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Himmlische Leidenschaft

Titel: Himmlische Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Hühner hin, die sich gackernd und flügelschlagend zu ihren Füßen stritten.
    Das Federvieh ignorierte den Teller mit Resten vom Abendessen, den sie in ein nahegelegenes Weidendickicht gestellt hatte. Ghost, ein halb verwilderter Hütehund, der die Hühner adoptiert hatte, wenn er nicht gerade auf Lolas Ziegen aufpaßte, saß in dem Gebüsch und hielt Wache.
    Wie die meisten der Geschöpfe auf der Lost River Ranch war auch Ghost eher tot als lebendig bei ihr angekommen. Und wie Ute hatte der Hund beschlossen zu bleiben, nachdem Sarah ihn wieder aufgepäppelt hatte.
    »Sarah?« fragte Conner.
    »Ich überlege gerade.«
    Aber sie dachte nicht über seinen Vorschlag nach. Nicht wirklich. Ihr Blick war auf eine Stelle hinter den Hühnern gerichtet, wo der Lost River sauber und klar durch ein Flußbett dahinströmte, das aus massivem Gestein und Geröllbrocken bestand, deren vorherrschende Farbe ein rostiges Rot war.
    Der bevorzugte Schlafplatz der Hühner war zwischen den Pyramidenpappeln und Weiden, die das Bachufer säumten. Jedes Jahr verlor sie ein paar Küken oder auch ausgewachsene Hühner an Kojoten und Habichte. Wäre Ghost nicht gewesen, hätte sie sogar noch wesentlich mehr Tiere verloren.
    Eines Tages werde ich genug Geld haben, um einen stabilen Stall für die Hühner zu bauen, dachte sie.
    Sie griff wieder in den Eimer, um noch eine Handvoll Getreide herauszuschöpfen. Die Körner waren glatt und hart und kalt, wie kleine Flußkieselsteine. In dem hellen, schräg fallenden Sonnenlicht schimmerte das Korn in allen Schattierungen von Rot, Weiß und Gold.
    Mais, gewachsen auf der fruchtbaren Schwemmebene des Baches. Patisson-Kürbisse und Bohnen wuchsen ebenfalls dort, aber der Mais war in diesem Jahr besonders üppig. Sie verwendete ihn in erster Linie, um die Hühner zu mästen, damit sie besser gegen die winterliche Kälte geschützt waren.
    »Also, was ist nun?« fragte Conner erneut.
    Wieder warf sie den Hühnern eine Handvoll Körner hin, ohne zu antworten.
    »Du kannst Case nicht bis in alle Ewigkeit eingesperrt halten«, sagte ihr Bruder beharrlich. »Die Hühner haben mehr Freiheit als er.«
    »Und auch mehr Kleider«, murmelte Ute.
    »Wir haben letzte Nacht Frost gehabt. Der Boden ist gefroren«, erklärte Sarah mit übertriebener Geduld.
    »Frost ist nichts Ungewöhnliches um diese Jahreszeit«, erwiderte Ute.
    »Es ist noch keine drei Wochen her, seit du Case halbtot hier angeschleppt hast«, sagte sie spitz.
    »Jetzt wirkt er aber verdammt lebendig«, gab Ute zurück.
    »So unruhig wie ein Floh. Kein Wunder, daß der Mann die Wände hochgeht, nachdem er schon so lange untätig im Haus herumhocken mußte.«
    »Nun komm schon, Schwester«, drängte Conner wieder. »Lola hält oben auf dem Felsrand Wache, und die Culpeppers haben nicht mehr hier in der Gegend herumgeschnüffelt, seit Case Parnell in den Ar- äh, Rumpf geschossen hat.«
    »Ausgezeichneter Schuß«, sagte Ute zu niemand Besonderem. »Wirklich ausgezeichnet. Hätte den Burschen gut gebrauchen können, damals, in meinen Sturm-und-Drang-Jahren.«
    Sarah zog eine Grimasse.
    Utes Antwort bestand in einem Grinsen, das kräftige, von Kautabak bräunlich verfärbte Zähne enthüllte.
    »Du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen, daß das Pack vom Spring Canyon wieder hier auftauchen könnte, um dich zu belästigen«, sagte er. »Die Schweinehunde haben Angst, ihr Lager zu verlassen.«
    »Das bezweifle ich«, meinte Sarah.
    »Jedesmal, wenn sie ausreiten, passiert etwas«, sagte Conner, wobei er betont interessiert den Himmel betrachtete.
    »Und selbst, wenn sie hübsch zu Hause bleiben, scheinen sie wie vom Pech verfolgt«, fügte Ute hinzu. »Hab’ gehört, die Jungs hätten ein ganzes Faß Munition verloren. Die Patronen sollen einfach so rausgehüpft sein und sich von ganz allein davongemacht haben.«
    Conner kicherte.
    Sarah warf Ute einen scharfen Blick von der Seite zu. Sein glattes, graues Haar, die schmalen, dunklen Augen und die hohen Wangenknochen hätten besser zu einem Propheten oder Priester gepaßt.
    Statt dessen gehörten sie einem ehemaligen Banditen und Bankräuber, der einen Bienenkorb umstoßen würde, nur um sich über das darauffolgende Tohuwabohu zu amüsieren.
    »Wenn du die Culpeppers schon schikanieren mußt«, sagte Sarah, »dann halte wenigstens Conner aus der Sache heraus.«
    Ute senkte den Kopf und starrte auf seine staubbedeckten Mokassins. Sarah war die einzige, die die Fähigkeit hatte, ihn verlegen und

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