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Himmlische Leidenschaft

Titel: Himmlische Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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rötliches Feuer schimmern, seidig glatt und strahlend und höchst einladend.
    Es kostete Case seine gesamte Selbstbeherrschung, nicht die Hand auszustrecken und ihr den abgetragenen Schlapphut vom Kopf zu ziehen, ihre Zöpfe zu lösen und seine Finger in der feurig glänzenden Haarpracht zu vergraben.
    Hunger pulsierte zwischen seinen Lenden und erzürnte ihn mit seiner Dringlichkeit. Case hob Sarah aus dem Sattel, stellte sie auf die Füße und wich dann eilig ein paar Schritte von ihr zurück.
    Die Tatsache, daß er hinkte, wenn er sich bewegte, trug ganz und gar nicht dazu bei, seine Laune zu heben.
    »Du bist dir ja sicher bewußt, daß sich der Habicht ein paar von deinen Küken holen wird«, sagte er in bemüht neutralem Tonfall.
    Sie warf ihm einen prüfenden Blick von der Seite zu. Obwohl er beherrscht bis an die Grenzen der Kälte wirkte, spürte sie instinktiv, daß sich hinter der kühlen Fassade Gefühle verbargen, die er nicht zu zeigen bereit war.
    »Da Conner die Neigung hat, aufs Geratewohl Eier zu sammeln«, erwiderte sie, »sollten noch reichlich Küken übrigbleiben.«
    Case zuckte die Achseln.
    »Bleib hier stehen, bis ich den Habicht befreit habe«, sagte sie. »Ich brauche Platz, um den Arm zu schwingen.«
    Sie sprach mit leiser Stimme auf den Raubvogel ein, während sie zu einer Stelle ging, wo eine Platte aus Grundgestein aus der Flanke des Hügels herausragte, den Cricket gerade erklommen hatte.
    Trotz der kühlen Luft, die von fernen Gipfeln herabfloß, speicherte das Land weit unten in der Tiefe genügend Sonnenhitze, um Ströme warmer Luft um den Hügel herum aufsteigen zu lassen. Wie eine unsichtbare Woge umspülte der laue Wind, der sich vom Boden des Canyons erhob, den Felsvorsprung, auf dem Sarah stand, um von dort aus weiter in den Himmel emporzusteigen.
    Der Habicht schlug aufgeregt mit den Flügeln und lehnte sich in den warmen Luftstrom.
    Sarah murmelte ununterbrochen sanfte, beschwichtigende Worte und streichelte das Gefieder des Vogels.
    »Ruhig, ganz ruhig«, flüsterte sie. »Dein Kropf ist voller Futter. Dein Flügel ist geheilt. Und es gibt eine Menge sicherer Schlafplätze in der Nähe. Alles, was du jetzt noch brauchst, ist ein kräftiger Aufwind, um dich in die Luft zu schwingen.«
    Nach einer Weile gab der Vogel seine Flugversuche auf. Aber noch immer liefen erwartungsvolle Schauer durch seinen Körper, als wüßte er, daß die Freiheit in greifbarer Nähe war.
    Was dann folgte, geschah so schnell, daß Case Mühe hatte, Sarahs Bewegungen voneinander zu unterscheiden. Mit einer blitzschnellen Bewegung ihrer linken Hand zog sie dem Habicht die Kappe vom Kopf und warf den Vogel gleichzeitig mit einem kräftigen Aufwärtsschwung ihres rechten Arms in die Luft.
    Flatternde Flügel zeichneten sich sekundenlang als schwarze Silhouette gegen das gold-orangefarbene Licht der untergehenden Sonne ab. Dann sank der Habicht in die Tiefe unterhalb des Felsvorsprungs und verschwand aus dem Blickfeld.
    Einen Herzschlag lang befürchtete Case schon, daß der Vogel nicht flugfähig war. Doch gleich darauf schoß ein schwarzer Schatten wie ein Komet aus der Tiefe empor, um sich mit jedem kraftvollen Flügelschlag höher und höher in die Luft zu schrauben, bis der Raubvogel nur noch als ein winziger Punkt gegen die farbenprächtige Helligkeit des Himmels zu sehen war.
    Ein süßer, frohlockender, wilder Schrei drang an das Ohr des Mannes und der Frau, die das faszinierende Schauspiel von der Erde aus verfolgten.
    Leicht hinkend ging Case zu dem Felsvorsprung. Er ignorierte den Schmerz seiner Verletzungen. Er hatte schon Schlimmeres durchgemacht. Und er zweifelte nicht daran, daß ihm die Zukunft wahrscheinlich noch mehr Schmerz bringen würde.
    Aber alles, was ihn in diesem Moment beschäftigte, war das silbrige Aufblitzen von Kummer, das er in Sarahs Augen gesehen hatte.
    Schweigend trat er neben sie.
    »Mach dir keine Sorgen. Der Habicht wird durchkommen, davon bin ich überzeugt«, sagte er ruhig. »Er fliegt wundervoll.«
    »Ich weiß«, erwiderte sie rauh. »Es ist nur ...«
    »Was?«
    »Ich würde meine Seele dafür geben, wenn ich mit ihm fliegen könnte.«
    Die Sehnsucht, die in ihrer Stimme mitschwang, stach wie mit goldenen Nadeln durch ihn hindurch. Plötzlich fühlte er eine Seelenverwandtschaft mit ihr, so intensiv, daß sie fast schmerzlich war.
    Noch gefährlicher und wirkungsvoller als jedes körperliche Verlangen vermochte das Gefühl innerer Verbundenheit mit Sarah die

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