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Himmlisch verliebt

Himmlisch verliebt

Titel: Himmlisch verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Weber
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hinteren Wand des Raumes. Lilith stand vom Stuhl auf und setzte sich neben ihn. Mit den Armen umschloss sie die Knie. Damit konnte sie sich vielleicht vor dem Angriff schützen, der jetzt kam.
    „Lilith …“ Seraphin legte den Arm auf ihre Schulter. „Du musst nicht gleich so trotzig werden. Ich weiß doch, wie schwer das alles ist. Du hast dir große Mühe gegeben.“
    Lilith schluckte. Sie hatte nicht erwartet, dass er so freundlich sein würde. Gleichzeitig hörte sich alles verdammt nach einer Abschiedsrede an.
    „Einen Menschen zu beschützen, ist sehr schwer. Das habe ich dir gesagt, aber du wolltest es nicht glauben.“
    Lilith umklammerte ihre Knie fester. Ich muss gehen, dachte sie verzweifelt. Ich werde abgezogen, und ich kann mich noch nicht einmal verabschieden. Ängstlich blickte sie Seraphin an. „Bist du gekommen, um mich auf die zweite Stufe zurückzuholen?“
    In dem Moment drehte Elias den Kopf herum und sah nach hinten.
    „Elias?“, fragte Frau Sommer, die Deutschlehrerin. „Ist etwas?“
    „Ich weiß nicht.“ Elias schaute jetzt wieder nach vorne. „Ich dachte, jemand hätte was gesagt.“
    „Vielleicht nimmst du mal die Kapuze ab“, erwiderte Frau Sommer spitz. „Dann klappt`s auch mit der Wahrnehmung. Und jetzt guck mal wieder in deine Lektüre. Hast du die Seite 15 aufgeschlagen?“ Sie ging auf Elias zu. „Himmel, du bist ja noch auf Seite 13.“
    Elias blätterte hastig in seinem Buch herum. Dann blickte er wieder nach hinten. Seraphin war inzwischen aufgestanden, um Elias besser sehen zu können. Elias bemerkte ihn nicht. Weder ihn, noch Lilith. Er schaute in eine ganz andere Ecke. Aber anscheinend konnte er spüren, dass ihm vielleicht etwas Schlimmes bevorstand.
    „Lies mal vor!“, forderte ihn Frau Sommer auf.
    Elias richtete den Blick auf die Lektüre. „ Liebste Kitty! Den gestrigen Tag darfst du nie vergessen, denn er ist wichtig für mein ganzes Leben “, las er. „ Ist es nicht für jedes Mädchen von großer Bedeutung, wenn es den ersten Kuss bekommt? “
    Seraphin hörte kurz zu, wie Elias las. Dann setzte er sich wieder zu Lilith. Die hatte nach wie vor die Arme um ihre Beine geschlungen.
    „Du weißt, dass du mit dem Feuer spielst“, nahm Seraphin den Faden wieder auf.
    „Ich kann nichts dazu“, verteidigte sich Lilith jetzt heftiger, als ihr lieb war.
    „Nein?“ Seraphin sah sie mit herausforderndem Blick an. „Sondern?“
    Lilith schnappte nach Luft. Was sollte sie sagen? Elias ist schuld? Er provoziert mich? Das war ja lächerlich. Sie wusste, Seraphin würde laut darüber lachen. Es ging ja gerade darum, sich nicht provozieren zu lassen. Und überhaupt: wieso war es Elias gelungen, sie so zu provozieren? Wäre sie unsichtbar für ihn geblieben, wäre all das niemals passiert. Lilith drückte den Kopf tiefer an ihre Knie. Legte ihre Arme darüber. Am liebsten wäre sie ganz tief im Erdboden versunken. Unsichtbar für alle. Besonders für Seraphin. Doch für den würde sie immer sichtbar bleiben. „Muss ist zurück?“ Sie hörte selbst, wie dünn ihre Stimme klang. Als Seraphin schwieg, wagte Lilith nicht aufzusehen.
    Nach einer Zeit, die Lilith unendlich vorkam, sagte er schließlich: „Du hast nur noch eine Chance. Die darfst du nicht vermasseln.“
    „Ich verspreche es“, flüsterte Lilith.

7.

    Der Schreck saß so tief, dass Lilith sich wirklich den ganzen Nachmittag zurückhielt. Das brachte Elias fast zur Verzweiflung.
    „Wo bist du, Lilith!“, rief er. „Zeig dich mir! Los!“
    Er wühlte in seiner Schreibtischschublade herum und zog die Engelskarte heraus. Immer wieder streichelte er über das Gesicht des Engels Lilith. Dann schloss er die Augen und küsste die Karte sogar.
    Lilith hatte sich weit weg, an die Zimmerdecke zurückgezogen. Er darf mich nie wieder sehen, dachte sie immerzu. Und dieser Gedanke machte sie total fertig.
    Am nächsten Morgen redete Elias kein Wort mit ihr. Das war gut so – einerseits. Andererseits tat es furchtbar weh. Beim Frühstück hatte er sich wieder tief in seine Kapuze vergraben, löffelte die Cornflakes in sich hinein und schlürfte dabei laut.
    Seine Mutter sah von der Zeitung auf. „Alles okay, Elias?“, fragte sie besorgt.
    Elias brummte eine unverständliche Antwort.
    „Kommst du in der Schule klar?“
    Wieder brummte er etwas.
    „Bitte?“
    „Ja, läuft okay.“ Seine Stimme klang ungeduldig. Er stand auf. „Ich hau mal ab, ja? Wann musst du weg?“
    Die Mutter sah auf die Uhr. „In

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