Himmlisch Verliebt
Wörter. Ich ignoriere ihn und fange an zu tippen.
Steinbock, du bist kein Ziegenbock! Nein, du gehörst nicht auf den Bauernhof.
Ich beiße die Zähne zusammen, als Will ins Handy bellt: »Das heißt, die aktuellen Zahlen beschränken sich auf das letzte Jahr?«
Diese Woche wird dir ein bekanntes Gesicht die Möglichkeit bieten, dich um eine unbekannte Herde zu kümmern.
»Und was ist das Durchschnittsalter bei Messerstechereien?« Will macht sich weitere Notizen.
Lass deine Schüchternheit im Stall und nimm die Hufe in die Hand.
Will fährt sich stirnrunzelnd mit seinen Fingern durchs Haar. »Also gibt es immer mehr weibliche Opfer? Und weibliche Täter? Das ist interessant.«
Ich konzentriere mich auf meinen Bildschirm.
Packst du diese Chance bei den Hörnern, so wird sie dich dem anderen Geschlecht näherbringen. Und Jessica redet nicht vom Stricken mit deiner Großmutter!
Als Nächstes tippe ich Savannahs Horoskop. Im Kopf hab ich es schon halb formuliert.
Fische
Hey, Fisch-Gesicht!
Okay, ich bin immer noch ein bisschen sauer, weil sie so über meinen ersten Artikel gelacht hat.
Du bist jetzt eine ganze Weile glücklich vor dich hin geschwommen, aber pass auf. Die Goldfische, mit denen du abhängst, könnten sich als Haie entpuppen. Und wenn es einen lockigen Wassermann in deinem Leben gibt, nimm dich in Acht! Vielleicht schwimmt er nicht nur an deiner Seite.
Wills Telefoninterview unterbricht schon wieder meine Gedanken. »Haben Sie seine Nummer?« Er kritzelt weiter. »Danke. Sie waren eine große Hilfe.« Dann legt er auf und nimmt seinen Notizblock. Während er mit seinem Stift auf den Tisch klopft, runzelt er die Stirn.
»Brauchst du Hilfe?« Ich wechsle wieder von den Horoskopen zu Facebook, um meine Arbeit zu verstecken.
Er kneift die Augen zusammen. »Weißt du etwas über Messerstechereien?«
»Ich könnte ein bisschen für dich recherchieren.« Ich soll schließlich die Redaktionsassistentin des ganzen Teams sein, nicht nur eine Produkttesterin für Cindy.
Will lehnt sich zurück und guckt auf meinen Bildschirm. »Hat Facebook eine Seite zum Thema Messerstechereien?« Er rümpft die Nase. »Vielleicht kannst du da Fan werden.«
Ich werde wütend. »Bei Facebook kann man eine ganze Menge recherchieren.«
»Ja, das sehe ich.« Sein Blick wandert über die Döschen auf meinem Tisch und dann zurück auf seinen Bildschirm. »Bleib mal bei deiner Gesichtscreme. Ich hab das schon im Griff.«
Er denkt, ich wäre total bescheuert! Angepisst nehme ich eine Dose hoch und gestikuliere damit in seine Richtung. »Woher weißt du, dass ich keinen Beitrag zum Thema Tierversuche schreibe?«
Plötzlich löst sich der Deckel von der Dose, und etwas von der Creme spritzt auf seine Lederjacke. Oh nein! Ich bin total bescheuert! Mein Selbstvertrauen schrumpft wie eine Packung Chips in der Mikrowelle.
Sam explodiert vor Lachen und nimmt seine Ohrstöpsel raus. »Gut getroffen, Gem!«
Cindy guckt hoch. »Oh, du meine Güte.« Ein Lächeln zeigt sich auf ihrem Gesicht. »Reib die Creme ein, Will. Vielleicht entspannt sie dich ein bisschen.«
Mit funkelnden Augen schiebt Will seinen Stuhl zurück und stürmt aus dem Raum.
»Nicht schlecht, Gemma.« Cindy genießt meine Verlegenheit sichtlich. »Du solltest noch ein paar andere Produkte an ihm testen, wenn er zurückkommt. Wie wär’s mit Warzenentferner? Das wird ihn endgültig vertreiben.« Sie wendet sich Sam zu und lockt ihn mit ihrem Stift zu sich herüber. »Da gibt es eine neue Band, die ich besprechen möchte.« Als sich Sam zu ihr runterbeugt, tippt sie mit dem Stift auf ihren Bildschirm. »Sie spielen Freitagabend. Ich dachte, wir könnten sie uns zusammen anhören.«
Sam nickt. »Großartig.« Er schaut mich an. »Wir könnten alle hingehen. Die ganze Webmagazin-Redaktion.«
Cindy unterbricht ihn. »Sorry, Sam.« Sie täuscht ein schlechtes Gewissen vor und zieht einen Schmollmund. »Ich habe nur zwei Karten. Also nur wir beide, tut mir leid.«
»Oh.« Sam steckt seine Hände in die Hosentaschen. »Okay.« Er ist so unkompliziert! Kein Wunder, dass Cindy ein Auge auf ihn geworfen hat. Bei diesem Schmollmund folgt er ihr bald wie ein kleiner Welpe. Genau wie Barbara. Beide sind völlig high von ihrer Parfümfahne.
Ich schraube den Deckel auf die Dose und hole ein Taschentuch aus meiner Hosentasche. Leise vor Wut schäumend, wische ich die Cremespritzer von meinem Tisch. Manchmal kommt es mir so vor, als hätten alle außer mir ihren
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