Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
Vom Netzwerk:
hat mir noch niemand was gesagt
    Atropa: das ist richtig. ich verstehe, wie schwer das für dich ist. sei einfach wachsam. bleib meinetwegen bei jerome, aber sei wachsam, ja?! vielleicht ist es sogar gut, wenn du in seiner nähe bist und ihn beobachten kannst. dann kann ich ihn auch beobachten. es gehen dinge vor sich, die nicht gut sind. dass das magische wasser aus dem gleichgewicht ist, davon hast du schon gehört. jerome ist allerdings erde. es passt noch nicht ganz. allerdings, du bist wasser, und nicht nur das … ich vermute eine bewegung in der magischen welt, die sich neu formiert und viel unheil anrichten kann … und jetzt lösche schnell alles, was wir hier geschrieben haben. pio wird in einer minute aufhören mit seinen murmeln und zu dir herüberkommen, um dich zu fragen, ob du noch einen saft möchtest. wenn du mir nur ein wenig vertraust, dann rede bitte mit niemandem über uns. auch nicht mit neve. und komm bald wieder her
    Ich hörte, wie Pio seine Murmeln in ein Glas schüttete. Atropas Voraussage schien richtig zu sein.
    „Okay.“ tippte ich und löschte alles, was wir uns geschrieben hatten, so dass das neu geöffnete Mail-Dokument wieder leer war. Schon stand Pio neben mir.
    „Möchten Sie vielleicht noch ein Glas Orangensaft?“
    „Oh, nein danke. Ich bin gerade fertig geworden. Die E-Mails liegen im Postausgang. Es sind … Drei.“
    „Gut, ich werde sie versenden. Sie können übermorgen um 12 Uhr kommen und schauen, ob Sie Antworten haben. Auf Wiedersehen“, sagte er und ließ mir keine andere Wahl, als aufzustehen und zu gehen.
    „Warum erst übermorgen?“, fragte ich im Hinausgehen.
    „Es ist immer übermorgen. Das ist eine Regel“, antwortete Pio nur und schloss hinter mir die Tür.
     
    Ich stand in dem leeren Flur. Niemand war zu sehen. Der Wechsel von Wirklichkeitsgefühl und Unwirklichkeitsgefühl in mir kostete Kraft. Zwischendrin vergaß ich, dass ich mich in einer Welt aufhielt, die es bis vor ein paar Tagen nur in meinen Märchenbüchern gegeben hatte. Alles wirkte so normal, normale Menschen, man ging abends schlafen, man aß, man redete, es gab eine Schule. Dann aber brach die Überwirklichkeit durch. Aus einem Erdhaufen schauten einen gelbe Augen an, jemand ließ Sand durch die Gegend fliegen oder man unterhielt sich am Rechner plötzlich mit einem Geist. Atropa war ein Geist … und das seit drei Jahren, während ich nicht die geringste Ahnung hatte. Ich war mit einem Geist befreundet, einem echten, der mich verfolgte oder beschützte. So sicher war ich mir nicht, obwohl alles für die Gutartigkeit von Atropa sprach, das meiste zumindest. Trotzdem war mir unheimlich zumute. Vielleicht, weil niemand von ihr erfahren durfte. Warum nicht? Ich ging schneller zur Treppe, drehte mich um. Aber da war nichts. Trotzdem bildete ich mir ein zu spüren, dass der Geist bei mir war, neben mir, über mir, irgendwo … Sollte ich das wirklich für mich behalten? Ich rannte die Treppen hinunter. In der zweiten Etage blieb ich abrupt stehen. Ganz ruhig. Selbst, wenn Atropa bei mir war. Sie war es seit Jahren und es hatte nichts geschadet. Ich sah Türen mit ganz normalen Toilettenzeichen, eine Frau und ein Mann. Keine Vampire oder Vampirinnen, keine Hexen, Dämonen oder Teufel. Ich ging hinein und spritzte mir etwas Wasser ins Gesicht. Ich rief: „Atropa?“. In dem Moment kam die Sonne herum und blitzte einen Strahl auf den Spiegel. Ich zuckte zusammen. Aber es war nur die Sonne. Atropa gab mir kein Zeichen – wenn sie überhaupt da war. Sie hatte geschrieben, dass es tagsüber seltener vorkam. Vielleicht war ich auch allein. Der Gedanke erleichterte mich. Was tat sie tagsüber? Schlafen, wie alle Geister? Oder wie ein Vampir in seinem Sarg? Konnten wir nicht ein Zeichen vereinbaren, damit ich wusste, dass sie bei mir war? Was wollte sie ausgerechnet von mir? Vielleicht auch nur Macht, weil ich angeblich mit zwei Elementen gesegnet war. Über solche Sonderfälle musste ich mehr erfahren. Ich stieg gemächlich hinab in den Keller und beruhigte mich. Ich beschloss, die Sache vorerst für mich zu behalten. Wenn etwas brenzlig wurde, konnte ich immer noch jemanden informieren. Ich musste herausfinden, wem ich trauen konnte. Allein.
    ***
    Jerome saß umringt von sechs Studenten an einem großen runden Tisch.
    „Kira!“, rief er. Alle Augenpaare richteten sich auf mich.
    „Es gibt Curry-Hühnchen-Suppe mit Ananas. Hol dir einen Teller und setz dich zu uns!“
    Ich nickte und bog ab in

Weitere Kostenlose Bücher