abwasserkanälen verschwunden. Vielleicht gab es Zusammenhänge. Ich wollte nichts unversucht lassen.“
    „Und warum erzählst du mir das auch erst jetzt? Wie viele nette Geheimnisse hast du denn noch so?“
    Ich wusste, das war gemein von mir, mich so aufzuführen. Er konnte nichts für die Sache mit Minchin. Es war nur zu verständlich, dass er damit sein Leben gerettet hatte. Er hatte einfach alles versucht, um mich zu finden! Weil er das mit Indien nicht glaubte, weil er mich verstand, weil etwas in seinem Innern ihm sagte, dass alles anders war, weil wir eine tiefe Verbindung zueinander hatten. Mir war danach zumute, einfach loszuheulen. Tim blieb weiter

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